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1604 - Panoptikum des Schreckens

1604 - Panoptikum des Schreckens

Titel: 1604 - Panoptikum des Schreckens
Autoren: Jason Dark
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nicht.«
    »Gratuliere.«
    Purdy gab keine Antwort mehr. Sie gingen auf die Gitterstäbe zu, um sich die Armee aus dem Grab aus der Nähe anschauen zu können.
    Als sie stehen blieb, kam ihr das Licht, das die Gestalten hinter dem Gitter aus der Dunkelheit holte, silbrig vor.
    Wer immer dieses Panoptikum des Schreckens besuchte, der tat es freiwillig. Das war auch bei Purdy Prentiss der Fall gewesen.
    Sie dachte daran, dass sie einiges in ihrem Leben hinter sich hatte, darunter auch einen Besuch des London Dungeon, in dem wirklich schreckliche Szenen zu sehen waren. Damals hatte sie das Gleiche empfunden wie jetzt.
    Sie fühlte sich unwohl. Etwas war hier vorhanden, das ihr dieses Gefühl vermittelte. Und deshalb wirkte das Lächeln auf ihrem Gesicht auch wie eingefroren.
    Einen Schritt vor dem Gitter blieb sie stehen.
    Auch Rudy hatte angehalten. Er gab keinen Kommentar ab und ließ sie erst mal in Ruhe das betrachten, was hinter den Eisenstäben zu sehen war.
    Es waren schlimme Gestalten. Nackte Monstren, die sowohl weiblich als auch männlich waren.
    Manche standen da in einer vorgebeugten Haltung. Andere wiederum hatten dumpfe, entstellte Gesichter, wobei einige ihre Mäuler weit aufgerissen hatten, als wären sie drauf und dran, nach einer Beute zu schnappen.
    Es gab auch Gestalten, die Totenschädel hatten.
    Das Wachs hatte die Knochen nicht naturgetreu nachgestalten können, sie schimmerten in einem fahlen Gelb.
    Eines hatten die Gestalten gemeinsam: Sie alle standen wie auf dem Sprung, als würden sie darauf warten, sich im nächsten Moment abstoßen zu können, um dem Betrachter an die Kehle zu gehen. Darauf wiesen auch die griffbereiten Hände hin.
    »Cool, nicht?«
    Purdy hob die Schultern. »Ich weiß nicht, ob ich das unbedingt als cool bezeichnen möchte.«
    »Aber es gehört dazu.«
    »Sicher. Und wer sind die Typen?«, fragte Purdy.
    Rudy hob die Schultern. »Ich sage immer, dass es Myras Lieblinge sind. Sie hat großen Spaß daran.«
    »Dann ist sie ihre Schöpferin?«
    »Kann man sagen.«
    »Und was treibt sie dazu, solche schaurigen Wachsfiguren herzustellen?«
    »Das weiß ich nicht, Madam. Sie ist was Besonderes.«
    »Klar, danach sieht sie auch aus.«
    »Haben Sie Angst vor ihr?« Purdy winkte ab. »Ich war nur erstaunt über ihr Aussehen und über ihr Outfit.«
    »Das gehört alles dazu«, erklärte der Junge, wobei sich seine Stimme irgendwie geheimnisvoll anhörte. »Das hier ist eine besondere Welt.«
    »Habe ich mir schon gedacht.«
    Purdy war eine Frau, die mit beiden Beinen in der Realität stand. Die zudem ein besonderes Schicksal hinter sich hatte, denn ihr erstes Leben hatte sie auf dem längst versunkenen Kontinent Atlantis verbracht.
    Einige Fähigkeiten aus dieser Zeit steckten noch in ihr, und es gab Ereignisse in ihrem Leben, die für einen normalen Menschen undenkbar gewesen wären.
    Und hier hatte sie wieder einmal den Eindruck, etwas Unnormales zu erleben.
    Das machte sie etwas nervös.
    »Wir können gehen, Madam.«
    »Ja, wie du willst. Und wohin führst du mich jetzt?«
    »Lassen Sie sich überraschen.«
    »Okay, du bist der Chef.«
    »Dann kommen Sie.«
    »Gut.«
    Rudy nahm wieder ihre Hand und führte sie zur rechten Seite, denn dort öffnete sich ein Gang, der schmaler war als derjenige, durch den sie gekommen waren.
    Der silbrige Schein des Lichts verschwand. Sie schritten durch einen düster-roten Gang, aus dem kleine Lampen an den Wänden ihr Licht abgaben.
    Sie wirkten wie Augen, die den Besuchern entgegen glotzten.
    Noch etwas veränderte sich.
    Die Stille verschwand und Purdy hörte plötzlich die Stimmen, die ihre Ohren als geheimnisvolles Flüstern und Zischen von allen Seiten erreichten, sodass sie das Gefühl hatte, als wären in den Wänden irgendwelche geisterhaften Gestalten versteckt, die sie heimlich beobachteten.
    Die Staatsanwältin verzögerte ihre Schritte.
    »Hörst du die Stimmen auch?«, flüsterte sie.
    »Klar«, erwiderte Rudy locker.
    »Und wer ist das?«
    Der Junge blieb stehen, bevor er antwortete. »Das sind die Stimmen der Toten. So wird es den Besuchern immer gesagt.«
    »Aha. Und welcher Toten?«
    »Die der Menschen, die hier umgekommen sind. Diese Familie.« Rudy erklärte es mit einer Selbstverständlichkeit, die Purdy Prentiss schon nachdenklich machte.
    »Aber wer tot ist, der kann sich nicht mehr melden. Oder wie siehst du das?«
    »Keine Ahnung. Man sollte jedenfalls nicht weiter darüber nachdenken, finde ich.«
    »Und woher weißt du
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