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1599 - Ein Freund von ES

Titel: 1599 - Ein Freund von ES
Autoren: Unbekannt
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würden.
    Den Bio-Tanks traute Quarigan, wie gesagt, nicht recht.
    Irgendwie hatte man sich an die Riege der Unsterblichen gewöhnt. Ohne sie wäre das Leben in der Milchstraße um einiges ärmer geworden. Und das in vielerlei Hinsicht.
    Quarigan sagte zu sich: Möge ES ihnen die Unsterblichkeit gewähren!
    In seinem Kontrollbericht vermerkte der Ära-Mediziner: „Keine besonderen Vorkommnisse!"
     
    3.
     
    „Paunaro, kapsle dich nicht ab. Ich bin dein Freund."
    Der kleine Mann mit dem großen kugeligen Kopf redete auf den Nakken wie auf ein krankes Kind ein. Sato Ambush sah es zumindest so. Denn Paunaros abweisende Haltung machte auf ihn den Eindruck von Sturheit, obwohl man Verhaltensweisen von Nakken besser nicht nach menschlichen Maßstäben messen sollte. Aber der Pararealist kannte die Nakken wie kein anderer Mensch. Und er glaubte zu wissen, daß Paunaros Schweigen eher auf eine Trotzreaktion zurückzuführen war als auf geistige Entrücktheit. „Du bist uns Rechenschaft schuldig, Paunaro. Wir müssen erfahren, was auf Wanderer vorgefallen ist."
    Paunaro war mitsamt den 14 Zellaktivatoren und seinen 290 Artgenossen, auf dem Dreizackschiff TARFALA und mit der CATALINA MORANI zur Rettungsaktion von ES nach Wanderer geflogen. Aber Paunaro war mit der TARFALA allein zurückgekehrt. Aus seinem kargen Bericht war lediglich hervorgegangen, daß ES durch ein Koagulat von mit Fehlinformationen übersättigten Psionischen Informationsquanten gestört worden wäre und daß die Nakken diese eliminiert hätten. ES war somit gerettet, sein gestörter Zeitsinn wieder normalisiert worden.
    Dieser Vorgang war im ganzen Solsystem als eine Art psionisches Wetterleuchten zu beobachten gewesen, wie als optisches Zeichen für die Wiederherstellung und Erneuerung der Superintelligenz. Danach war Wanderer wieder verschwunden und hatte sich nicht wieder gezeigt. Und ES selbst hatte kein weiteres Lebenszeichen von sich gegeben. Vielleicht war die Superintelligenz der Ansicht, daß der Informationspflicht mit dem Bericht des nach Terra zurückkehrenden Paunaro Genüge getan sei.
    Aber von dem Nakken waren keine Einzelheiten zu erfahren. Auf die Frage, wo denn seine 290 Artgenossen verblieben seien, antwortete er nur, daß sie „heimgegangen" seien. Und in Sato Ambushs Ohren klang das traurig und wehmütig. Offenbar beneidete Paunaro die anderen Nakken um ihr Schicksal.
    Natürlich war Paunaro auch außerstande darüber Auskunft zu geben, welche Pläne ES hatte und ob die Superintelligenz das weitere Schicksal der ehemaligen Zellaktivatorträger bedacht hatte. Der Nakk hüllte sich fortan in Schweigen, und nicht einmal Sato Ambush, der meinte, als einziger Terraner mit Nakken halbwegs umgehen zu können, konnte ihn zum Sprechen bringen. Bereits seit Stunden bemühte er sich nach allen Regeln der Kunst, Paunaro auszufragen. Vergeblich. Der Nakk schwieg beharrlich. „Was auf Wanderer vorgefallen ist, das geht nicht nur dich alleine etwas an. Du hast deine Artgenossen verloren. Schön und gut. Du sagst, daß sie heimgegangen sind. Aber was genau meinst du damit?"
    Der Gastropoide zeigte noch immer keine Reaktion. Er schwebte reglos einige Zentimeter über dem Boden und hatte die mechanischen Stielaugen seiner Sichtsprechmaske in irgendwelche Fernen gerichtet.
    Wie sich Sato auch positionierte, er konnte sich nicht in ihr Blickfeld bringen. „Weißt du, was ich glaube, Paunaro. Du gefällst dir in Selbstmitleid. Was aus deinen zweihundertundneunzig Artgenossen auch geworden ist, du bist nicht der letzte Blau-Nakk. Es gibt auf den Ferntransmittern der Estartu-Völker noch etliche deiner Art."
    Als sei dies eine magische Formel, richtete Paunaro seine Optik plötzlich auf den Pararealisten.
    Und dann sprach er, zum erstenmal seit Stunden. „Du hast recht, Sato", sagte er mit seiner mechanischen Stimme. „Ich bin nicht allein. Ich werde alle meine noch lebenden Artgenossen um mich sammeln. Gemeinsam werden wir stark genug sein, um ES dazu zu bringen, uns ebenfalls ..."
    Der Nakk verstummte. „Was wolltest du sagen, Paunaro", hakte er sofort nach. „... uns ebenfalls an den uns zustehenden Platz einkehren zu lassen", vollendete der Nakk den Satz. Er gab seinem Synthesizer einen sehnsuchtsvollen Klang, als er hinzufügte: „Heimkehren."
    Da Paunaro die entscheidenden Worte nicht selbst aussprach, tat es Sato Ambush für ihn. „Was meinst du mit heimgegangen und heimkehren, Paunaro?" fragte er und gab die mögliche Antwort selbst.
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