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1595 - Die sterbenden Engel

1595 - Die sterbenden Engel

Titel: 1595 - Die sterbenden Engel
Autoren: Jason Dark
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nicht.
    Der Computer war ausgeschaltet. Nichts hätte damit geschehen können, und trotzdem hörte ich das Rauschen und sah den Schnee auf dem Monitor.
    Ich trat näher an ihn heran. Es war ganz natürlich, dass sich in meinem Kopf die Gedanken jagten, und ich kam sogar zu einem Ergebnis.
    Ich glaubte jetzt daran, dass mir jemand auf eine geheimnisvolle Weise eine Botschaft schicken wollte. Nur wer steckte dahinter, und wie sollte ich die Botschaft einstufen? Was wollte man mir damit sagen?
    Ich trat näher an den Bildschirm heran und bückte mich auch, um ihn besser sehen zu können Ja, das war Schnee. Nichts anderes. Zusammengesetzt aus zahlreichen grauweißen Punkten. Ein Flimmern, das den Augen nicht gut tat, und ich wollte auch nicht länger darauf schauen.
    Bis mir etwas auffiel.
    Zuerst dachte ich, dass mir meine Augen einen Streich spielen würden.
    Aber ich war neugierig geworden und konzentrierte mich intensiv auf das Gewusel.
    Ja, da war etwas. Man musste schon sehr genau hinschauen, um das zu erkennen, was sich in der Mitte des Bildschirms tat. Dort war tatsächlich etwas entstanden.
    Es sah aus wie ein großes X!
    Zunächst dachte ich an eine Täuschung. Doch als ich mich noch stärker darauf konzentrierte, musste ich mir eingestehen, dass dort wirklich dieser Buchstabe abgebildet war.
    Oder war es kein Buchstabe?
    Jedenfalls konnte ich damit nichts anfangen. Dieses X hatte unter Umständen auch eine andere Bedeutung, und so schössen mit verschiedene Möglichkeiten durch den Kopf.
    Als X war schon immer der Körper eines Menschen dargestellt worden.
    Ich dachte sofort an die berühmte Zeichnung eines Menschen von Leonardo da Vinci, denn genau die malte sich inmitten des Schneegeriesels ab.
    Ich war mir hundertprozentig sicher und ging jetzt davon aus, dass ich es als eine Botschaft ansehen musste. Irgendeine unbekannte Macht hatte sich auf diese Weise offenbart, um mir eine Botschaft zu vermitteln.
    Das war auch gut und schön, aber leider konnte ich damit nichts anfangen. Es brachte mich keinen Schritt weiter. Ich zerbrach mir den Kopf darüber, aber es gab im Moment keine Erklärung für mich, was diese Figur bedeuten sollte. Und sie zog sich zurück. Da ich mich stark auf sie konzentriert hatte, war es deutlich zu sehen. Dann gab es das X nicht mehr. Nur noch den Schnee. Ich hob die Schultern und dachte daran, das Büro endgültig zu verlassen. Die Botschaft würde ich nicht vergessen, denn für mich stand fest, dass es so etwas wie ein Anfang war. Die Ruhe war dahin. Ich hatte etwas, worüber ich nachdenken konnte. Aber dabei würde es bestimmt nicht bleiben…
    ***
    Auch auf der Fahrt zu meiner Wohnung vergaß ich den Vorfall nicht. Er spukte permanent durch meinen Kopf. Auch dann noch, als ich in der Mikrowelle eine Pizza aufbackte.
    Danach tat ich etwas, was man keinen Kindern vormachen sollte. Ich setzte mich an den Tisch, aß und schaute dabei in die Glotze.
    Nachrichten gab es genug, und nur die wenigsten waren positiv. Es machte keinen Spaß, sich die Bilder voller Gewalt anzuschauen, aber auch das gehörte zum Leben.
    Fernsehen, essen und denken oder erinnern. Das traf bei mir zu. Es ging mir besonders um das Erinnern, und da sah ich wieder den Monitor in Glendas Büro vor mir.
    Der Schnee, das Geriesel und das X dazwischen. Oder ein Mensch, der nur diese stilisierte Form angenommen hatte.
    Ich hatte meine Probleme, eine Lösung zu finden. Da konnte ich mir noch so sehr den Kopf zerbrechen, und ich musste es schließlich als einen allgemeinen Hinwies werten. Aber worauf?
    Das war die entscheidende Frage. Wer gab mir einen derartigen Hinweis - und warum? War es eine verborgene Macht, die irgendwo im Hintergrund lauerte und mich auf etwas Bestimmtes aufmerksam machen wollte? Es war möglich. Allerdings hätte ich mir schon den Kopf mehrmals zerbrechen müssen, um hinter das zu kommen, um was es wirklich ging. Ich wusste es einfach nicht.
    Es war keine große Pizza gewesen. Mir hatte sie gereicht. Ebenso die Dose Bier. Das typische Mahl eines Singles eben.
    Ich brachte den Teller zurück in die Küche und stellte ihn dort auf der Spüle ab. Auch jetzt wollte das Erlebte nicht aus meinem Kopf. Und ich sah es weiterhin als so etwas wie eine Botschaft an. Irgendwas würde noch eintreten, da war ich mir sicher.
    Mit diesen Gedanken kehrte ich zurück ins Wohnzimmer und blieb auf der Schwelle stehen.
    Ich hatte einen wirklich guten Blick auf die Glotze. Rundherum gab es nichts, was mich störte.
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