Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
157 - Das Erbe der Alten

157 - Das Erbe der Alten

Titel: 157 - Das Erbe der Alten
Autoren: Jo Zybell
Vom Netzwerk:
Geschwindigkeit die Magnetschwebezelle unterwegs war. »Ein paar Tage nach unserem Start von der Erde haben außerirdische Invasoren Hunderte von Nuklearbomben dort gezündet.« Er schüttelte den Kopf. Allein die Erinnerung machte ihn fassungslos. »Als wir mit der PHOBOS vorbei flogen, sah ich Rauchpilze in der Atmosphäre, und Feuersbrünste unvorstellbaren Ausmaßes in vielen wolkenfreien Regionen. Ich muss also mit allem rechnen, was die Menschen betrifft, die ich liebe.«
    »Furchtbar…«, flüsterte Aquarius. Anders als sein temperamentvoller Gefährte ergriff er selten das Wort. Meist beobachtete er nur still. »Das ist so furchtbar…« Der Baumsprecher-Lehrling mit dem langen blauen Haar verbarg das Gesicht in den Händen.
    Anfangs hatte Matthew den kaum zwanzigjährigen Jungen für eine scheue Mimose ohne jedes Selbstvertrauen gehalten.
    Allmählich jedoch dämmerte ihm, dass Aquarius ein ungewöhnlich begabter Mensch war, dessen wachem Geist kaum etwas entging.
    »Nach unserem Start von der Erde?«, fragte Schwarzstein.
    »Bist du also mit deinem Freund zum Mond geflogen?«
    »Mit Quart’ol? Nein. Der hätte wohl niemals freiwillig ein Raumschiff betreten. Eine Frau namens Naoki Tsuyoshi war bei mir.«
    Der Name weckte sogar die Neugier des schwermütigen Windtänzers. Der Baumsprecher saß zwischen seinen Schülern.
    Seit ihn vor zwei Tagen die Nachricht vom Tod seiner Lieblingsfrau und der Vernichtung seiner Wohnbäume wie Hagelschlag aus wolkenlosem Himmel getroffen hatte, war er nicht mehr der Alte. Er redete kaum noch und aß überhaupt nichts mehr. Jetzt aber, als der Name Tsuyoshi fiel, hob er den schmalen langen Kopf und richtete seinen müden Blick auf den Erdmann.
    »In Elysium geht man davon aus, dass diese Frau eine irdische Verwandte der Gründerin Akina Tsuyoshi war«, sagte Chandra.
    »Dann müsste sie ja über zweihundertfünfzig Jahre alt sein.«
    Schwarzstein dachte in Marsjahren. »Oder ist sie mit dir durch den Zeitriss gestürzt, Maddrax?«
    »Nein. Naoki Tsuyoshi hat ihren Körper im Laufe der Jahrhunderte mit Hilfe von elektronischen und technischen Ersatzteilen erneuert. Sie ist ein Cyborg, falls euch das etwas sagt.« Es sagte ihnen nichts, er las es in ihren Mienen. »Ein Kunstmensch«, erklärte er. »Halb Lebewesen, halb Maschine.«
    »Was ist mit ihr?«, fragte Windtänzer. Der Baumsprecher sprach mit hohler Stimme.
    »Die gigantische Explosion auf der Erde setzte einen Elektromagnetischen Impuls frei…« Schwarzstein hob fragend seine weißen Brauen, und Matt setzte neu an: »Stellt euch… eine Art unsichtbares Messer vor, mit zahllosen Klingen, das alle elektrischen Leitungen zerschneidet. Was Elektrizität ist, wisst ihr doch?«
    Obwohl sie nicht wirklich zu begreifen schienen, nickte Aquarius eifrig. Über Chandras Miene flog ein spöttisches Lächeln.
    »Nun ja«, fuhr Matt fort. »Diese unsichtbaren Klingen haben auch Naoki Tsuyoshi erwischt.« Er zuckte mit den Schultern.
    »Im Prinzip war sie zwar unsterblich, aber all ihre elektronischen Körperteile waren nun mal darauf angewiesen, dass Strom fließt…«
    »Was ist eine Nuklearbombe?« Die Frage brachte Schwarzstein einen missbilligenden Blick seines Lehrers ein.
    Bevor Drax antworten konnte, sprang Chandra auf. »Dafür ist später noch genug Zeit. Im Moment brennen uns andere Fragen unter den Nägeln. Wir waren bei Ihrem guten Freund stehen geblieben, Maddrax. Wer war er, und woher kannte er die Schriftzeichen der Alten? Sie sind uns die Antwort noch schuldig!«
    »Schuldig bin ich Ihnen gar nichts«, gab Matt zurück.
    »Schon vergessen? Ich bin derjenige, der gegen seinen Willen auf den Mars verschleppt, angefeindet, bedroht und entführt wurde!«
    Sie stieg die drei Stufen zu ihm hinunter und baute sich vor ihm auf. »Ach! Bin ich nicht genauso entführt worden von diesen… Baumleuten?« Es war nicht schwer zu erkennen, dass ihr ein ganz anderer Ausdruck auf den Lippen gelegen hatte.
    »Und meinen Sie etwa, ich hätte mich darum gerissen, Ihr Kindermädchen zu spielen? Alles lief prima in meinem Leben, bis Sie aufgetaucht sind, Sie… Barbar!«
    »Wer ist hier der Barbar? Wollen Sie wissen, was ich von Ihrer angeblich so blitzsauberen marsianischen Gesellschaft halte?«
    »Sie… sie…!« Chandra rang nach Worten. Auf ihrem geröteten Gesicht waren die dunklen Pigmentstreifen kaum noch auszumachen.
    »Bitte«, unterbrach Aquarius’ Stimme den Disput.
    Matt und Chandra fuhren zu ihm herum. »Was?«,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher