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1566 - Das Musical-Gespenst

1566 - Das Musical-Gespenst

Titel: 1566 - Das Musical-Gespenst
Autoren: Jason Dark
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wirklich abhauen, Johnny?«
    »Gleich.«
    »Das heißt, wir gehen jetzt zusammen auf die Bühne?«
    Johnny winkte ab. »Meinetwegen. Aber dann ist Schluss. Ich habe keine Lust, in den Kulissen herumzuklettern, das solltest du dir merken. Das alles hier ist für mich sowieso nur Kinderkram. Da fühle ich mich nur verarscht.«
    »He, das wollte ich nicht. Ich habe dich nur dabei haben wollen, wenn das Gespenst erscheint. Du bist doch jemand, der sich damit auskennt.«
    »Das habe ich nie gesagt.«
    »Aber man weiß es.«
    »Okay, geh vor.«
    »Mach ich. Ich kenne mich hier aus. Mein Onkel hat mir das Ding mal gezeigt.«
    »Schon gut.«
    Beide trugen weiche Sneakers, sodass sie beim Gehen so gut wie nicht zu hören waren. Zudem lag ein dünner Teppich auf dem Boden.
    Grundfarbe blau, auf der helle Sterne in einem fetten Gelb leuchteten.
    Stevie war kleiner als Johnny. Er trug Jeans, ein Sweatshirt und eine dünne Jacke mit Kapuze, die auf seinem Rücken hing. Das braune Haar hatte er zu Spitzen hochgekämmt und dann gegelt, damit es in Form gehalten wurde. Er blieb auf dem direkten Weg zur Bühne. Aber er schaute sich auch um, weil er sicher sein wollte, dass Johnny ihm auf den Fersen blieb.
    Beide umgab eine tiefe Stille. Es war kaum vorstellbar, dass hier gesungen und getanzt wurde. Johnny kam es vor, als würde die Umgebung tief ein- und durchatmen, um sich auf die nächsten sechs Tage vorzubereiten, wenn die Maschinerie wieder anlief, und zwar sehr erfolgreich, denn es hatte bisher keine Vorstellung gegeben, die nicht ausverkauft gewesen war.
    Die Doppeltüren zu den Eingängen standen offen. Der Blick war von überall her gleich.
    »He, das sieht doch stark aus, nicht?«
    Johnny gab die Antwort durch ein Nicken.
    Links lag die Bühne. Sie war offen, der Vorhang war zur Seite gezogen.
    Vor ihnen breitete sich das große Halbrund des Zuschauerraums aus.
    Beim ersten Hinschauen konnte man den Eindruck haben, dass er im Dunkeln lag, was nicht zutraf, denn ein schwaches Licht fiel vom Dach her auf die gepolsterten Stuhlreihen, die dicht an dicht standen.
    Die Bühne war leer. Sehr breit, auch sehr tief und dunkel. Der Hintergrund war nicht zu erkennen, nur eine Notbeleuchtung brannte.
    Die Lampen hingen unter der Bühnendecke und malten so etwas wie einen breiten Regenbogen auf die Bühne.
    »Ist echt ein Hammer, was?«
    Johnny hob die Schultern. »Weiß ich nicht. Gefüllt gefällt sie mir besser.«
    »Aber jetzt gehört sie uns allein.«
    Johnny musste lachen, dämpfte es allerdings. »Was willst du damit sagen? Hast du vor, den Hampelmann auf der Bühne zu spielen?«
    »Nein. Wenn ich spiele, dann bin ich der Star. Eben der Ghostwriter.« Er lachte kichernd. »Super, wie?«
    »Das bringt doch nichts.«
    Stevie drehte Johnny den Kopf zu.
    »He, was soll das? Du kannst doch mitkommen! Nur für ein paar Minuten! Mal das Gefühl auskosten, auch wenn wir keine Musik hören und keine Schauspieler und Sänger um uns herum haben. Du musst nur ein wenig Fantasie haben.«
    »Ja, ja, schon gut. Ich gehe mit.«
    »Super.«
    Johnny ging hinter Stevie Mulligan her. Er fragte sich, warum er mitgegangen war und sich so etwas antat. Das war doch verrückt, das tat kein normaler Mensch, aber Johnny dachte auch daran, wie wenig normal sein Leben bisher verlaufen war. Er war in ein Elternhaus hineingeboren, bei dem das Unheimliche und Unfassbare an der Tagesordnung war.
    Davon war auch er nicht verschont geblieben. Und wer konnte schon von sich behaupten, eine Wölfin mit menschlicher Seele als Beschützerin für einige Jahre seines Lebens gehabt zu haben?
    Trotzdem versuchte Johnny, ein möglichst normales Leben zu führen. Er hatte die Schule hinter sich gebracht, er ging auf die Uni, er nahm an deren Leben teil, aber immer wieder gab es diese unheimlichen Fälle, die sein Vater Bill, ein Reporter, förmlich anzuziehen schien. Ja, er war sogar manchmal regelrecht auf der Suche nach ungewöhnlichen Fällen und arbeitete dabei oft mit seinem besten Freund, dem Geisterjäger John Sinclair, zusammen, was Sheila, Johnnys Mutter, gar nicht passte.
    Wenn sie gewusst hätte, wo sich ihr Sohn herumtrieb, sie hätte nur den Kopf geschüttelt oder protestiert.
    Es gab tatsächlich verschiedene Stege, über die man die Bühne erreichen konnte, wie Stevie Mulligan gesagt hatte. Einer von ihnen befand sich in ihrer Nähe, und auf den steuerte Stevie zu.
    Der Steg war mit einem dünnen Teppich bedeckt und breit genug, dass die Akteure dort auch
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