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156 - Auf dem roten Planeten

156 - Auf dem roten Planeten

Titel: 156 - Auf dem roten Planeten
Autoren: Jo Zybell
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von diesem Irdischen ausgeht, dieselbe zerstörerische Kraft, die unseren Mutterplaneten schon vor der Zeit der Gründer mit Krieg überzog, mit dem Blut der Hingeschlachteten überschwemmte und mit den Tränen der Gequälten tränkte. Und bis zum heutigen Tag wirkt diese böse Kraft in eben jener Weise auf der Erde, wie wir leider erfahren mussten, als unsere Expedition von wenigen Jahren den Mutterplaneten besuchte.«
    Wieder ließ sie ihre gedrechselten Sätze ein paar Sekunden lang wirken. »Was nun Chandra Tsuyoshi betrifft, meine verehrten Herren und Damen Ratsmitglieder: Wie sollte denn eine einzelne Frau dieser Kraft widerstehen, wenn selbst die Elite des Mars ihrem Gift Tribut zollen muss, wie wir eben erleben mussten? Maddrax hat Chandra becircst, glauben Sie mir! Ein gerissener Verführer ist er, eine gefährliche Schlange…!«
    »Verzeihen Sie, wenn ich unterbreche, Dame Ratspräsidentin«, meldete sich Ruman Delphis zu Wort, wie Lux ein unabhängiger Berater der Regierung. »Aber ich halte es für ausgeschlossen, dass Chandra und der irdische Halbbarbar ohne jede Hilfe von außen…«
    »Genau so ist es!«, schnitt Cansu Alison Tsuyoshi ihm das Wort ab. »Unterschätzen wir Maddrax' Gewaltpotential nicht, dennoch hätte er niemals ohne fremde Hilfe fliehen können. Wir aber werden die Fluchthelfer finden!« Sie tippte mit dem rechten Zeigefinger auf den Tisch. »Sie müssen bestraft werden, genau wie meine arme Cousine Chandra bestraft werden muss.«
    »Sie reden, als hätten Sie bereits Hinweise auf die Fluchthelfer«, sagte Ettondo Lupos Gonzales.
    »In der Tat, die haben wir.« Die Ratspräsidentin sank wieder in ihren Sessel. »Bitte, Herr Carter Loy.«
    Carter Loy registrierte erstaunt, wie aufmerksam die Räte noch immer zuhörten. Cansu Alison hatte so gut wie gewonnen. Er war wieder am Zug. »Unsere Hinweise lassen sogar Schlüsse auf den Aufenthaltsort von Chandra Tsuyoshi und dem Erdmann zu«, sagte er. »Hören wir zunächst die Aussage der leitenden Sicherheitsbeamten.« Er führte seinen PAC zum Mund. »Bringen Sie bitte Sicherheitsmagister Ginkgoson und seinen Submagister herein…«
    ***
    Der Junge bog tief herabhängende Äste und Buschwerk zur Seite, fast ohne Geräusche zu verursachen. Obwohl er blütenweißes Haar hatte, schätzte Matt Drax ihn auf höchstens zwanzig Jahre. Ein Albino. Seine wächserne Haut war seltsam marmoriert und gesprenkelt. Wenn der Lichtkegel aus der Lampe des Anführers auf sie fiel, sah sie aus wie Perlmutt.
    Er hieß Schwarzstein, so viel hatte der Mann aus der Vergangenheit inzwischen mitbekommen. Schwarzstein – merkwürdiger Name für einen Weißhaarigen.
    Trotzdem achtete Matt zurzeit mehr auf die Lampe als auf ihren Träger.
    Es handelte sich um eine Petroleumlampe aus Messing, wie sie früher auf irdischen Schiffen üblich gewesen waren. So etwas hier auf dem Mars zu finden war schon seltsam genug – was Matthew aber einen Schock versetzt hatte, war eine Gravur auf dem Metall: USS RANGER.
    Er kannte dieses Schiff! Es war der Flugzeugträger, der – wie er selbst und seine Fliegerstaffel – auf mysteriöse Weise in die Zukunft geschleudert worden und auf den er vor über einem Jahr gestoßen war. [1] Hier eine Lampe der USS RANGER zu finden, die man später umbenannt hatte in USS HOPE, war schlechterdings unmöglich.
    Auf seine Frage, woher die Lampe stamme, hatte Schwarzstein nur die Schultern gezuckt und war weiter gegangen. Matt hatte sich vorgenommen, die Frage später wieder zu stellen, so lange, bis er eine befriedigende Antwort darauf erhielt.
    Schwarzstein schien die Gegend gut zu kennen. Schon den zweiten Tag gab er den Scout und führte die kleine Gruppe zielstrebig durch einen dichten Wald, der sich in den Augen des Erdenmannes durch nichts von dem Wald unterschied, in den sie vor dreißig Stunden eingedrungen waren. Jetzt zum Beispiel durchquerten sie ein Feld mit farnähnlichen Stauden, und Matt Drax kam es vor, als hätten sie dasselbe Feld schon vor einer Stunde durchquert; und zwei Stunden davor ebenfalls.
    Anfangs – vor drei oder vier Tagen, genau wusste er es nicht mehr – hatte Drax über dreißig Köpfe gezählt. Doch je weiter sie Elysium hinter sich zurückließen und je tiefer sie in den Wald eindrangen, desto rascher schrumpfte die Schar dieser eigenartigen Menschen. Nach und nach setzten sich die Waldleute in meist kleinen Gruppen ab und verschwanden im Unterholz. Jetzt waren sie nur noch zu fünft unterwegs: Matt Drax,
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