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1493 - Das Gefängnis der Kosmokratin

Titel: 1493 - Das Gefängnis der Kosmokratin
Autoren: Unbekannt
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das Fahrzeug dreißig Meter weiter in den Fluß hinaus, bis es den Bereich der Wirbel verlassen hatte.
    Es war ihm bei der Dreherei ein wenig schwindlig geworden. Er fixierte das Ufer und die hohe, schmutziggrüne Mauer des Waldes, um den Gleichgewichtssinn zu stabilisieren.
    Da sah er den alten Mann, der am Ufer saß. Er hielt eine altmodische Angel in den Händen, die Leine weit ausgeworfen, und starrte wie hypnotisiert auf den rotweißen Schwimmer, der ihm anzeigeri sollte, wann ein Fisch angebissen hatte.
     
    *
     
    Er empfand den Eindruck der Unwirklichkeit, als hätte er eine kräftige Dosis betaaktives Diäthylamid' zu sich genommen. Hier war er: auf einer fremden Welt, über zwei Millionen Lichtjahre von Terra entfernt, auf einem Planeten, der angeblich ohne intelligentes Leben war. Aber da drüben saß ein alter Mann, mit einer Angel in der Hand, wie sie heutzutage nur noch von exzentrischen Naturliebhabern benützt wurde.
    Er vergaß alles Verlangen nach Ruhe und Frieden und steuerte den Gleiter zum Ufer hin. Als er in den Bereich der Wirbel gelangte, aktivierte er das Triebwerk und hob das Fahrzeug aus dem Wasser. Der alte Mann hatte ihn bisher nicht bemerkt, oder zumindest so getan. Erst als er das Summen des Antigrav-Motors hörte, blickte er auf. .Ohne sonderliches Interesse verfolgte er den Flug des Gleiters. Das Fahrzeug landete auf einem schmalen, grasbewachsenen Streifen in unmittelbarer Nähe des Ufers. Das Ufer bildete hier eine Art natürlich entstandenen Dammes. Der Waldgrund jenseits des Dammes lag ein wenig tiefer als die Oberfläche des Flusses. Wenn der Strom Hochwasser führte, wurde der Wald bis tief ins Hinterland überschwemmt. Die Luft roch modrig. Das Land hinter dem Damm war Sumpf.
    Der einsame Passagier kletterte durch das Luk des Gleiters. Als der alte Mann ihn erblickte, fuhr er auf.
    Hastig holte er die Leine ein und legte die Angel beiseite. Das Erstaunen war ihm vom Gesicht abzulesen. „Du bist ein Terraner!" rief er.
    So klang es nicht wirklich. Er sprach Terranisch, aber die Sprache hatte sich im Lauf der Jahrhunderte gewandelt. Der Einsame stutzte zuerst; dann sank ihm die Bedeutung der Worte ins Bewußtsein. Sie hatten sich angehört wie „Du bisn Tranner." Er schritt auf den alten Mann zu. „Ja, ich bin ein Terraner", sagte er laut, langsam und deutlich. „Du auch?"
    Der alte Mann zuckte mit den Schultern. Die Geste allein wies ihn aus. „Was man so Terraner nennt", antwortete er. „Hier geboren, aber von terranischer Abstammung."
    „Das muß eine interessante Geschichte sein", meinte der Einsame. „Terraner, über zwei Millionen Lichtjahre von der Heimat entfernt.
    Du wirst mir einiges erzählen, hoffe ich. Wie heißt du?"
    „Finarem", antwortete der Alte. „Und du?"
    „Alaska", sagte der Einsame. „Alaska Saedelaere."
    Er musterte den alten Mann. Finarem war einssiebzig groß. Er hatte dichtes graues Haar, das ihm in Strähnen fast bis auf die Schultern hing. Seine Kleidung wirkte primitiv -handgearbeitet von irgend jemandem, der das Schneiderhandwerk nicht sonderlich gut verstand. Der Alte hatte einen hölzernen Kasten mit Angelgerät bei sich. Er schob ihn ein Stück weiter das Ufer hinunter und wies auf den freigewordenen Platz. „Mach's dir bequem, wenn du willst", forderte er den Einsamen auf. „Nicht viel trockener Grund hier. Das meiste ist Sumpf."
    Alaska setzte sich. Finarem unterzog ihn einer gründlichen visuellen Inspektion. „Terraner also", sagte er nachdenklich. „Was suchst du hier?"
    „Ruhe."
    „Ruhe vor wem?"
    Alaska ließ sich zurücksinken. Das Ufergras strömte einen eigenartigen, nicht unangenehmen Duft aus.
    Es tat gut, der Länge nach im Gras zu liegen und in die Sonne zu blinzeln. „Ruhe von der Anstrengung einer ergebnislosen Suche", antwortete er philosophisch. „Da kommst du ausgerechnet nach Naumaleia?"
    „Ich dachte, ich wäre auf Paopam."
    „So heißt der Planet. Diese Insel hler ist Naumaleia. Wonach suchst du?"
    „Testare."
    Er sprach, was ihm gerade in den Sinn kam. Er hatte sich schon lange nicht mehr so wohl gefühlt wie in diesem Augenblick. Es machte ihm Spaß, mit Finarem nutz- und sinnlos zu schwätzen. „Testare?" brummte der Alte. „Nie gehört. Was ist das?"
    „Ein Mensch. Nein, kein Mensch -ein Cappin in menschlicher Gestalt."
    Finarem warf ihm einen mißbilligenden Blick zu, den er nicht bemerkte, weil er die Augen geschlossen hielt. „Ich hab' keine Ahnung, wovon du sprichst", murrte der Alte.
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