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1487 - Die Dämonen-Prinzessin

1487 - Die Dämonen-Prinzessin

Titel: 1487 - Die Dämonen-Prinzessin
Autoren: Jason Dark
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hatten.
    Es waren Fratzen. Manche verzerrt, andere wieder ohne Haut, sodass sie nur aus Knochen bestanden, die allerdings aus Gummi zu bestehen schienen, denn die Schädel waren verzogen, als hätte man sie gedehnt.
    Sie taten nichts. Sie waren und blieben starr wie auch diese seltsamen Schattenflammen.
    Als Mittelpunkt sah ich Gerrit Quinn, den Jungen!
    Dunkle, recht lange Haare. Ein ernstes Gesicht. Augen, die wie suchend offen standen und in die Welt schauten, als wollten sie innerhalb des ungewöhnlichen Hintergrunds etwas entdecken, was völlig neu für ihn war.
    Und noch etwas fiel mir auf.
    Gerrit sah nicht so aus wie jemand, der sich vor der Umgebung fürchtete.
    Manchmal deutete er sogar ein Nicken an, als befände er sich in einer Zwiesprache mit einer Person, die ich nicht sah. Es konnte durchaus sein, dass er Kontakt mit einer anderen Welt hatte. Da hatte ich schon so einiges erlebt.
    Ich holte mein Kreuz nicht hervor, weil ich keine Provokation wollte. Ich stellte mich auch nicht vor den Jungen, um ihm nicht den Blick auf das Andere zu verwehren.
    Neben ihm blieb ich stehen.
    Es war jetzt sehr still geworden, denn auch Gerrits Mutter sagte nichts. Sie war mir auch nicht gefolgt und im Wohnzimmer zurück geblieben. Von dort aus beobachtete sie alles.
    So sah sie, dass ich meinen Kopf senkte und den sitzenden Jungen mit leiser Stimme ansprach.
    »Hallo Gerrit. Kannst du mich hören?«
    Er schwieg.
    »Bitte, Gerrit, ich bin mit deiner Mutter gekommen. Sie macht sich Sorgen. Sie will dir helfen, und ich möchte es auch.«
    »Geht weg, beide.«
    »Warum sollen wir das?«
    »Ihr stört. Ich will euch nicht bei mir haben. Ich – ich – gehe allein.«
    »Aber wir tun dir nichts, Gerrit. Ganz bestimmt nicht. Wir tun dir nichts Böses.«
    Er gab mir keine Antwort mehr und schaute ausschließlich in eine bestimmte Richtung. Als ich den Kopf leicht drehte, um herauszufinden, was für ihn so interessant war, sah ich nichts. Da gab es keinerlei Veränderungen. Der ungewöhnliche Hintergrund blieb bestehen, vereint mit der dunkelroten Farbe, die sogar einige Brauntöne aufwies.
    Alles war gleich geblieben, und trotzdem musste Gerrit dort etwas sehen, was ihn besonders interessierte.
    Gab es da vielleicht Schatten, die ihn irritierten?
    Ich fand es nicht heraus. Für mich blieb alles gleich. Ich wollte es trotzdem wissen und erkundigte mich mit leiser Stimme: »Was siehst du dort, Gerrit?«
    »Sie ist da.«
    Ich zuckte zusammen, denn mit einer Antwort hatte ich nicht gerechnet. Aber weiter hatte sie mich auch nicht gebracht, und so fragte ich ihn, wer sich dort aufhielt.
    »Die Prinzessin.«
    »Wer?«
    »Ja, sie.«
    »Hat sie auch einen Namen?«
    »Sie heißt Ophelia.«
    »Und?«
    »Ich mag sie, und sie mag mich. Ophelia ist wunderbar. Sie ist eine Prinzessin in ihrem Reich, und ich weiß auch, dass ich zu ihr kann. Sie mag mich. Ich bin Gerrit. Ich bin ein Märchen. Ich kann in Märchen hineingehen.«
    »Sie ist also ein Märchen«, hielt ich fest.
    »Nein, nicht nur. Ophelia ist beides. Märchen und Wirklichkeit. Sie vermischen sich, und ich sehe in eine andere Welt.«
    Ich hatte etwas gehört, aber wenig begriffen.
    Aber hatte der Junge tatsächlich die Wahrheit gesagt? Wollte er wirklich in eine andere Welt gehen? Es war schwer für mich, das zu glauben, aber ich musste auch davon ausgehen, dass sich hier Realität und Irrealität miteinander vermischten, und der Junge schien einen Weg gefunden zu haben, beides miteinander zu verbinden.
    Es war schon eine ungewöhnliche Lage, in der ich mich befand.
    Ich wusste zudem nicht, welche Reaktion richtig war. Einen Angriff starten oder den Jungen in Ruhe lassen?
    Ihn selbst sah ich nicht als feindlich an. Anders verhielt es sich mit der Welt, die ihn umgab. Da konnte man schon von einer Feindschaft sprechen, denn grundlos hatte sich mein Kreuz nicht gemeldet.
    Der Junge saß weiterhin auf seinem Bett und starrte auf den imaginären Punkt, als würde sich dort etwas öffnen.
    Mir lag eine Frage auf der Zunge. Bevor ich sie stellen konnte, kam er mir zuvor.
    »Sie sind da. Sie alle warten auf mich. Es ist einfach herrlich. Sie werden das Märchen erleben.« Er fing an zu lachen, wobei er seine Arme in die Höhe streckte. »Ich komme zu euch. Ihr braucht nicht mehr länger zu warten. Ich bin bereit…«
    »Wozu bist du bereit?« fragte ich dazwischen.
    »Für die Prinzessin. Für meine Prinzessin. Sie will mich bei sich haben, und ich halte mein Versprechen.«
    Ich mischte
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