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147 - Cardia, die Seelenlose

147 - Cardia, die Seelenlose

Titel: 147 - Cardia, die Seelenlose
Autoren: A.F.Morland
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einmal.
    Das Strahlen der magischen Kugel nahm zu. Es schien etwas an die Zeltwand zu projizieren. Der Schock traf das Pärchen mit großer Wucht.
    An der Wand entstand eine riesige grauenerregende Fratze, deren Haut sehr bleich war. Der Schädel war kahl, nur an der Seite hingen lange weiße Haare herab.
    Das schreckliche Wesen, das sich zeigte, sah böse und grausam aus. In den Augen glitzerte das kalte Feuer des Todes, und unter der wulstigen Oberlippe ragte ein kräftiges Gebiß mit langen, spitzen Augenzähnen hervor.
    Unwillkürlich fragte sich Bill Landers, ob das der Vater von Cardias Kind war, der Dämon, von dem sich die Leute erzählten. Er riß sich von diesem furchterregenden Anblick los.
    Der Unheimliche schien ihn nicht fortlassen zu wollen, aber er kämpfte sich zum Ausgang und zerrte Angie mit sich nach draußen. Kaum bestand kein Augenkontakt mehr, fühlten sich das Mädchen und der junge Mann nicht mehr an Leib und Leben bedroht.
    »Laß uns verschwinden!« keuchte Bill.
    »Und Madame Cardia?«
    »Ich glaube nicht, daß wir uns um sie zu kümmern brauchen. Die wird damit schon irgendwie fertig.«
    ***
    Jetzt klopfte das Wesen nicht nur, es schrie auch, so laut es konnte, und die Männer, die sich zu ihm durchwühlten, gaben immer wieder Antwort…
    ***
    Was diesmal passiert war, hatte Cardia schon mehrmals versucht, aber es war ihr nie geglückt. Sie hatte es nicht geschafft, mit ihrem Kind Kontakt aufzunehmen.
    Zum erstenmal hatte sie Verbindung. Es entsetzte sie, zu sehen, wie ihr Kind aussah. Unglücklich schaute sie auf den Totenkopf in der Glaskugel.
    »Sammeh!« rief sie, und der Knochenschädel reagierte. Er pendelte in der Glaskugel wie verrückt hin und her.
    »Cardia!« schrie er.
    »Sammeh!« schluchzte die Hellseherin. »Sammeh, wie geht es dir?«
    »Ich habe Schmerzen, Cardia. Er quält mich…«
    »Halte durch, Sammeh.«
    »Ich kann nicht mehr, Mutter.«
    »Du mußt, Sammeh. Du darfst nicht aufgeben. Ich brauche dich. Du weißt, daß ich ohne dich nicht leben kann.«
    »Die Schmerzen sind kaum noch zu ertragen, Cardia. Er bereitet mich vor…«
    »Worauf?«
    Sammeh antwortete nicht. Cardia wiederholte ihre Frage, doch Sammeh blieb wieder stumm.
    Der Totenschädel wurde allmählich undeutlich. Weiße Schwaden schoben sich immer wieder vor das Knochengesicht. »Warte!« schrie Cardia aufgeregt. »Bleib! Wo hat er dich hingebracht? Wo befindest du dich, Sammeh?«
    »Im… Tempel… der… Hölle…« kam es dünn aus der Zauberkugel, dann blieben die Schwaden vor dem Totenschädel.
    Cardia drehte und schüttelte die magische Kugel. »Sammeh! Sammeh!«
    Der Dämon an der Zeltwand lachte höhnisch. »Er ist nicht mehr da.«
    Die Hellseherin sprang auf und wandte sich wütend der grauenerregenden Fratze zu. »Gib mir meinen Sohn wieder!«
    »Er gehört dir nicht mehr.«
    »Ich brauche Sammeh!«
    »Ich weiß. Du wolltest die Mächte des Bösen betrügen. Das rächt sich nun. Der Arm der strafenden Gerechtigkeit wird dich niederstrecken. Du wirst Sammeh nicht Wiedersehen. Daran wirst du zugrunde gehen.«
    »Ich hole mir Sammeh zurück, und dich, dich werde ich vernichten!« schrie Cardia leidenschaftlich.
    Das kalte Feuer des Todes flackerte auf. Blitze, weiß und grell, zuckten auf Cardia zu. Sie stieß einen grellen Schrei aus und brach zusammen.
    ***
    »Wenn ich das geahnt hätte«, ächzte Bill Landers und rammte den Schlüssel ins Zündschloß, »ich hätte diese verhängnisvolle Frage nicht gestellt, das mußt du mir glauben, Angie.«
    Der Anlasser mahlte.
    »Warum mußt du nur immer so vorlaut sein?« fragte Angie vorwurfsvoll. »Warum mußt du dich über alles lustig machen?«
    »Ich tu’s bestimmt nicht wieder, Ehrenwort«, sagte Bill und fuhr los. Sein giftgrüner Ford Escort war schon sehr betagt. Zudem behandelte Bill sein Auto ziemlich schlecht und machte nicht einmal den längst fälligen Ölwechsel. Dementsprechend häufig ließ ihn das Fahrzeug auch im Stich.
    Heute hatte er Glück. Der Escort lief so klaglos wie in seinen besten Tagen. Nervös blickte Bill immer wieder in den Spiegel, während sie sich vom Rummelplatz entfernten.
    »Wir hätten nicht einfach davonlaufen dürfen«, sagte Angie, von Gewissensbissen gepeinigt.
    »Madame Cardia hat das doch selbst von uns verlangt.«
    »Wir hätten den alten Mann, der uns die Karten verkaufte, informieren müssen.«
    »Der hätte noch weniger für die Hellseherin tun können als wir«, behauptete Bill. »Mach dir um Madame
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