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1465 - Der Blutschwarm

1465 - Der Blutschwarm

Titel: 1465 - Der Blutschwarm
Autoren: Jason Dark
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nun war wieder ein Schatten zu sehen!
    Harmlos. Völlig harmlos! Der Pfarrer wollte sich nicht verrückt machen lassen. Wie oft hatte er Schatten von Vögeln gesehen und sich nichts dabei gedacht.
    Aber heute…
    Sekunden später beruhigte er sich, denn da sah er den Vogel, der den Schatten geworfen hatte. Es war eine Elster, die es sich auf einem nahen Baumast bequem machte.
    Ian Preston atmete tief aus. Er schalt sich einen Narren, so überspitzt zu reagieren. In seinem Kopf tuckerte es. Er wusste, dass die leichten Schmerzen bleiben würden, und als er schließlich auf die Uhr schaute, musste er erkennen, dass es höchste Eisenbahn war.
    Er gab sich einen Ruck. Er schaute noch einmal in den Wandspiegel, um sich zu betrachten.
    Perfekt sah er nicht aus. Da fehlte noch einiges, aber er freute sich, dass er über seinen eigenen Schatten gesprungen war. Er würde die Beerdigung durchziehen und danach alles so schnell wie möglich vergessen.
    »Okay, bringen wir es hinter uns«, flüsterte er und öffnete die Tür zur Kirche…
    ***
    »Na, Carlotta, war das ein Urlaub?«
    Das Vogelmädchen lächelte und nickte zugleich. »Tolle zwei Wochen. Ich habe viel von deinem Land gesehen, Maxine.«
    »Das auch dein Land ist.«
    »Stimmt. Und du bist mit mir geflogen. Das ist das Tollste überhaupt gewesen.«
    Maxine Wells, die Tierärztin, verdrehte die Augen. »Ich weiß. Ich habe mich hinreißen lassen.«
    »Und?« Carlotta schaute ihrer Ersatzmutter in die Augen. »Hat es dir Freude gemacht?«
    »Willst du eine ehrliche Antwort?«
    »Wir sind doch immer ehrlich zueinander – oder?«
    »Stimmt.«
    »Dann bitte!«
    Maxine Wells griff über den Campingtisch hinweg und streichelte die rechte Hand des Vogelmädchens.
    »Ja, es hat mir Spaß gemacht. Es war ein Supergefühl, mit dir durch die Luft zu schweben. Ich habe dich sogar wegen deiner Fähigkeiten beneidet.«
    »Das freut mich, wenn du es wirklich ehrlich meinst.«
    »Klar, sonst würde ich es nicht sagen.«
    »Und mir hat das Land gefallen, Max.« Ein träumerischer Ausdruck trat in die Augen des Vogelmädchens. »Es war einfach wunderbar. Fliegen über Hügel, Berge, über die vielen Lochs. Schottland ist schon einzigartig, auch wenn es nicht so warm ist wie im Süden.«
    »Das stimmt. Mich stört es nicht. Ich bin hier aufgewachsen und habe nicht vor, auszuwandern.«
    »Auch nicht nach London?«
    Die Tierärztin schüttelte verwundert den Kopf. »Bitte, wie kommst du denn gerade darauf?«
    Das Vogelmädchen senkte den Blick. »Ganz einfach. In London lebt John Sinclair, und wenn ich mich nicht irre, ist er dir nicht eben fremd – oder?«
    »Das stimmt.«
    »Ihr würdet ein tolles Paar abgeben.«
    Maxine Wells musste lachen, wobei ihr Gesicht allerdings eine leichte Röte annahm.
    »Ja, ich habe Recht!« jubelte Carlotta.
    »Nein, nein, das hast du nicht. Es stimmt, John ist ein toller Typ, und ich mag ihn auch, aber nach London zu ziehen und eine Partnerschaft mit ihm einzugehen, das ist nicht mein Ding. Ganz bestimmt nicht. Außerdem sind Männer wie er mit ihren Berufen verheiratet, und wenn du willst, ist das bei mir ebenso der Fall. Eine feste Bindung kommt für mich nicht infrage.«
    »Das ist schade, obwohl ich deine Argumente einsehe.«
    »Freut mich.«
    Carlotta hatte bisher auf die kleine Platte des Campingtischs geschaut. Jetzt hob sie ruckartig den Kopf. »Aber anrufen könntest du ihn zwischendurch mal.«
    »Das werde ich tun. Versprochen.«
    »Dann kann ich ja zufrieden sein. Ich hatte schon befürchtet, du hättest ihn vergessen.«
    »Nein, meine Liebe. Außerdem ist das wohl kaum möglich.«
    Carlotta trank ihr Glas leer. Sie drehte sich etwas von dem Geländewagen weg und ließ ihren Blick hinab in das weite Tal schweifen, durch das sich eine einzige Straße zog wie eine graue Riesenschlange. Die Fahrbahn verschwand irgendwo zwischen den Hügeln in der Nähe eines kleinen Sees.
    »Das sieht alles so friedlich aus, Max. Man könnte meinen, dass es auf der Welt keinen Ärger gibt.«
    »Ja, das könnte man.«
    »Aber es ist nicht so.«
    Carlotta musste ihren Worten nichts hinzufügen. Beide hatten erlebt, dass es noch andere Dinge gab, die mit der sichtbaren Realität wenig zu tun hatten. Die im Prinzip vergraben waren in anderen Welten, aber plötzlich und manchmal auch sehr brutal zum Vorschein kommen konnten. Dämonen, Geister und Unholde hatten die beiden schon oft genug erlebt.
    Auch Carlotta war ja kein normaler Mensch. Sie hatte Flügel. Sie konnte
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