Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1465 - Der Blutschwarm

1465 - Der Blutschwarm

Titel: 1465 - Der Blutschwarm
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
an das Gespräch mit Toby McGuire denken.
    Der Tod sollte also aus seiner Kirche gekommen sein. Aus dem Glockenturm möglicherweise.
    Aber da war nichts.
    Abgesehen von den Glocken, die ihre Pflicht taten, indem sie läuteten.
    Etwas störte ihn plötzlich.
    Es war wie ein Stich ins Gehirn. Eine Warnung, die ihm sagte, dass er besser die Augen offen halten sollte. Toby McGuire war zwar ein alter Säufer und manchmal auch spinnerig, aber er gehörte nicht zu den Menschen, die nicht richtig im Kopf waren. Und was er dem Pfarrer gesagt hatte, war mit vollem Ernst geschehen.
    Gab es da doch etwas?
    Je mehr der Mann darüber nachdachte, umso stärker wurden seine Zweifel. Es war durchaus möglich, dass sich hoch oben im Glockenturm jemand eingenistet hatte.
    Vögel zum Beispiel. Raubvögel vielleicht. Er dachte an Falken, an Sperber, an Habichte, die sich durch die Menschen gestört fühlen konnten.
    Nur musste man im Regelfall vor ihnen keine Angst haben. Sie griffen im Regelfall keine Menschen an. Es sei denn, man näherte sich ihren Nestern, in denen sie ihre Brut aufzogen.
    Zu spät war es noch nicht. Toby McGuire hatte wohl sein Haus – ein altes Erbteil – inzwischen erreicht, hockte jetzt dort und nahm wahrscheinlich noch einen letzten Drink zu sich.
    Genau darauf spekulierte der Geistliche. Er nahm den gleichen Weg, den Toby gehen musste. Nur schneller als der alte Schluckspecht, und er fand es schon seltsam, dass er immer öfter seinen Blick in den dunklen Nachthimmel richtete, um herauszufinden, ob er nicht unterhalb der Wolkendecke irgendwelche Bewegungen entdeckte.
    Das war nicht der Fall. Es blieb ruhig. Die Luft behielt ihre Kühle bei. Auf der schmalen Straße begegnete ihm kein Mensch. Zudem war es still, sodass der Pfarrer seine Schritte überdeutlich hörte.
    Aber auch etwas anderes.
    Das Geräusch zwang ihn dazu, stehen zu bleiben. Er hatte es nicht genau identifizieren können, aber es war vorhanden gewesen und hatte sich angehört wie ein heftiges Flattern.
    Flügel? Schwingen?
    Die beiden Begriffe gingen ihm nicht mehr aus dem Kopf. Er blieb stehen, drehte sich dabei auf der Stelle, blickte in die Höhe, sah den Umriss des Kirchturms und glaubte, zwischen sich und dem Turm etwas durch die Luft flattern zu sehen.
    Vögel?
    Bevor er sich deutlicher darauf konzentrieren konnte, waren die Bewegungen verschwunden.
    Der Pfarrer atmete tief durch. Er spürte auf seinem Rücken die kalten Schweißperlen, und dabei kam ihm in den Sinn, dass sich Toby McGuire doch nicht geirrt hatte.
    Jetzt hatte er wirklich einen Grund, ihm bestimmte Fragen zu stellen. Egal, ob der Mann schon schlief. Bis zum Haus war es kein weiter Weg mehr.
    Ian Preston wollte ihn schnell zurücklegen, aber er wollte dabei auch die Umgebung nicht aus den Augen lassen. Die Vögel konnten zurückkehren, um über ihn herzufallen.
    Es passierte nicht.
    Etwas anderes trat ein, und es erwischte den Pfarrer mit der Wucht eines Keulenschlags.
    Es war mehr Zufall, dass er nach links geschaut hatte. Dort stand kein Haus, da war nur eine Obstwiese, und als sein Blick darüber hinweg zur alten Eiche glitt, sah er den dunklen Gegenstand im Gras liegen, der nicht dorthin gehörte.
    Er lief hin.
    Er lief schneller – und stoppte dann abrupt.
    Vor ihm lag Toby McGuire.
    Er war tot!
    Selbst in der Dunkelheit war deutlich zu erkennen, dass sein Gesicht in Fetzen zerrissen worden war…
    ***
    Plötzlich wurde dem Pfarrer eiskalt. Toby hatte ihm vom Tod erzählt. Jetzt fühlte sich Ian Preston, als wäre er von den Klauenhänden des Sensenmanns berührt worden. Seine erste Starre verwandelte sich in ein heftiges Zittern. Er konnte nicht mehr klar sehen und schlug automatisch das Kreuzzeichen.
    Das folgende Gebet flüsterte er nur. In seinen Augen brannte es wie Feuer. Es dauerte eine Weile, bis er wieder klar denken konnte.
    Dann holte er das Feuerzeug aus der Tasche und bewegte die kleine Flamme über das Gesicht des Toten hinweg.
    Fast wäre die Hand zurückgezuckt und die Flamme erloschen.
    Aus der Nähe betrachtet war der Anblick des zerfetzten Gesichts noch schlimmer. Es war übersät von Wunden, und er sah auch das viele Blut, das sich auf dem Gesicht verteilt hatte.
    Als hätte jemand ein Messer genommen und mit der Spitze immer wieder in das Gesicht hineingehackt.
    Das war es nicht gewesen. Für Ian Preston stand fest, dass hier andere Wesen ihre Hände im Spiel gehabt hatten. Und das konnten nur die Vögel gewesen sein, von denen Toby McGuire in
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher