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1449 - Die Perle Moto

Titel: 1449 - Die Perle Moto
Autoren: Unbekannt
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weiß, was ihm blüht", vermutete Dao-Lin-H'ay. „Und er befindet sich natürlich in Alarmstimmung. Vielleicht werden Prinzen wie er einer speziellen Schulung unterzogen. Außerdem haben Sar-Teh und Del-Mion ihn gewarnt."
    „Das ist mir egal", murmelte Ge-Liang-P'uo erschöpft. „Ich möchte diese Sache nur so schnell wie möglich zu Ende bringen. Laß es uns einfach versuchen."
    Dao-Lin-H'ay verzichtete auf weitere Fragen und ging zu Thoy-P'ang.
    Er saß auch diesmal auf dem Lager, in derselben Haltung wie bei ihrem ersten Gespräch - als hätte er sich in dieser ganzen Zeit überhaupt nicht bewegt. „Ich habe dich erwartet", sagte er, als er sie sah. „Hast du das Rätsel inzwischen gelöst?"
    „Leider nicht."
    „Also willst du mir wieder Fragen über die Perle Moto stellen?"
    „Ja", erwiderte die Kartanin und setzte sich ihm gegenüber auf ein Polster.
    Er beobachtete sie, aber er wirkte nicht mehr so wachsam wie bei ihrem ersten Gespräch. In seinen Gedanken tauchte jetzt manchmal sogar das Bild der strahlend blauen Perle auf. „Ich gestehe, daß ich mit meinem Witz am Ende bin", sagte Dao-Lin-H'ay in einer sorgsam abgezirkelten Mischung aus Achtung vor dem, der die Lösung kannte, und der ärgerlichen Ungeduld dessen, der sich bei einem spannenden, aber möglicherweise ganz einfachen Rätsel an der Nase herumgeführt fühlte.
    Thoy-P'ang schien darauf einzugehen, denn er lächelte - das überlegene, spöttische Lächeln eines Siegers, der gelassen zusehen kann, wie sein Gegner sich sinnlos abstrampelt in dem Versuch, sich einem ohnehin unerreichbaren Ziel zu nähern. „Ich glaube nicht, daß jemand dieses Rätsel lösen kann", fuhr Dao-Lin-H'ay fort. „Es sei denn, er bekommt einen Anhaltspunkt geliefert. Und einen solchen Anhaltspunkt hattest du - gib es zu!"
    „Das ist das Glück, das dem Tüchtigen zusteht!" behauptete Thoy-P'ang. „Dann wäre es nur fair von dir, auch mir einen solchen Hinweis zu geben." Er zögerte, aber Dao-Lin-H'ay sah, daß seine Augen ein wenig glasig wurden, und sie begriff, daß Ge-Liang-P'uo noch einmal all ihre Kräfte konzentrierte. „Verrate mir den Trick bei diesem Spiel!" bat sie. „Wie kommt man an die Informationen der Perle Moto heran?"
    Noch einmal zögerte er, aber dann sanken seine Schultern ein wenig nach vorne. „Es ist eine Hyperfrequenz", sagte er langsam und widerstrebend. „Man muß sie auf die Perle Moto richten und auf eine ganz bestimmte Art und Weise modulieren, so daß sich eine Gruppe von Impulsen ergibt. Ich werde dir diese Frequenz nennen..."
    „Schreibe es auf!" befahl Dao-Lin-H'ay sanft und schob ihm eine Folie und einen Stift hin.
    Er begann zu schreiben. Dao-Lin-H'ay beobachtete ihn.
    Er hielt den Blick starr auf die Folie gerichtet, ohne auch nur ein einziges Mal zu blinzeln. Thoy-P'ang konzentrierte sich völlig auf die Zahlenreihe. Er schrieb schnell und exakt, als hätte er es eilig, es hinter sich zu bringen. „Das ist alles", sagte er schließlich und reichte die Folie zu ihr hinüber. „Gut", murmelte sie, nahm die Folie ,an sich und stand auf. „Ich danke dir, Thoy-P'ang."
    Er schwieg. Sein Gesicht war völlig ausdruckslos. Er rührte sich nicht, als sie ihn verließ. Ge-Liang-P'uo stand im Nebenraum. Sie hatte sich an die Wand gelehnt und hielt die Augen geschlossen. „Du hast dich unterschätzt", sagte Dao-Lin-H'ay lächelnd. „Das war ein voller Erfolg. Ich gratuliere dir!"
    Ge-Liang-P'uo antwortete nicht. Es schien fast, als hätte sie die Worte gar nicht gehört. „Willst du nicht dabeisein?" fragte Dao-Lin-H'ay. „Dies wird ein großer Augenblick."
    „Nimm Thoy-P'ang mit."
    „Nein!"
    „Warum nicht? Er kennt sich aus und kann dir helfen."
    „Hat er mir die richtigen Frequenzen genannt?"
    „Ich glaube schon."
    „Das ist alles, was ich wissen wollte", sagte Dao-Lin-H'ay ärgerlich und ließ Ge-Liang-P'uo allein.
    Sie rief sich einen Techniker zu Hilfe, und gemeinsam machten sie sich daran, jene Hyperimpulse zu erzeugen, die laut Thoy-P'ang die Perle Moto öffnen sollte.
    Dann stellten sie den Kasten mit der Perle zurecht.
    Jetzt, dachte Dao-Lin-H'ay. Endlich!
    Und dabei erinnerte sie sich an den Augenblick, in dem sie zum erstenmal eine Aufzeichnung gesehen hatte, die von der Perle Moto stammte. Das war in Thoy-P'angs Palast gewesen, in seinem Studierzimmer, das mit allerlei seltsamen Dingen vollgestopft war.
    Vielleicht sollte sie ihn doch holen lassen?
    Nur für einen Moment waren ihre Gedanken bei ihm,
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