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144 - Condano, der Magier

144 - Condano, der Magier

Titel: 144 - Condano, der Magier
Autoren: Dämonenkiller
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waren. Er mochte etwa zwanzig Jahre alt sein. Sein Gesicht war auf den ersten Blick etwas zu kantig, und seine Augen…
    Warum kann ich seine Augenfarbe nicht bestimmen? wunderte Gaby Reuter sich.
    „Schon gut", winkte sie ab. „Es hat ja nicht weh getan." Wenn er versucht hatte, sie zu bestehlen, hatte er Pech. Geld und Ausweispapiere trug sie in einem winzigen Fach am Innenleder des Stiefelschafts. Da hatten sogar Experten Pech, die sich darauf spezialisiert hatten, blitzschnell Brustbeutel abzuschneiden und damit in der Menge zu verschwinden.
    „Sie sehen so verloren aus, signorina", sagte der Italiener im quergestreiften T-Shirt. „Kann ich Ihnen helfen? Sie sind doch tedesca, Deutsche, nicht wahr?"
    „Si, aber Sie brauchen sich nicht die Zunge abzubrechen. Ich beherrsche Ihre Sprache ein wenig", sagte sie.
    Der junge Bursche stellte sich vor. Giovanni Zardoni nannte er sich. Und er schaffte es, mit einem gewinnenden Lächeln Gaby zu einem Espresso einzuladen. Natürlich am Markusplatz, wo's besonders teuer war.
    „Die Einladung nehme ich gern an, Gio…, aber wenn du mir damit imponieren willst, wieviel Geld du besitzt, bist du auf dem falschen Dampfer."
    „Aber wo werd' ich denn… ist es nicht ganz normal, Geld zu haben, Gaby? Ich habe so viel davon, daß ich es ausgeben muß. Morgen kommt es ja doch aus der Mode."
    Unwillkürlich mußte Gaby lachen. „Aber es gibt doch bestimmt sinnvollere Möglichkeiten, es auszugeben, als ausgerechnet in diesem Touristen-Nepp-Bereich!"
    Jetzt war es Zardoni, der lachte, während der Espresso und die Rechnung gebracht wurde. Mit nonchalanter Lässigkeit blätterte er die Lire-Scheine auf den Tisch. Anderswo hätte man für diesen Betrag zu den zwei Espressos auch noch ein annehmbares Essen bekommen. Die Exklusivität, vor einem der Cafes am Markusplatz in der Sonne zu sitzen und den musikalischen Gehversuchen eines Stehgeigers und dem Gurren der Tauben zu lauschen, hatte eben ihren Preis.
    „Laß mir das Vergnügen, Gaby… es ist ja auch für mich Vergnügen, das Geld zu scheffeln."
    Sie hob die Brauen. „Nach einem Millionär siehst du nicht gerade aus… Pardon… Lire-Millionäre seid ihr ja alle mit eurem Spaghetti-Geld. Ich meinte D-Mark-Millionäre."
    Giovanni handelte in Florenz mit Uhren und Schmuck, wie er erklärte, und das in einer Preiskategorie, die sich nur die High Society leisten konnte. Entsprechend, hoch waren Umsätze und Gewinne. Mal eben innerhalb weniger Stunden umgerechnet zehntausend Mark zu verdienen, mußte für Zardoni eine Kleinigkeit sein.
    Trotzdem kam er ihr ein wenig jung für diesen Beruf vor. Aber dann verdrängte sie diese Gedanken wieder. Sie nahm es, wie es kam, und warum sollte sie sich von dem jungen Florentiner nicht zum Espresso einladen lassen?
    Ein Stück Kuchen kam hinzu, und sie blieben im Gespräch. Er erfuhr, daß sie auf ungeplanter Urlaubsreise war und Pech mit der Unterkunft hatte. Großzügig bot er ihr an, ein Zimmer in seinem Hotel zu beschaffen. Auf seine Kosten natürlich.
    Da lehnte sie entschieden ab. Sie hegte die Befürchtung, daß Zardoni dafür einen Preis fordern würde, den sie zu zahlen nicht bereit war, und das machte sie ihm auch unmißverständlich klar. „Ich habe prinzipiell nichts gegen Sex, Gio, aber meinen Partner suche ich mir grundsätzlich selbst aus. Du bist zwar ein lieber Junge, mir aber doch ein bißchen unheimlich. Also vergiß es."
    Er lachte wieder. „Von Sex hast du gesprochen, Gaby. Kannst du dir nicht vorstellen, daß ein Mann auch uneigennützig helfen möchte, wenn er ein schönes Mädchen sieht? So ganz ohne Hintergedanken, gibt es das in deiner Welt nicht?"
    „Nein, Gio… das habe ich noch nie erlebt. Danke für Espresso und Kuchen, aber jetzt möchte ich doch weiter. Ich will noch was von Venedig sehen, ehe die Sonne untergeht."
    „Ich kann dir Venedig zeigen… und auch die anderen Inseln! Du wirst Dinge sehen, die kaum ein Tourist jemals zu sehen bekommt."
    Sie erhob sich.
    „Gio, ich denke, du wohnst in Florenz! Und da kennst du dich in Venedig so gut aus, daß du Fremdenführer spielen willst?"
    „Ich kenne Florenz, ich kenne Venedig, ich kenne Rom…"
    Trotzdem lehnte sie ab und verschwand in der Menge. Sie ging nicht zur Anlegestelle, obgleich sie sich ein Bad am Strand von Lido plötzlich mehr denn zuvor wünschte. Ihr war, als müsse sie etwas abspülen, das seit ihrer Begegnung mit Zardoni an ihr haftete. Dabei konnte sie nicht einmal sagen, ob dieses Etwas
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