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1428 - Wächter der BASIS

Titel: 1428 - Wächter der BASIS
Autoren: Unbekannt
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zurücklassen? Wir sollen allein weitermachen?"
    „Bitte, Ginsen. Du hast deinen Ehepartner und vier Kinder verloren, ich verstehe das. Vielen von uns geht es ähnlich."
    „Ich spreche nicht von mir", antwortete sie barsch. „Ich spreche von der Besatzung. Wir sollen hier im Leerraum zurückbleiben, ohne Kontakt zu euch, und diesen Trümmerfriedhof bewachen. In eine schlimmere Lage könntest du uns kaum bringen. Die Leute werden durchdrehen."
    Longwyn sah nachdenklich in die Bildschirmoptik, doch sie spürte, daß ihre Worte ihn nicht überzeugt hatten. Was sollte sie unternehmen? Natürlich, sie hätte einfach den Befehl verweigern können.
    Aber nein, unmöglich, dachte sie zynisch.
    Longwyn und die anderen hatten schon die richtige Wahl getroffen. Die Besatzung der MONOCEROS würde tun, was man von ihr verlangte. „Ich möchte, daß du es verstehst, Ginsen", sagte Longwyn. „Wir haben die Wahl mit Hilfe- der Syntrons getroffen.
    Von allen Schiffen, die in Frage kommen, billigen wir der MONOCEROS den besten Durchschnitt an psychischer Stabilität zu.
    Es bleibt dabei. Wir fliegen weiter, und die MONOCEROS bewacht die Basis."
    „Ein zerlegtes Ding", gab sie bitter zurück. „Aber ein sehr wichtiges Ding. Du bist die Kommandantin. Sorge dafür, daß ihr über die Runden kommt und eure Aufgabe erfüllt."
    Ginsen lachte humorlos. „Nun gut, Ian.
    Aber eines sage ich dir. Du hast dich mit dem Psychoprofil der Mannschaft beschäftigt, also weißt du, wie die Dinge liegen. Die Leute mögen mich nicht. Wenn das hier vorbei ist, werden sie mich hassen."
     
    *
     
    Ginsen Khartu war eine schlanke, durchtrainierte Frau mit aschblondem Haar, etwas mehr als hundertsiebzig Zentimeter groß und dreiundvierzig Jahre alt. Auf das Alter bildete sie sich mit Recht eine Menge ein. Niemand in ihrem Akademiejahrgang hatte es so rasch so weit gebracht, und am Ende hatte die MONOCEROS sogar dem Verband angehört, der nach Tarkan startete ... Heute verfluchte Ginsen diesen Tag.
    Nun, nachdem die Kinder und ihr Mann seit vielen Jahrhunderten tot waren, stand sie allein da. Nicht ein einziges Besatzungsmitglied suchte Kontakt zu ihr, und sie selbst war einfach außerstande, von sich aus den ersten Schritt zu tun. Erfolg und Zuverlässigkeit brachten keine Sympathie ein. Und ihre Intelligenz stand Ginsen eher im Wege; die anderen fühlten sich unterlegen. Sie waren es tatsächlich.
    Weshalb sollte sie versuchen, eine offenkundige Sache zu verschleiern?
    Und trotzdem war da ein Mangel in ihrer Intelligenz, den sie mehr spürte als begriff.
    Sie verstand die Leute nicht. Im Verhalten ihrer Besatzungsmitglieder erkannte sie wohl die Fehlerhaftigkeit, aber die Ursache blieb ihr verborgen. Das war auch der Grund, weshalb Ginsen das Verhalten ihrer Mitmenschen oft falsch vorausberechnete.
    Sie legte zu oft ihre eigenen, perfektionistischen Maßstäbe zugrunde. „Was war das für ein Anruf?" erkundigte sich der Zweite Pilot neugierig.
    Geistesabwesend musterte sie seine kleine, bauchige Gestalt. „Ein Auftrag, Woome... Ich muß mit der Besatzung sprechen."
    „Einen Augenblick bitte." Er nahm von seinem Pult aus eine Schaltung vor und sagte: „Du kannst an deinem Platz bleiben.
    Dann hören sie dich alle." Plötzlich erschien ein mißtrauischer Zug in seinem Gesicht. „Es ist doch nichts Unangenehmes, Ginsen?"
    „Das erfährst du wie alle anderen", gab sie zurück.
    Woome stöhnte in fast komischer Verzweiflung auf. „O Gott", murmelte er. „So schlimm hätte es nicht gleich kommen müssen."
    „Hör auf mit dem Unsinn, Woome. Du weißt doch gar nichts."
    „Aber ich ahne es."
    „Du hast gelauscht!" warf sie ihm vor.
    Der strenge Ausdruck in Ginsens Zügen schien den Piloten und stellvertretenden Kommandanten einzuschüchtern, doch genau wußte man es bei diesem Mann nie. „Kein Gedanke. Ich sehe ja dein böses Gesicht, und das reicht schon. Irgendein Schiff muß die BASIS bewachen."
    Sie sah ihn ungläubig an. Wie konnte Woome einen derart feinen Instinkt entwickeln, daß er aus wenigen Anzeichen einen solchen Schluß zog? „Du scheinst nicht besonders betroffen für meinen Geschmack", stellte sie fest. „Wie kommt das?"
    „Reine Täuschung", erwiderte der Pilot. „In mir sieht es anders aus, als du denkst, Ginsen. Und die anderen werden noch einmal ganz anders reagieren, wenn sie deine Ansprache hören."
    Sekundenlang dachte die Kommandantin nach, und am Ende entschied sie, daß sie klüger vorgehen müsse als zunächst
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