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1421 - Zeitzeugen

Titel: 1421 - Zeitzeugen
Autoren: Unbekannt
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so furchtbar naiv und langweilig. Warum macht sich nicht mal ein richtiger Mann an sie ran!
    Vany ist 38 Jahre alt. Sie wurde in dem Jahr geboren, in dem der Galaktische Rat in „Kriegsrat" umbenannt worden ist. Die Möglichkeit, ihn „Verteidigungsrat" zu nennen, haben die im Galaktikum vertretenen Völker erst gar nicht erwogen.
    Warum auch, man stand am Beginn des Hundertjährigen Krieges, den man damals schon, im vierten Jahr, voller Pessimismus so genannt hat... Inzwischen geht er bereits ins 42. Jahr, wenn die Kampfhandlungen zwischendurch auch auf Eis gelegt worden sind. Aber kein Galaktiker zweifelt daran, daß der augenblickliche Friede nur vorübergehend ist.
    Aber das hier, da ist Vany überzeugt, ist bloß ein Manöver.
    Vany ist Vollwaise. Ihre Eltern kamen bei dem Massaker von Ermindor IV ums Leben. Vany hatte das Licht der Welt noch nicht erblickt, als ihre Mutter dem Feuerüberfall der Hauri zum Opfer fiel. Sie verdankte es einem glücklichen Zufall, daß die eintreffenden Rettungsmannschaften unter den blutigen Körpern der vielen Opfer das eine blutige Bündel als Neugeborenes erkannten - und das, obwohl Vany keinen Ton von sich gegeben hatte.
    Im Waisenhaus von Ermindor erzählte man ihr alle Einzelheiten über ihre Auffindung, und ihr Retter muß schon eine sehr korrekte Beamtenseele gewesen sein, wo er doch in seinem Bericht die Tatsache vermerkte, daß das Neugeborene „so still und stumm dagelegen habe, als fühle es instinktiv, daß der erste Lebensschrei auch der letzte hätte sein können, wenn einer der schrecklichen Hauri ihn hörte."
    Möglicherweise aber verdankte sie ihre Existenz dem eisernen Willen Ihrer Mutter, die im Augenblick des Todes wenigstens ihrem Kind das Leben schenken wollte, es mit letzter Lebenskraft aus sich herauspreßte. Kann die Natur eigentlich deutlicher demonstrieren, daß altes Leben dem neuen zu weichen hat?
    Werde nicht sarkastisch, Vany, sagte sie sich. In Wirklichkeit hat du gar keinen psychischen Schaden davongetragen, es sei denn, daß dein starker Charakter eine Überkompensierung deines Geburtserlebnisses ist.
    Du bist leidlich normal und durchschnittlich. Jeder trägt seine Traumata und Komplexe mit sich herum und gibt sie als persönliche Eigenheiten aus. So gesehen gibt es keine normalen Menschen - und daraus folgernd, gibt es den idealen Menschen auch wirklich nicht.
    Vany soll ein sehr eitles Kind gewesen sein, weswegen sie von der Heimmutter auch den Namen „Vanity" bekam, was in einer altterranischen Sprache soviel wie „hohle Eitelkeit" heißt, hat Vany sich sagen lassen. Mit der Abkürzung dieses gar nicht böse gemeinten Namen ist sie aber ganz zufrieden.
    Sie hat im Waisenhaus von Ermindor eine gute Schulbildung genossen und, als sie auf die Idee kam, Geschichte studieren zu wollen, auch eine entsprechende Fachausbildung erhalten. Aufgrund ihrer besonderen Leistungen sorgte die Heimmutter sogar dafür, daß „Vanity" ein Stipendium für Terra bekam.
    Doch dieser Vorzug war vielleicht doch nicht so gut, denn während ihres Aufenthalts auf Terra kam es zu jenen Ereignissen, die schließlich dazu führten, daß sie ihr Geschichtsstudium abbrechen mußte.
    Vany erinnert sich noch gut daran, daß sie schon in den ersten Stunden des Geschichtsunterrichts alles wie ein Schwamm in sich aufgesogen hat.
    Im Jahr 448 Neuer Galaktischer Zeitrechnung - das letzte Viertel von Hangay wird aus dem Universum Tarkan in unser Standarduniversum transferiert.
    Das Raum-Zeit-Gefüge wird in seinen Grundfesten erschüttert, die nachfolgenden sieben Wellen Hyperschockbeben erfassen die gesamte Lokale Gruppe.
    Die Angaben sprudeln nur so wie Geysire in ihrem Geist...
    Gegen Ende des Jahres 448 werden außerhalb der Milchstraße erste Beobachtungen von unbekannten Flugobjekten gemeldet, solche Sichtungen treten nach dem Jahreswechsel immer öfter auf.
    Die ersten Amokläufer tauchen in der Milchstraße auf. Das sind Hauri, die in einzelnen Schiffen oder ganzen Flotten, aus Richtung Hangay kommend, in blinder Zerstörungswut alles niedermachen, was sich ihnen in den Weg stellt. Das ist der Beginn des Hundertjährigen Krieges, der, von den Hauri ausgelöst, bald auf alle Galaxien und Völker der Lokalen Gruppe übergriff.
    Es war nicht Sensationsgier, die Vany diese Geschichtsberichte förmlich verschlingen ließ. Es kam ihr nämlich, das erkannte sie erst nur unbewußt, ausschließlich auf Schicksale an.
    Jahr 452 NGZ - Im Raumsektor „Gladors Stern", mit Siga,
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