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1410 - Der Droide

Titel: 1410 - Der Droide
Autoren: Unbekannt
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worden. Häuser standen auf kühnen Felsvorsprüngen oder duckten sich unter überhängenden Bergwänden.
    Straßen zeichneten waghalsige Kurven um Grate und Klüfte. Es gab kaum ein Stück ebenen Bodens. Die Stadt klebte an den felsigen Hängen der Berge, und der Besucher aus der Fremde, der erfahren hatte, daß Ayshran-Ho in planetologischer Hinsicht eine junge Welt mit heftiger tektonischer Aktivität war, hielt unwillkürlich den Atem an: Patembe war eine Katastrophe, die auf ihr Stichwort wartete.
    Der Raumhafen lag südlich der Stadt auf einer von schneebedeckten Gipfeln umkränzten Hochebene. Er umfaßte ein Areal von mehr als 1500 Quadratkilometern. Die Nachweisgeräte der SORONG zählten 83 Raumschiffe unterschiedlichen Bautyps, die auf der weiten Landfläche geparkt standen. Das größte Fahrzeug war ein altes, birnenförmiges Gurradschiff. Auf zwei Kränzen hydraulischer Stützen, die aus dem aufgeblähten Heck hervordrangen, ragte es über 500 Meter in die Höhe. Nikki Frickel erfuhr später, daß das Birnenschiff nicht mehr im aktiven Dienst stand, sondern als Denkmal fungierte. Siebenhundert Jahre der Entwicklung waren an der gurradschen Raumfahrttechnik nicht spurlos vorübergegangen.
    Das Funkleitsystem, mit dem ankommende Raumschiffe zu ihrem Landeplatz gelotst wurden, erwies sich als höchst effizient. Die SORONG sank sacht wie eine Feder und bettete sich behaglich in die Wiege des Prallfelds, das die Stasisgeneratoren unter dem Schiffskörper aufbauten. Der untere Pol des kugelförmigen Leibes schwebte acht Meter über der harten, glasigen Fläche des Landefelds. Senkrecht unter dem Pol hatte sich ein Schacht geöffnet, der zum unterirdischen Transport- und Verkehrssystem des Raumhafens hinabführte. Es war alles sehr sinnvoll und zweckmäßig eingerichtet. Die Anlage hielt dem Vergleich mit modernsten terranischen Einrichtungen mühelos stand.
    Wido Helfrich räkelte die lange, knochige Gestalt im Sessel hinter der Kommandokonsole. Der Blick des Hageren war auf die Bildfelder der optischen Beobachtung gerichtet. Die Sonne Lishtar hatte den höchsten Stand erreicht. Heiße Luft flimmerte über dem glasigen Belag des Feldes. In der Ferne täuschten Temperaturinversionen ausgedehnte Wasserflächen vor. „Ich habe ein ungutes Gefühl", sagte Wido nachdenklich. „Etwas stimmt hier nicht."
    Wido Helfrich war, wie Narktor auch, Nikki Frickels Gefährte seit jenen Tagen, da die Zweite Terranische Flotte unter dem Kommando des unvergessenen Bradley von Xanthen ihren Stützpunkt auf der Insel Waigeo gehabt hatte. Wido war ein hochgewachsener, hagerer Mensch mit unglaublich langen und dünnen Armen, an denen die Hände wie Schaufeln hingen. Er hatte einen kantigen Schädel, der im Vergleich mit dem übrigen Körper zu groß geraten schien. Die dünnen Lippen des breiten Mundes enthüllten, wenn sie sich öffneten, ein Gebiß, mit dem ein Ackergaul hätte Ehre einlegen können. Wido war häßlich, und seine Neigung, weise Sprüche von sich zu geben, ging manchem aufs Gemüt. Aber er war ein guter Freund und zuverlässiger Kamerad, und nicht zuletzt verfügte er über ein gerüttelt Maß an Intelligenz. „Unke nicht", mahnte Nikki, „sag uns lieber, was dich drückt."
    „Zuwenig Raumschiffe", antwortete Wido. „Auf einer Handelswelt müßten wenigstens fünfmal so viele stehen."
    „Wahrscheinlich ist es mit dem Handel nicht mehr so weit her, seit die Milchstraße dichtgemacht hat", theoretisierte Nikki. „Daran liegt's wahrscheinlich", pflichtete Wido bei. „In diesem Licht betrachtet, scheint unsere kleine Lüge, wir kämen im Auftrag der Hanse, gar nicht so vorteilhaft."
    „Unsinn", wies Nikki den Gedanken zurück. „Die Kosmische Hanse war innerund außerhalb der Milchstraße tätig. Die außergalaktischen Niederlassungen könnten noch existieren und weiterhin Handel treiben."
    „Aha, und warum war der Hafeninspektor von deiner Vorstellung so wenig beeindruckt?"
    „Weiß ich's?" Nikki hob die Schultern. „Vielleicht kann er Terraner nicht leiden."
    „Er glaubt uns nicht", erklärte Wido Helfrich. „Ich sage, wir müssen mit unseren Behauptungen vorsichtig sein.
    Stell dir vor, in der Großen Magellan wäre allgemein bekannt, daß die Kosmische Hanse sich vor ein paar Jahrhunderten aufgelöst hat. Wie ständen wir dann da?"
    Nikki schwang sich aus dem Sessel in die Höhe. „Wido, du machst dir zu viele Sorgen", sagte sie. „Ich bin hierhergekommen, um Informationen über die Vergangenheit
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