Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1403 - Schrei aus dem Dunkel

1403 - Schrei aus dem Dunkel

Titel: 1403 - Schrei aus dem Dunkel
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
polierte Holzstück, an dem der Schlüssel hing, und machte sich auf den Weg. Durch eine Seitentür geriet er in einen Flur, der voll gestellt mit hüfthohen Schränken war, auf denen Zeitungen und zahlreiche Prospekte lagen, die die Gegend hier anpriesen.
    Die Holztreppe war steil und nichts für alte Menschen. Ein etwas muffiger Geruch begleitete Harry Stahl. Er musste das Licht einschalten, bevor er den Flur betrat, in dem die Wände mit Rauputz bedeckt waren. Die Wandlampen standen in schmiedeeisernen Muscheln und strahlten ein honigfarbenes Licht ab.
    Die Tür mit der Nummer vier war schnell gefunden. Aufschließen musste Harry nicht. Er stieß die Tür auf und betrat das Zimmer mit dem recht kleinen Fenster, vor dem die gleichen Stores hingen wie unten in der Gaststätte.
    Er öffnete es. Frische Luft wehte herein.
    Harry packte seine Reisetasche leer, in der sich auch der Laptop befand. Die Tür blieb geschlossen, das Fenster nicht. Er stellte sich in dessen Nähe und schaute zum Himmel, der immer dunkler wurde.
    Aus Richtung Osten schob sich die Dämmerung wie eine gewaltige Wand über das Firmament.
    Er erinnerte sich daran, dass er versprochen hatte, in seiner Dienststelle anzurufen, die sich in einem alten Bau in Berlin Mitte befand.
    Die Nummer war geheim, das Gespräch konnte auch nicht abgehört oder zurückverfolgt werden, dafür war gesorgt.
    Namen waren nicht interessant. Harry meldete sich mit einem Codewort und hörte die Stimme seines Chefs.
    »Reden Sie!«
    Harry Stahl gab nur einen kurzen Bericht. Es war ja nicht viel passiert, seit er den Ort erreicht hatte. Dass es einen vierten Fall gegeben hatte, wunderte seinen Chef schon.
    »Haben Sie etwas herausgefunden?«
    »Nein, noch nicht.«
    »Und welchen Verdacht haben Sie?«
    »Er beschränkt sich zunächst auf den Tunnel. Ich habe keine Beweise, aber ich könnte mir vorstellen, dass er ein Geheimnis birgt, das eben sehr gefährlich ist.«
    »Sie meinen, dass dort das Motiv liegt?«
    »Ja.«
    »Und was sagen die Kollegen?«
    Harry lachte leise. »Nichts in dieser Richtung, was auch ganz normal ist. Sie können sich kein nicht realistisches Motiv vorstellen. Sie werten andere Spuren aus und kümmern sich mehr um die Untersuchung der Fahrzeuge, nehme ich an. Die Protokolle sollen mir noch zugeleitet werden. Das geschieht mehr pro forma, denn ich glaube nicht, dass ich dort eine Spur finden werde.«
    »Sie bleiben bei der anderen Seite?«
    »Ja, das bleibe ich.«
    »Gut, wir hören wieder voneinander.«
    »Natürlich.«
    Das Gespräch war beendet. Harry steckte das Handy noch nicht weg. Er rief seine Partnerin Dagmar Hansen an, die zu Hause war und auf eine Nachricht gewartet hatte.
    Er erklärte ihr, was er erlebt hatte, und hörte sie fragen: »Brauchst du mich?«
    »Nein, noch nicht.«
    »Aber sag Bescheid. Lass dich bitte auf nichts ein, was dein Leben in Gefahr bringen könnte.«
    »Das verspreche ich. Ich liebe dich.«
    »Ich dich auch.«
    Harry lächelte, als er das Handy einsteckte. Im Geiste sah er seine Partnerin vor sich. Die Frau mit den naturroten, kaum zu bändigenden Haaren, die zudem ein besonderes Schicksal hinter sich hatte und das dritte Auge der Psychonauten besaß, war ein Glücksfall in seinem Leben. Dagmar und er hatte sich spät kennen gelernt, weit nach der Wende, nachdem er einige Schicksalsschläge hinter sich hatte und sich endlich wieder hatte fangen können.
    Sie arbeiteten beide in dem gleichen Job, und es hatte schon Fälle gegeben, die sie auch gemeinsam hatten durchstehen müssen. In diesem Fall wohl nicht.
    Harry dachte auch an seinen Freund John Sinclair. Er war ein Mann, der sehr auf seine Gefühle achtete, und auch Harry hatte versucht, sich das zu Eigen zu machen.
    Er lauschte in sich hinein und fragte sich, welche Gefühle ihn beschäftigten. War es nur Neugierde oder auch Sorge?
    Er konnte sich keine Antwort geben. Wahrscheinlich brauchte man dazu eine gewisse Routine.
    Duschen wollte er nicht. Dusche und Toilette befanden hinter einer kleinen Seitentür in einer Nische.
    Als er noch einen letzten Blick auf das Fenster warf, sah er, dass die Dunkelheit die Dämmerung inzwischen verdrängt hatte. Dunkle Wolken bedeckten den Himmel, und wenn der die Temperatur richtig einschätzte, roch es nach Schnee.
    Er lächelte vor sich hin, als er das Zimmer verließ. Der Wurstsalat wartete, dazu wollte er ein frisch gezapftes Bier trinken und sich dann in der Nähe des Tunnels umsehen…
    ***
    War der Schrei echt? War er
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher