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14 Tante Dimity und der gefährliche Drache (Aunt Dimity Slays the Dragon)

14 Tante Dimity und der gefährliche Drache (Aunt Dimity Slays the Dragon)

Titel: 14 Tante Dimity und der gefährliche Drache (Aunt Dimity Slays the Dragon)
Autoren: Nancy Atherton
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beinahe jedem Anwesenden im Schulhaus teilte. Ich konnte mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal bei einer Dorfversammlung Begeisterung oder Aufregung erlebt hatte. Mein Leben war in vielerlei Hinsicht idyllisch – ich hatte einen rührenden Gatten, gesunde Söhne, ein glückliches Zuhause –, doch in letzter Zeit wurde mir zusehends klar, dass es auch ein ganz klein bisschen … langweilig war. Ich liebte meine Freunde und Nachbarn – meistens –, doch ihre Gesichter hatten begonnen eine Spur zu vertraut zu werden, ihre Gewohnheiten ein wenig zu vorhersehbar. Die beschauliche Routine des Dorflebens, die ich einst als so erfüllend empfunden hatte, wurde in letzter Zeit ein wenig zu … beschaulich.
    Während ich den Blick über die Gesichter der Versammelten wandern ließ, musste ich traurig feststellen, dass es kaum etwas gab, was ich über meine Dorfgenossen nicht wusste. Mr Barlow, ein pensionierter Mechaniker, war zurzeit dabei, den Vergaser eines Oldtimer-Mustangs zu säubern, den er für einen wohlhabenden, frisch geschiedenen Kunden aus Tewkesbury restaurierte. Obwohl Miranda Morrow eine strenge Vegetarierin war, verbrachte sie täglich Stunden damit, ausgesuchte Fleischbissen für ihre Katze zuzubereiten. Lilian Bunting, die Frau des Pfarrers, war damit beschäftigt, zum wiederholten Mal den dritten Absatz ihrer Einleitung zu ihrem Buch über Glasmalerei zu überarbeiten. Dick Peacock, der örtliche Wirt, hatte angefangen zu töpfern, doch im Dorf war man sich einig, dass auch seine handgefertigten Becher seinen selbst gekelterten Wein nicht genießbarer machten.
    Und so weiter und so fort. Ich hätte auswendig sagen können, wessen Hund Flöhe hatte, wessen Dach undicht war, wessen Enkel engelsgleich waren und wessen nicht. Wenn Finch irgendwelche Überraschungen für mich bereithielt, dann verbarg es sie gründlich.
    »Punkt dreiundzwanzig: Anmeldeformulare für die Blumenschau. Beim Ausfüllen müssen unbedingt Blockbuchstaben …«
    Während Peggy fortfuhr, ihre Punkte herunterzuleiern, wanderte mein Blick zum Porträt der Königin, das über der Flügeltür seinen Ehrenplatz hatte. Normalerweise überkam mich beim Betrachten von Englands würdevoller Monarchin in ihrem königlichen Ornat ein kleiner, anglophiler Schauder, doch ich hatte das Porträt in diesem Klassenzimmer schon so oft gesehen, dass der Zauber nicht mehr wirkte.
    Seufzend blickte ich auf meine untätigen Hände. Wenn man mich gefragt hätte, so hätte ich zugeben müssen, dass niemand anders für mein wachsendes Gefühl der Langeweile verantwortlich war als ich selbst. Nach dem Fiasko mit dem vermeintlichen Vampir im Oktober hatte ich geschworen, mit beiden Füßen fest auf dem Boden zu bleiben. Seit sieben Monaten ließ ich sie nun schon erfolgreich auf dem Boden und unterdrückte auf diese Weise meine angeborene und nahezu unwiderstehliche Neigung, meiner lebhaften Fantasie freien Lauf zu lassen.
    Als im Januar Sally Pynes antike Gebäckdose spurlos verschwunden war, hatte ich meinen Impuls im Keim erstickt, den Dieb aufzuspüren. Auf diese Weise überließ ich es Sally, sich zu erinnern – zwei Tage später –, dass sie ihr wertvolles Gefäß Mr Barlow geliehen hatte, der im Krippenspiel einen der drei Weisen aus dem Morgenland gegeben und für den Weihrauch ein angemessenes Gefäß benötigt hatte.
    Weder hatte ich es mir eines kalten Februarmorgens, als ein Fremder jede Ecke und jeden Winkel in Finch fotografierte, erlaubt, in ihm den Vorboten rücksichtsloser Landerschließungspläne zu sehen, noch einen redegewandten Location-Scout, der Ausschau nach einem geeigneten Filmset hielt, oder einen hinterhältigen ausländischen Spion; und als ich erfuhr, dass der Mann in der Tat ein Immobilienmakler war, dessen Kunde sich für das seit langem leer stehende Crabtree Cottage interessierte, weigerte ich mich, Nachforschungen anzustellen, ob es irgendwelche finsteren Verbindungen zwischen dem potenziellen Käufer und der Frau gab, die in diesem Cottage das Zeitliche gesegnet hatte.
    Und das war auch gut so. Denn der Kunde saß jetzt in Gestalt zweier Männer, Grant Tavistock und Charles Bellingham, zu meinen Füßen auf Klappstühlen in der vordersten Reihe. Die neuen Bewohner von Crabtree Cottage, ein äußerst freundliches Paar, waren beide Kunstsachverständige in mittleren Jahren, die nie zuvor von Prunella Hooper und ihrem tragischen Hinscheiden gehört hatten, und denen so sehr daran gelegen war, sich in die
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