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14 - Im Schatten des Grossherrn 03 - Von Bagdad nach Stambul

14 - Im Schatten des Grossherrn 03 - Von Bagdad nach Stambul

Titel: 14 - Im Schatten des Grossherrn 03 - Von Bagdad nach Stambul
Autoren: Karl May
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festhalten.“
    „Ich habe es gehört. Du hast den Löwen getötet, ganz allein und in der Dunkelheit, und bist dann mit der Haut desselben davongeritten. Glaubst du, daß auch ich dich nicht halten könnte, wenn du mein Gefangener wärest?“
    Dies klang verdächtig, doch ich antwortete ruhig:
    „Du könntest mich nicht halten, und ich wüßte auch nicht, wie du es anfangen solltest, um mich gefangen zu nehmen.“
    „Herr, wir sind zweihundert, ihr aber seid nur fünf!“
    „Khan, vergiß nicht, daß zwei Emire aus Frankistan unter diesen fünf sind, und daß diese zwei so viel zählen wie zweihundert Bejat!“
    „Du sprichst sehr stolz!“
    „Und du fragst sehr ungastlich! Soll ich an der Wahrheit deines Wortes zweifeln, Heider Mirlam?“
    „Ihr seid meine Gäste, obgleich ich die Namen dieser beiden Männer nicht kenne, und sollt Brot und Fleisch mit mir essen.“
    Ein rücksichtsvolles Lächeln umspielte seine Lippen, und der Blick, welchen er auf die beiden Haddedihn warf, sagte mir genug. Mohammed Emin war infolge seines prachtvollen, schneeweißen Bartes unter Tausenden zu erkennen.
    Auf einen Wink des Khan wurden einige viereckige Lederstücke herbeigebracht. Auf diesen servierte man uns Brot, Fleisch und Datteln, und als wir ein weniges davon genossen hatten, wurde uns für unsere Pfeifen Tabak gereicht, für den uns der Khan eigenhändig Feuer gab.
    Jetzt erst konnten wir uns als seine Gäste betrachten, und ich gab Halef einen Wink, mein Pferd zu den übrigen Rossen zu bringen. Er tat dies und nahm dann auch bei uns Platz.
    „Welches ist das Ziel eurer Wanderungen?“ erkundigte sich der Khan.
    „Wir reiten nach Bagdad zu“, antwortete ich vorsichtig.
    „Wir ziehen nach Sinna“, hob er wieder an. „Wollt ihr mit uns reiten?“
    „Wirst du es erlauben?“
    „Ich werde mich freuen, euch bei mir zu sehen. Komm, reiche mir deine Hand, Kara Ben Nemsi! Meine Brüder sollen deine Brüder sein, und meine Feinde deine Feinde!“
    Er reichte mir seine Hand entgegen, und ich schlug ein. Er tat dasselbe auch mit den andern, die sich mit mir herzlich freuten, hier so ganz unerwartet einen Freund und Beschützer gefunden zu haben. Wir sollten es später zu bereuen haben. Der Bejat meinte es nicht böse mit uns; aber er glaubte, an uns eine gute Erwerbung gemacht zu haben, die ihm großen Nutzen bringen werde.
    „Welche Stämme trifft man von hier bis Sinna?“ erkundigte ich mich.
    „Hier ist ein freies Land, wo bald dieser und bald jener Stamm seine Herden weidet; wer der Stärkere ist, der bleibt.“
    „Zu welchem Stamm seid ihr geladen?“
    „Zu dem der Dschiaf.“
    „So freue dich deiner Freunde; denn der Stamm der Dschiaf ist der mächtigste des ganzen Landes! Die Scheik-Ismaël, Zengeneh, Kelogawani, Kelhore und sogar die Schenki und Hollali fürchten ihn.“
    „Emir, warst du bereits einmal hier?“
    „Noch niemals.“
    „Aber du kennst ja alle Stämme dieser Gegend!“
    „Vergiß nicht, daß ich ein Franke bin!“
    „Ja, die Franken wissen alles, selbst das, was sie nicht gesehen haben. Hast du auch vom Stamm der Bebbeh gehört?“
    „Ja. Er ist der reichste Stamm weit und breit und hat seine Dörfer und Zelte in der Umgebung von Sulimania.“
    „Du bist recht berichtet. Hast du Freunde oder Feinde unter ihnen?“
    „Nein. Ich bin noch nie mit einem Bebbeh zusammengetroffen.“
    „Vielleicht werdet ihr sie kennenlernen.“
    „Werdet ihr ihnen begegnen?“
    „Vielleicht, obgleich wir gern ein Zusammentreffen vermeiden.“
    „Kennst du den Weg nach Sinna ganz genau?“
    „Ganz genau.“
    „Wie weit ist es von hier bis dahin?“
    „Wer ein gutes Pferd hat, der reitet in drei Tagen hin.“
    „Und wie weit ist es bis Sulimania?“
    „Du kannst es schon in zwei Tagen erreichen.“
    „Wann brecht ihr morgen auf?“
    „Sobald die Sonne erscheint. Wünschst du zur Ruhe zu gehen?“
    „Wie es dir angenehm ist.“
    „Der Wille des Gastes ist Gesetz im Lager, und ihr seid müde, denn du hast die Pfeife bereits fortgelegt. Auch der Amasdar (Mann der Beule = Lindsay) macht schon seine Augen zu. Ich gönne euch die Ruhe.“
    „Bejatend schirinkar – die Bejat haben angenehme Sitten. Erlaube, daß wir unsere Decken ausbreiten!“
    „Tut es. Allah aramed schumara – Gott gebe euch Schlaf (wörtlich: Allah singe oder lulle euch ein)!“
    Auf einen Wink von ihm wurden ihm Teppiche gebracht, aus denen er sich ein Ruhelager bereitete. Meine Gefährten machten es sich so bequem wie
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