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14 - Im Schatten des Grossherrn 03 - Von Bagdad nach Stambul

14 - Im Schatten des Grossherrn 03 - Von Bagdad nach Stambul

Titel: 14 - Im Schatten des Grossherrn 03 - Von Bagdad nach Stambul
Autoren: Karl May
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Khorassan.“
    „Du hast recht; aber als sie einst diese Gegend verlassen mußten, so blieben doch einige zurück, deren Nachkommen sich jetzt so vermehrt haben, daß sie über tausend Krieger zählen. Wir haben unsere Sommerplätze in der Gegend von den Ruinen von Kizzel-Karaba und an den Ufern des Kuru-Tschai.“
    Es fiel mir ein, davon gehört zu haben.
    „Jetzt befindet ihr euch hier in der Nähe?“
    „Ja, Herr.“
    „Wie viele Zelte zählt ihr?“
    „Wir haben keine Zelte.“
    Das mußte mir auffallen. Wenn ein Nomadenstamm sein Lager verläßt, ohne seine Zelte mitzunehmen, so deutet dies gewöhnlich auf einen Raub- oder Kriegszug. Ich fragte weiter:
    „Wie viele Männer seid ihr heute?“
    „Zweihundert!“
    „Und Frauen?“
    „Wir haben sie nicht bei uns.“
    „Wo lagert ihr?“
    „Nicht weit von hier. Wenn du dort um die Ecke des Waldes gehst, so bist du bei uns.“
    „So habt ihr hier unser Feuer bemerkt?“
    „Wir haben es gesehen, und der Khan schickte mich ab, um zu erfahren, was für Männer sich hier befinden.“
    „Wohin geht ihr?“
    „Wir gehen nach dem Süden.“
    „Welcher Ort ist euer Ziel?“
    „Wir wollen in die Gegend von Sinna.“
    „Das ist ja persisch!“
    „Ja. Unsere Freunde dort geben ein großes Fest, zu welchem wir geladen sind.“
    Das fiel mir auf. Diese Bejat hatten ihren Wohnsitz an den Ufern des Kuru-Tschai und bei den Ruinen von Kizzel-Karaba, also in der Nähe von Kifri; diese Stadt aber lag weit im Südwesten von unserm heutigen Lagerplatz, während Sinna zwei Dritteile derselben Entfernung im Südosten von uns lag. Warum waren die Bejat nicht direkt von Kifri nach Sinna gegangen? Warum hatten sie einen so bedeutenden Umweg gemacht?
    „Was tut ihr hier oben?“ fragte ich daher. „Warum habt ihr euren Weg um das Doppelte verlängert?“
    „Weil wir durch das Gebiet des Pascha von Sulimania hätten ziehen müssen, und er ist unser Feind.“
    „Aber ihr befindet euch hier doch ebenso auf seinem Gebiet!“
    „Hier oben sucht er uns nicht. Er weiß, daß wir ausgezogen sind, und glaubt, uns im Süden von seiner Residenz zu finden.“
    Dies klang wahrscheinlich, obgleich ich noch immer kein rechtes Vertrauen zu dem Mann hatte. Ich sagte mir jedoch, daß die Anwesenheit dieser Bejat uns nur von Vorteil sein könne. Unter ihrem Schutz konnten wir unangefochten bis nach Sinna kommen, und dann war für uns keine Gefahr mehr zu befürchten. Der Turkomane kam meiner darauf bezüglichen Frage entgegen:
    „Herr, du wirst mich wieder freilassen? Ich habe euch ja nichts getan!“
    „Du hast nur getan, was dir befohlen war; du bist frei.“
    Er atmete erleichtert auf.
    „Ich danke dir, Herr! Wohin sind die Köpfe eurer Pferde gerichtet?“
    „Nach Süden.“
    „Ihr kommt von Mitternacht herunter?“
    „Ja. Wir kommen aus dem Land der Tijari, Berwari und Chaldani.“
    „So seid ihr sehr mutige und tapfere Männer. Welchem Stamm gehört ihr an?“
    „Dieser Mann und ich, wir sind Emire aus Frankistan, und die anderen sind unsere Freunde.“
    „Aus Frankistan! – Herr, wollt ihr mit uns ziehen?“
    „Wird dein Khan mir seine Hand öffnen?“
    „Er wird es. Wir wissen, daß die Franken große Krieger sind. Soll ich gehen und ihm von euch sagen?“
    „Geh, und frage ihn, ob er uns empfangen will!“
    Er stand auf und eilte davon. Die andern zeigten sich mit dem, was ich getan hatte, einverstanden, und besonders Mohammed Emin freute sich darüber.
    „Effendi“, sagte er, „ich habe von den Bejat oft gehört. Sie leben mit den Dscherboa, Obeïde und Beni-Lam in immerwährenden Unfrieden, und darum werden sie uns nützlich sein. Dennoch aber wollen wir nicht sagen, daß wir Haddedihn sind; es ist besser, sie wissen es nicht.“
    „Auch jetzt müssen wir vorsichtig sein, denn noch wissen wir nicht, ob der Khan uns freundlich aufnehmen wird. Holt die Pferde herbei, und legt euch die Waffen bereit, um für alle Fälle gerüstet zu sein!“
    Die Bejat schienen unsertwegen eine ungewöhnlich lange Beratung zu halten, denn ehe sie ein Lebenszeichen von sich gaben, war unser Lamm gebraten und auch verzehrt. Endlich hörten wir Schritte. Der Turkomane, welcher bei uns gewesen war, erschien mit noch drei Kameraden.
    „Herr“, sagte er, „der Khan sendet mich. Ihr sollt zu ihm kommen und uns willkommen sein.“
    „So geht voran und führt uns!“
    Wir stiegen zu Pferd und folgten ihnen, die Gewehre in der Hand. Als wir die Waldecke hinter uns hatten, war von keinem
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