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14 - Geheimagent Lennet und der Scheintote

14 - Geheimagent Lennet und der Scheintote

Titel: 14 - Geheimagent Lennet und der Scheintote
Autoren: Vladimir Volkoff
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ist, daß Tausende, Hunderttausende von Menschen vielleicht unter entsetzlichsten Umständen umkommen. Selbst wenn man von dir verlangen würde, wirklich zu sterben, um dies zu verhindern, müßtest du es meiner Meinung nach tun. Aber alles was man von dir verlangt, ist ein unechter Tod mit ein bißchen Publicity gratis. Außerdem solltest du deinem alten Freund Auguste ein bißchen vertrauen, der dir bewiesen hat, daß er weder der gemeine Schuft noch der letzte Idiot ist. So, jetzt bist du dran. Servus.«
    Lennet ging zur Tür. Er ging nicht schnell, war aber fest entschlossen, sich nicht mehr umzudrehen. Julio sprang auf. Obwohl Italiener von Geburt, wußte er, daß er seinen Erfolg der Begeisterung des französischen Publikums verdankte. »Frankreich« bedeutete ihm nichts. Aber die Franzosen… das bedeutete Tausende von Briefen, Tausende von Autogrammen, Schallplatten, Begeisterung überall, wo er sich zeigte… Natürlich kritisierte er in seinen Chansons die »Gesellschaft«, erhob er sich gegen das Establishment, aber eigentlich wußte er, daß diese Gesellschaft sein Publikum war; daß das Establishment ihm seinen Cadillac ermöglichte… Julio war nicht undankbar, weit gefehlt. Er mochte all die Jungen und Mädchen, die ihm applaudierten.
    »Warte!« rief er. »Es stimmt, was du mir gesagt hast, daß Leute vielleicht wirklich dafür sterben und ich es nicht einmal zum Schein machen will…?«
    »Ja, das stimmt«, antwortete Lennet ernst und hatte die Hand auf der Türklinke.
    »In diesem Fall«, sagte Julio, »glaube ich, daß… sieht es so aus, als ob ich… vor allem jemand wie ich, der mit allen seinen Schlagadern singt… kurz, ich mache mit.«
    »Julio, du bist ganz einfach Klasse!« rief Lennet.

Empfang in Rio
    Fak schien nicht gerade begeistert von Lennet, ganz im Gegenteil. Er hatte versucht, Julio davon abzubringen, diesen neuen Leibwächter zu engagieren. »Wie, glaubst du, soll so ein Jüngelchen, das nicht mehr Kraft hat als ein Spatz, dich ausreichend schützen?«
    »Sag mal, Fak, findest du ihn zu jung oder nicht jung genug?« mischte sich Batterinette ein.
    »Also, ich möchte einfach wissen, warum Julio so plötzlich Hachichin entlassen und diesen ,Punk’ engagiert hat, der keine Erfahrung, keine Sachkenntnis und keine Ausstrahlung hat?«
    »Das würde ich nicht sagen«, wandte Bassinette ein. »Ich würde sogar sagen, Fak, daß es nicht deine Sache ist, über Ausstrahlung zu reden.«
    »Ihr hört jetzt beide auf!« Julios schwarze Augen blitzten vor Zorn. »Es ist nicht eure Angelegenheit, mir in meine Entscheidungen hineinzureden. Hachichin braucht Urlaub: Er hat es bewiesen, als er von diesem ,Spatz’ auf den Flur befördert wurde. Auguste ist für diese Reise engagiert!
    Nach unserer Rückkehr aus Brasilien fängt Hachichin wieder an.«
    Fak mußte sich der Entscheidung beugen. Hachichin schnaubte vor Wut, aber Julio beruhigte ihn schnell. »Zehn Tage bezahlter Urlaub, oder du wirst entlassen. Also entscheide dich.«
    Hachichin hatte sich entschieden: Er würde Urlaub in einem Boxclub machen, mit einem Punchingball, den er Auguste Pichenet taufen würde…
    Das Flugzeug landete auf dem Aeroporto International de Rio de Janeiro. Alle anderen Passagiere stiegen zuerst aus, dann, als die Stewardeß ein Zeichen machte, erschien Julio an der Spitze seiner Mannschaft am Ende des überdachten Treppchens.
    Applaus, Blitzlichter, Rufe. Etwa zwanzig Journalisten und, hinter einer Absperrung im Hintergrund, etwa fünfhundert Jugendliche hatten sich versammelt, um den Sänger zu begrüßen. Julio lächelte. Ein allgemeines Tohuwabohu entstand. Die Zoll- und Paßformalitäten waren in ein paar Minuten erledigt: Lennet hatte noch nie so strahlende Zöllner und Polizisten gesehen. Eine Pressekonferenz sollte folgen, und die ganze Gruppe begab sich in einen Raum des Flughafengebäudes, der mit brasilianischen, französischen und sogar italienischen Fahnen – in Erinnerung an Julios Heimatland – geschmückt war. Ein Dolmetscher übersetzte die Fragen der Journalisten und die Antworten des Sängers.
    »Können Sie uns sagen, was Sie von Ihrer Tournee in Brasilien erwarten?«
    »Viel Erfolg. Besonders auch die Bekanntschaft mit meinen brasilianischen Zuhörern und Zuhörerinnen, die ich jetzt schon mag. Vor allem letztere.«
    Gelächter.
    »Können Sie uns genauer erklären, welche Stilrichtung Sie vertreten? Weder Rock noch Disco, sondern…?«
    » Sondern Julio.« Schallendes
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