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14 - Geheimagent Lennet und der Scheintote

14 - Geheimagent Lennet und der Scheintote

Titel: 14 - Geheimagent Lennet und der Scheintote
Autoren: Vladimir Volkoff
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irgendeinen anderen zu nehmen…?«
    »Auch das haben wir bedacht. Bei irgend jemand können die brasilianischen Behörden fordern: Obduktion der Leiche durch einen Gerichtsarzt, etc. Bei einem berühmten Toten wird dagegen alles getan, um die öffentliche Meinung nicht zu brüskieren. Wenn ein französischer Sänger in Brasilien ermordet wird, werden die Brasilianer uns keine Schwierigkeiten machen, sondern sich vor Entschuldigungen überschlagen: das mindeste, was sie tun können, ist, uns die Leiche zu überlassen.«
    »Wäre es nicht einfacher, wenn er an einer Krankheit sterben würde?«
    »Krankheiten dauern zu lange. Und mit achtzehn stirbt man nicht an einem Herzinfarkt. Und Sie wissen, wie eilig wir es haben.«
    »Ein Autounfall?«
    »Sehen Sie, Sie müssen sich in die Brasilianer hineinversetzen. An einem Autounfall wäre der Sänger selber schuld. Dann würden sie die Leiche nicht so schnell wie möglich loswerden wollen.«
    »Sie haben gesagt, ‚Achtzehn Jahre’. Haben Sie einen bestimmten Sänger im Auge?«
    »Natürlich. Einen Sänger, der in drei Tagen zu einer Tournee nach Rio fliegt. Ein gewisser Julio.«
    »Julio? Der von den Papu’s? Der in ein paar Monaten ein internationaler Star geworden ist?«
    »Ja, Lennet: Ihr alter Freund Julio. Ich hoffe, Sie haben noch Verbindung mit ihm?«
    »Überhaupt nicht, Hauptmann. Ich habe ihn seit damals nicht mehr gesehen.«
    »Schade, denn Sie müssen erreichen, daß er Sie als Leibwächter engagiert. Sie sind der einzige unserer Agenten, der eine Chance hat, angenommen zu werden.«
    »Warum als Leibwächter?«
    »Weil dieser Job bei der Vorbereitung eines Mordes taktisch am besten ist. So haben Sie wenigstens keinen anderen Leibwächter vor der Nase, der Ihnen Schwierigkeiten machen könnte. Verstanden?«
    Ja, heute morgen hatte Lennet ziemlich gut begriffen, aber heute abend sollte er dies dem Hauptbeteiligten verständlich machen, und dabei nicht ein Wort von Schmitskys schrecklichem Geheimnis verraten!
    Julio war entsetzt.
    »Also, Auguste! Ein Mord setzt einen Mörder, ein Motiv, eine Waffe, einen Anlaß voraus!«
    »Du brauchst dich darum nicht zu kümmern. Ich mache das.«
    »Noch besser! Und wenn er mich nicht erwischt, dein Mörder?«
    »Das soll er ja gerade!«
    »Ich meine: wenn er mich doch erwischt?«
    »Bekommt er es mit mir zu tun!«
    »Jetzt bin ich so klug wie zuvor!«
    »Beruhige dich, Julio, ich mache Witze. Alles wird so eingefädelt, daß du überhaupt kein Risiko eingehst.«
    »Gibt es keine andere Möglichkeit?«
    »Es gäbe eine, aber sie ist weniger gut.«
    »Welche?«
    »Daß du zum Schein Selbstmord begehst.«
    »Nein! Niemals! Das kann mir Unglück bringen!«
    »Also, du siehst, wir müssen dich eben doch ermorden.«
    »Du hast mir immer noch nicht erklärt, was das ganze Theater soll.«
    »Nein, dazu bin ich nicht befugt. Aber du mußt zugeben, daß es dir keinesfalls schadet.«
    »Zu sterben?«
    »Natürlich! Schau die anderen Popstars an! Wie machen sie Publicity? Sie heiraten, lassen sich scheiden, ohrfeigen Reporter und heiraten wieder. Sterben ist einfacher, nicht so riskant und viel spektakulärer. Die ganze Welt wird entsetzt sein. Heute abend war dein Publikum auffallend zurückhaltend. Das war deutlich zu merken.«
    »Auch wieder nicht. So zurückhaltend waren sie auch wieder nicht.«
    »O doch, deine Beliebtheit läßt eindeutig nach!«
    »Und dann? Wie soll ich wiederauferstehen?«
    »Das ist ganz einfach, weil du ja nicht gestorben bist.«
    »Ich meine: vor der Öffentlichkeit wiederauferstehen?
    Was soll ich den Millionen von Fans sagen? Daß ich die Werbetrommel rühren wollte?«
    »Natürlich nicht. Wir werden eine Erklärung für dich erfinden, die dich zum Helden macht.«
    Julio stöhnte.
    »Auguste, für dich würde ich vieles tun. Aber du steckst mit dem Angeber von neulich unter einer Decke. Ihr zettelt da irgendeine politische Intrige an, mit der ich nichts zu tun haben will. Ich sage nein!«
    »Wie du meinst.« Lennet stand auf. »Ich will dir nur noch eines sagen. Als ich herkam, dachte ich, du würdest vielleicht aus zweierlei Gründen nicht mit mir reden: a) weil du meinst, mir dankbar sein zu müssen; b) weil du vermuten würdest, daß der Angeber, wie du ihn nennst, und ich für den gleichen Geheimdienst arbeiten. Aber ich hatte dich unterschätzt: du hast mich trotzdem wie einen Freund behandelt. Überleg es dir gut. Wenn du ablehnst, gibt es eine schwere internationale Krise. Aber das schlimmste
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