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14 - Geheimagent Lennet und der Scheintote

14 - Geheimagent Lennet und der Scheintote

Titel: 14 - Geheimagent Lennet und der Scheintote
Autoren: Vladimir Volkoff
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gemacht! Ich habe dich gerade gehört!«
    »So! Du warst im Saal? War ich gut?«
    »Phantastisch! Du hattest aber auch ein tolles Publikum!«
    »Es war eher zurückhaltend heute. Schön, daß es dir gefallen hat. Möchtest du etwas trinken?«
    »Nein, danke, ich trinke nichts.«
    »Warte, ich muß dich vorstellen. Hört mal alle her, das ist Auguste Pichenet, der mir einmal einen riesigen Dorn aus dem Fuß gezogen hat. Auguste, das ist mein Faktotum, kurz Fak genannt. Mein Impresario, mein Kammerdiener, mein Vergnügungsmanager, mein Werbechef. Und hier die berühmten Wespen: Klarinette, Saxinette, Bassinette und Batterinette.«
    Die vier Mädchen schenkten »Auguste Pichenet« ein betörendes Lächeln.
    Fak hielt ihm die Hand hin. »Servus!« sagte er.
    »Guten Tag, Monsieur«, antwortete Lennet.
    »Aber nicht doch! Hier gibt’s kein Monsieur«, antwortete der Altere. »Wir reden uns alle mit Vornamen, an…«
    »Entschuldigung…«
    »Wir duzen uns immer und entschuldigen uns nie.«
    »Ich werde versuchen, daran zu denken, wenn wir zusammen nach Brasilien fahren«, erwiderte Lennet.
    Pause. Die vier Mädchen schienen nichts gegen einen sympathischen und gutaussehenden Reisebegleiter einzuwenden zu haben, aber Fak und Julio sahen nicht nur erstaunt, sondern geradezu schockiert drein.
    »Du fährst mit uns nach Brasilien?« fragte Julio.
    »Ja!« sagte Lennet fröhlich. »Mein Entschluß ist unwiderruflich!«
    Fak pflanzte sich dicht vor ihm auf und hielt ihm seinen großen Schnurrbart unter die Nase.
    »Weißt du eigentlich, was du da sagst? Hast du noch nicht begriffen, daß du es hier mit dem größten Sänger-Texter-Musiker-Tänzer zu tun hast, der jemals gelebt hat!«
    »Fak übertreibt ein bißchen«, Julio grinste geschmeichelt, »aber ich bin wirklich einigermaßen erstaunt, Auguste. Warum willst du unbedingt mitkommen? Um mir die Schuhe zu putzen? Das macht Bassinette.«
    »Dann könnte ich ja die von Bassinette putzen.«
    »Und außerdem«, fuhr der Sänger fort, »wie bist du überhaupt hier hereingekommen? Ich habe mich so gefreut, dich zu sehen, daß ich mir das gar nicht überlegt habe. Hat dich Hachichin durchgelassen?«
    »Hör zu, Julio!« Lennet wurde unvermittelt ernst. »Ich muß mit dir reden und ich bin sicher, daß wir uns verstehen. Aber ich muß dich unter vier Augen sprechen.
    Fak und die vier Mädchen könnten inzwischen Hachichin besuchen und ihn fragen, ob er nicht zufällig ein paar Tage Urlaub machen möchte.«
    Julio stöhnte auf. »Auguste«, sagte er, »ich vergesse dir nie, was du für mich getan hast. Fak! Ihr vier! Ihr habt frei für heute.«
    Als die beiden schließlich allein waren, begann Julio:
    »Hör zu, Auguste, sag mir offen, was du willst. Geld? Wieviel? Trau dich nur. Ich besitze viel Geld. Und wenn ich auch nur zwei Sous hätte, würde ich sie mit dir teilen. Ich habe Talent, das stimmt. Du sagst, ich bin ein Genie. Gut. Aber wo wäre ich mit meinem ganzen Genie ohne dich? Auf dem Grund des Meeres. Oder im Gefängnis… wegen der Formeln, nach denen ich vor sechs Jahren in den Papierkörben von ein paar Wissenschaftlern gesucht habe. Also, du kannst dich auf mich verlassen wie auf einen Bruder. Ich weiß, daß du für irgendeinen Geheimdienst arbeitest, und ihr werdet sicher nicht fürstlich bezahlt.«
    »Stimmt«, gab Lennet zu. »Ein Beamtengehalt und eine Gefahrenzulage, das ist ungefähr alles.«
    »Aber…« Julies Gesicht wurde plötzlich finster. »Du glaubst doch nicht etwa, daß ich Angst vor dir habe? Wie dieser Angeber, der neulich bei mir war und genau wie du jetzt als Leibwächter mit mir nach Brasilien fahren wollte.
    Und alles unter dem Vorwand, daß ich in diesen verflixten Papierkörben gewühlt habe und er mich ins Gefängnis bringen könnte. Aber er wußte nicht, mit wem er es zu tun hat. Ich habe ihn schließlich hinausgeworfen… das heißt, von Hachichin hinauswerfen lassen.«
    Bei der Vorstellung, der kleine Julio wirft Leutnant Carvalho vom Französischen Nachrichtendienst hinaus, konnte sich Lennet ein Lachen kaum verkneifen. Aber Julio sagte die Wahrheit: Carvalho, der diesen Auftrag übernehmen sollte, weil er Portugiesisch sprach – die Landessprache Brasiliens -, war kurzerhand vor die Tür befördert worden. Jetzt versuchte Lennet, der zwar kein Wort Portugiesisch sprach, aber sozusagen ein Freund Julios war, den Auftrag zu retten. Es war sicher die delikateste und am wenigsten vorbereitete Aktion, die er je übernommen
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