Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1398 - Tänzer, Tod und Teufel

1398 - Tänzer, Tod und Teufel

Titel: 1398 - Tänzer, Tod und Teufel
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
eingeschlossen.«
    »Sie hat es erwischt«, sagte Suko, »die anderen nicht. Jetzt frage ich dich: Warum gerade sie?«
    »Vielleicht hat sie den Tänzer gekannt.«
    »Wenn wir davon ausgehen, dass der Tänzer der Killer ist«, gab Suko zu bedenken.
    »Bisher sehe ich keine andere Möglichkeit.«
    Suko verengte die Augen. »Es stellt sich nur die Frage, was dieser Killer, dieser Tänzer, mit einer Frau zu tun hatte, die wie eine Sklavin arbeiten musste. Er ist der Teufel, sie stand in der Hierarchie des Molochs London ganz unten.«
    »Das Geheimnis hat sie mit in den Tod genommen.«
    »Dann glaubst du, dass es ein Geheimnis gab?«
    »Lass uns mal davon ausgehen.«
    Es war genug geredet worden, jetzt betraten wir die Wohnung.
    Suko klopfte an. Das Geräusch war noch nicht verklungen, da öffnete er bereist die Tür.
    Ein Zimmer lag vor uns, das wirklich nicht nur von einer Person bewohnt wurde, sondern von mehreren, denn wir sahen tatsächlich sechs Betten. Zwei standen jeweils übereinander, und zwischen den Betten befanden sich schmale Schränke, in denen die Frauen ihre persönliche Habe verstauen konnten.
    Die Schränke hatten ungefähr die Maße der Spinde, die wir im Keller der Wäscherei gesehen hatten. Es gab keine Tapete an den Wänden, dafür Fotos aus der Heimat, die die Frauen mitgebracht hatten. Da standen Menschen vor Lehmhütten oder hielten sich auf sonnendurchglühten und staubigen Feldern auf. Ein Stück Heimat in dieser kalten Fremde.
    Eine Frau war aus dem Zimmer gekommen, drei andere saßen auf einem der unteren Betten zusammen. Sie wirkten wie verängstigte Hühner und schauten zu uns hoch. In den dunklen Augen las ich die Angst, und so versuchten wir, die Atmosphäre durch ein Lächeln zu entspannen. Ich setzte auch darauf, dass die Frauen zumindest Bruchstücke der englischen Sprache verstanden.
    Als ich sie danach fragte, schauten sie sich nur an. Zwei hoben verlegen die Schultern, die dritte Person aber redete mit sehr leiser Stimme.
    »Ich kann euch verstehen. Etwas.«
    »Das ist gut.« Ich fragte sie: »Wo hat Burna geschlafen?«
    Eine Hand deutete auf das Bett, neben dem ich stand. »Unten. Aber sie nicht mehr da.«
    »Ich weiß.«
    »Man spricht Böses.«
    Ich nickte. »Nicht zu Unrecht.« Ich wollte mit der Wahrheit herausrücken. »Burna lebt nicht mehr. Man hat sie umgebracht.«
    Ich rechnete mit einer heftigen Reaktion der Frauen, die aber nicht eintrat. Stumm saßen sie da und sagten nichts.
    »Könnt ihr euch einen Grund vorstellen?«
    »Nein.«
    Eine neutrale Antwort. Gegeben mit einer neutralen Stimme. Ob sie die Wahrheit gesagt hatte, wusste ich nicht.
    Ich erkundigte mich nach dem Schrank der Toten.
    »Neben Bett.«
    Die Spinde standen dicht beisammen. Zwischen ihnen passte kein Blatt Papier.
    Der Schlüssel steckte von außen, und so konnte ich die Tür öffnen.
    Bei dieser Enge blieb es einfach nicht aus, dass der Schrank überfüllt war. Bruna hatte so viele Klamotten wie möglich hineingepresst. Unten standen Schuhe, und in den Minifächern lag die Unterwäsche neben Strümpfen. Die einzelnen Stücke stammten sicherlich noch aus der Türkei, denn etwas Modisches fand ich nicht.
    Mir fiel eine Handtasche auf. Sie war sehr klein. Ich holte sie aus dem Fach. Es war mehr ein Beutel mit einem Schnappverschluss, den ich öffnete.
    Ich warf einen Blick hinein. Ein sauberes Taschentuch, eine gestrickte Geldbörse, aber keine Schminkutensilien. Dafür fand ich eine Seite, die aus einem schmalen Buch herausgerissen worden war.
    Das dünne Papier war leicht vergilbt, aber nicht so, als dass wir nichts hätten erkennen können.
    Suko schaute mir über die Schulter. »Weißt du, was das ist, Alter?«
    Ich nickte. »Ein Flugplan. Aus einem Buch herausgerissen.«
    »Bingo. Jetzt frage ich dich nur, was eine schlichte Arbeiterin in einer Wäscherei mit einem Flugplan will. Sag nicht: fliegen.«
    »Doch!«
    »Und wohin?«
    »Start in London. Es geht in alle Welt, aber das Blatt ist alt, die Zeiten werden nicht mehr stimmen.«
    »Das haben wir ein Stück Vergangenheit gefunden, John.«
    »Und weiter?«
    »Eine Vergangenheit, die vor dem Job als Wäscherin lag. Ich denke, da hat sie den anderen Kolleginnen etwas voraus.«
    Der Ansicht war ich auch, obwohl ich meine Probleme hatte, eine bestimmte Logik da hineinzubringen. Meine Gedanken sprach ich laut aus. »Könnte es sein, dass diese Burna gar nicht die Person gewesen ist, für die sie alle gehalten haben?«
    »Auch das würde ich in Betracht
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher