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1392 - Treffpunkt Y-Gate

Titel: 1392 - Treffpunkt Y-Gate
Autoren: Unbekannt
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Kommandant winkte ab. Die Geste verriet alles. „Keine. Der Leerraum jenseits der Hangay-Grenzen ist so öde, wie es ein Leerraum zu sein hat. Wir haben weder etwas gesehen noch geortet."
    Tostan fuhr sich mit der Knochenhand über den haarlosen Schädel. Seine tief in den Höhlen liegenden Augen wirkten müde. „Na schön, dann bist du eben auch leer ausgegangen. Tifflor ist mit der LYNX noch nicht eingetroffen. Bis zu seinem Erscheinen soll ich die Leitung des Verbandes übernehmen. Ordne dich bitte in die Kreisbahn ein. Koordinaten wie gehabt."
    „Wo steckt Atlan?" wollte sein Gesprächspartner wissen. Er wirkte entmutigt.
    Tostan zuckte mit den Schultern. Die Geräusche im Hintergrund seiner Zentrale registrierte er trotz des Gesprächs. „Das mag jener wissen, den unser arkonidischer Verbandschef Afu-Metem oder Fürst des Feuers nennt.
    Wir müssen abwarten. Atlans KARMINA ist ein Schiff mit guter Technik. Er wird sie zu seinem Wohlergehen nutzen."
    „Hoffentlich. Ich ordne mich ein. Ende."
    Tostan achtete nicht auf den verblassenden Kommunikationsschirm.
    Juri Katschenko rannte unterhalb der Brückenempore vorbei. Die Geräusche im Rückraum der Zentrale steigerten sich.
    Jemand schrie unartikuliert wie in höchster Not. Die Rufe einer Frauenstimme mischten sich mit den Äußerungen einiger Männer. Sie wußten, was sie zu tun hatten.
    Tostan legte die Hände auf die breiten Lehnen seines Kontursessels und stemmte seinen skelettiert wirkenden Körper nach oben. Als er auf den Füßen stand, galt sein Blick den Kontrollen des vor seinem Sitz angeordneten Überrang-Schaltpults.
    Juri Katschenko, den man wegen seiner früheren Tätigkeit im Sonderkommando „Freie Jagd" den Jäger nannte, kümmerte sich auf seine Art um den Tobenden.
    Er zwang ihn auf eines jener Speziallager nieder, die man vor Monaten installiert hatte, um der Aktiv-Besatzung des neuen Raumschiffs vor dem Strangeness-Durchgang eine zusätzliche Schutzmöglichkeit und sofortige medizinische Hilfeleistung bieten zu können.
    Tostan hatte sie noch nicht aus dem Hintergrund der Zentrale entfernen lassen, wohl ahnend, daß sie und ihre komplizierten Spezialeinrichtungen noch benötigt werden würden.
    Sein Verdacht hatte sich bewahrheitet. Die Erweckung der TS-CORDOBA-Besatzung aus dem langen Tiefschlaf hatte sich in zwanzig Prozent aller Fälle als problematisch erwiesen.
    Das damit verbundene medizinische Phänomen war noch ungeklärt. Normalerweise wurden Tiefschläfer nach kurzer Eingewöhnungsphase wieder voll aktiv. Man verordnete ihnen bestenfalls ein abgewogenes Training zur Stärkung erschlaffter Muskelpartien, stärkte den Kreislauf und sonstige lebenswichtige Funktionen.
    Damit, so bewiesen es Erfahrungswerte, war das Notwendige abgeschlossen.
    Im Fall der hundertfünfzig TSUNAMI-Spezialisten war es teilweise zu krassen Abweichungen gekommen.
    Sie waren im Zustand der Biomed-Paralyse zweimal der Schockeinwirkung eines Strangeness-Durchganges ausgesetzt worden. Die damit verbundenen Qualen hatte man ihnen erspart, aber was tatsächlich in den hochsensiblen Gehirnen geschehen war, vermochte niemand zu sagen.
    Nun wurden die Mediziner des Kugelraumers mit den Tatsachen konfrontiert. Es erwies sich wieder einmal, daß der Mensch durchaus nicht so reagierte, wie man es angenommen hatte. Viele der Erweckten verhielten sich wie erwartet, andere unterlagen Minuten oder Stunden später einem psychischen Kurzschluß, den niemand zu erklären vermochte. „TS-Syndrom" hatte man den Zustand genannt. Er basierte auf der Tatsache, daß Terraner mit TSUNAMI-Ausbildung grundsätzlich mentalstabilisiert waren. Im Zusammenhang mit anderen Anförderungen, die an derart hochqualifizierte Menschen gestellt wurden, ergab sich eine psionisch orientierte Wechselwirkung im Bereich der Großhirnfrequenzen, deren Ordnung offenbar bei Strangeness-Durchgängen im bewußtlosen Zustand außer Kontrolle geriet.
    Der Tobende war bereits vor zwanzig Stunden geweckt und durchgetestet worden. Nichts in seinem Verhalten hatte auf einen bevorstehenden Anfall hingewiesen. Nun war er doch davon überrascht worden.
    Tostan schritt die Empore hinab. Sein Blick war unverändert auf den wild um sich schlagenden und schreienden Mann gerichtet. Die Medo-Robotstation des Lagers handelte bereits. Unter dem Zischen der Hochdruckinjektionen beruhigte sich der Kranke fast augenblicklich. Schließlich lag er still. „Medikamente und wieder Medikamente", beschwerte sich der Spieler.
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