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139 - Das Schwarze Schloß

139 - Das Schwarze Schloß

Titel: 139 - Das Schwarze Schloß
Autoren: Dämonenkiller
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auf, daß im Dorf niemand darüber geredet hatte. Dabei hatten sie sich nach sehenswerten Dingen in der Umgebung erkundigt. Und eine Burg oder ein Schloß war immer sehenswert, auch für die Einheimischen.
    Keiner hatte ein Sterbenswörtchen darüber verloren.
    Claudia sah hinauf. Ein kalter Schauer lief ihr über den Rücken, als sie den Fledermausschwarm sah, der sich jetzt von den Mauern löste und sich vor den Vollmond schob. Die Fledermäuse bildeten eine Wolke, die vor der leuchtenden Scheibe des Mondes aussah wie ein überdimensionaler Totenschädel mit leuchtenden Augen.

    Crassus humpelte den steilen Weg hinunter. Er war so weit, so anstrengend… und Crassus schwitzte bereits ein übelriechendes klebriges Sekret aus, wenn er daran dachte, diesen Weg zurück auch noch mit Last auf den Schultern machen zu müssen - bergauf! Er haßte körperliche Anstrengungen. Aber immer wieder war er es, der die Arbeit zu machen hatte. So auch jetzt. Ihn hatte man ausgesandt, die Opfer zu holen.
    Er fletschte die Zähne. Flügel müßte er haben. Oder einen leichten, elfenhaften Körper, der zu bewegen nicht so viel Kraft kostete. Und zudem würde er dann keine schwere Arbeit machen können. Doch er hatte weder einen Elfenkörper noch Flügel. Er mußte sich auf seinen krummen Säulenbeinen bergauf und bergab durchkämpfen, mußte seinen tonnenförmigen schweren Leib über Treppen und Pfade wuchten.
    Plötzlich hielt er inne. Mit der sechsfingrigen Hand schlug er sich vor die Stirn, daß es klatschte. Erschrocken sah er sich um. Hoffentlich hatte niemand das Geräusch gehört. Denn noch brauchte keiner zu wissen, daß er hier war.
    Er hatte eine Idee. Er war ja schließlich nicht dumm, nicht wahr? Nein, Crassus war schlau, und darum würde er die Opfer
nicht
den Berg hinauf zum Schloß tragen oder schleifen. Die hatten selbst Beine und konnten deshalb auch gefälligst allein hinauf laufen. Crassus mußte sie nur dazu bringen, das auch zu tun. Er mußte sie locken. Der Begriff „Lockvogel" geisterte durch sein kleines Gehirn. Den Zeigefinger der vierfingrigen Hand legte er nachdenklich an die Nase. Rund zwanzig Meter unter ihm an der Straße stand das Knatterfahrzeug, und da standen auch die Zelte. Crassus unterschied vier Menschen. Die konnte er wirklich nicht hinaufschleppen. Das war eine Zumutung. Aber die anderen wollten sie eben alle vier haben, damit keiner entkam und vielleicht ein paar Mutige zusammentrommelte, die Gefangenen zu befreien.
    Das war auch etwas, worauf Crassus achten mußte: er mußte sie alle vier dazu bringen, ihm zu folgen.
    Für ein Wesen wie ihn doch kein Problem. Schließlich war er ja sehr schlau und listig.
    Er kletterte weiter in die Tiefe, geräuschlos wie eine Katze trotz seines unförmigen Körpers und der plumpen Beine. Schließlich bewegte er sich durch eine Buschgruppe und war jetzt ganz nah bei den vier Menschen.
    Er sah nur noch zwei. Die anderen zwei waren wohl schon in eines der Zelte gekrochen. Crassus kroch durch das Gestrüpp ganz nah heran. Er brauchte nur eine Hand auszustrecken, um die Spannseile des ersten Zeltes zu berühren.
    Ich bin ein Lockvogel, dachte er. Ich werde sie hinter mir her locken.
    Und er stieß ein lautes Krähen aus, während er aufsprang und dabei das Zelt zum Einsturz brachte.

    Peter Jaworski und Bettina Krenz hatten sich bereits in ihr Zelt zurückgezogen. Bettinas Bruder Karsten versuchte Claudia zu überreden, aber sie fühlte sich unbehaglich. Die schwarze Burg auf der Bergkuppe flößte ihr Furcht ein. Sie war sicher, daß sie nicht würde schlafen können. Und ebenso sicher war sie, daß sie in diesem Zustand Karstens Zärtlichkeiten nicht ertragen konnte, die sie sonst so gern genoß. Sie hoffte, daß er sie schließlich verstehen würde.
    Vielleicht war es besser, wenn sie im VW-Bus übernachtete statt im Zelt. Der Wagen bot ihr immerhin etwas mehr Sicherheit, da er von innen abschließbar war. Aber dann schalt sie sich doch wieder eine Närrin. Die anderen waren ja auch noch da, falls sich jemand ungebeten nähern sollte. Wenn da nur dieses Unbehagen nicht gewesen wäre…
    Sie war noch unschlüssig, als es geschah. Zwischen den Büschen, vor denen die Zelte aufgebaut worden waren, sprang eine Gestalt auf, krähte wie ein volltrunkener Rabe, aber doppelt so laut, und zerrte an den Abspannleinen von Peters und Bettinas Zelt.
    Das brach sofort zusammen.
    Aus dem Zeltinnern kam wütendes Gebrüll. „Laßt die dämlichen Scherze! Ich dachte, aus dem
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