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1371 - Projekt Septembermorgen

Titel: 1371 - Projekt Septembermorgen
Autoren: Unbekannt
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Türrahmen begann zu glühen. Der Datumsanzeiger über ihm zeigte den 10. August 447 NGZ. Der Vario fragte sich, was dieser Tag noch bringen würde.
    Er warf sich gegen die Tür, und das Transmitterfeld entstofflichte ihn und beförderte ihn vom Mond hinüber zur Erde.
    Mermator besaß ein wenig Ähnlichkeit mit Jen Salik, jedoch war sein Gesicht feiner geschnitten, und die schmächtige Gestalt erhielt durch den kleinen Kugelbauch etwas Groteskes und Widersprüchliches, was den unwissenden Betrachter beim ersten Hinsehen augenblicklich stutzen ließ.
    Jetzt bewegte sich der Terraner durch die Privatgemächer des Kaisers an Bord des Flaggschiffs REDHORSE, und Mermator verschloß sorgfältig die Türen und suchte sein Schlafgemach auf, das im hinteren Teil des Wohnbereichs lag. Er blieb vor dem hohen Wandspiegel stehen, betrachtete sich eine Weile und straffte sich dann entschlossen. Auf ein geheimes Signal hin öffnete sich ein Teil der Wand und gab den Blick auf einen schmalen Korridor frei. Entschlossen setzte Mermator sich in Bewegung und trat aus dem Zimmer hinaus. Die Wand schloß sich ebenso lautlos, wie sie sich geöffnet hatte, und der Vario-500 schritt den Gang entlang bis zu einer Tür, die er wiederum mit Hilfe eines Kodesignals öffnete. Ein kleiner Raum erwartete ihn. Einige Möbelstücke standen sinnlos verteilt herum, ein Sessel hinter einem Schrank, davor ein Tisch, unter dem Tisch ein zweiter Sessel. An den Wänden standen kleine, kunstlederbezogene Hocker, vier an der Zahl. Für die Verhältnisse des Roboters wirkten die Konturen aller Gegenstände ein wenig unscharf. Es lag an seinen empfindlichen Sensoren. Ein normaler Mensch hätte hier sehr wohl getäuscht werden können.
    Mermator strahlte den Erkennungskode ab. Augenblicklich erlosch die Projektion. Die Möbel lösten sich auf, und statt der Wand hatte der Roboter in seiner PVK-Maske jetzt einen Energieschirm und einen Transmitter vor sich. Die Transmittersäulen glühten, und eine ruhige Stimme teilte ihm auf akustischem Weg mit, daß das Gerät betriebsbereit war. Es war auf seine spezifischen Schwingungen abgestimmt und konnte allein von ihm benutzt werden.
    Mermator betrat das Feld und wurde entstofflicht. Er trat gleichzeitig aus der Empfangskammer der Gegenstation heraus und bewegte sich durch eine metallverkleidete Umgebung, durchschritt eine Tür und einen Korridor von etwa vierzig Metern Länge und zwanzig Metern Breite. Mehrere Stangen liefen an der Decke entlang. An ihnen hingen in speziellen Halterungen die Vertreter unterschiedlichster Spezies. Für einen Außenstehenden mochte der Eindruck entstehen, es handle sich hier um ein Leichenschauhaus.
    Der Vario-500 steuerte eine Lücke in den Reihen dieses seltsamen Mausoleums an. Er stellte sich vor die einzige leere Halterung, und diese geriet in Bewegung und entfaltete zwei biegsame Tentakel. Sie griffen Mermator unter die Arme und hoben den Körper ein wenig an, so daß sein Gewicht nicht mehr auf den Beinen lastete.
    Mermator stieß ein helles Lachen aus, seine letzte Äußerung in diesem Körper. Etwas Unfaßbares geschah. Der Mann öffnete die Vorderseite seiner Kombination und darunter schimmerte die leicht behaarte Haut eines Menschen. In dieser Haut entstand ein Riß. Der Körper Mermators öffnete sich auf seiner ganzen Länge zwischen Hals und Becken. Er klaffte auseinander, doch es floß kein Blut. Es gab ein paar blubbernde Geräusche, und hinter der Öffnung glitzerte es silbern. Etwas drängte hinaus in das künstliche Licht des Körperarsenals. Es besaß die Form eines fünfzig Zentimeter langen und an der dicksten Stelle zwanzig Zentimeter durchmessenden Eies. Es leuchtete wie ein polierter Gegenstand. Es schwebte zur Seite und blieb ein paar Augenblicke vor dem erschlaffenden Körper Mermators hängen.
    Dann trieb es an den anderen PV-Kokons entlang bis zum vorderen Ende der ersten Reihe. Dort hing eine wuchtige und auffällige Gestalt, und das Ei umkreiste sie zweimal, ehe es anhielt.
    Der terranische Spezialroboter mit seiner Hülle aus Atronital-Compositum und mit seinem Innern aus den Werkstätten siganesischer Wissenschaftler wechselte die Maske. 867 davon besaß er inzwischen, die 868. war die von Stalker gewesen, die nicht mehr existierte. Der Vario-500 hing unschlüssig vor seiner liebsten Maske. „Anson Argyris, wach auf!" sagte das Ei plötzlich mit Donnerstimme. Es schlüpfte in die Öffnung der Pseudo-Variablen-Kokonmaske. Es verschwand hinter dem
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