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1362 - Die Rivalin

1362 - Die Rivalin

Titel: 1362 - Die Rivalin
Autoren: Jason Dark
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wachsen lassen. Das ist zumindest meine Meinung. Wie ihr darüber denkt, weiß ich nicht. Aber wenn wir den Gedanken weiterverfolgen, dann können wir einfach nicht objektiv sein. Dann sind wir in allen unseren Handlungen gestört. Das meine ich, aber ich will euch da nicht beeinflussen.«
    Die ruhigen Worte taten uns gut. Es wäre grauenhaft gewesen, wenn plötzlich alle unsere Feinde doppelt vorhanden wären, einschließlich des Schwarzen Tods.
    »Ich denke auch, dass es mehr eine Ausnahme gewesen ist«, sagte ich zu den anderen und griff zugleich nach einem der Finger Foods, die auf einer Platte verteilt auf dem Tisch standen. Die Conollys hatten sie liefern lassen. Wir aßen sie zum Wein, Bier oder zum Mineralwasser, auf dass sich Shao und Suko beschränkt hatten.
    Geräucherter Lachs lag auf einem kleinen Pfannkuchen. Veredelt war der Fisch mit einem Klacks feiner Senfsoße, die zudem einen leichten Honiggeschmack hatte.
    Ich hatte Durst gehabt und auf Wein verzichtet. Deshalb trank ich ein deutsches Bier, das bei den Conollys immer im Keller stand.
    »Nur wird er wieder angreifen«, erklärte Bill, nachdem er die mit Schinken umwickelte Gebäckstange zerknabbert hatte. »Da brauchen wir uns nichts vorzumachen.«
    »Und wen wird er sich als Nächsten vornehmen?«, fragte Shao leise. »Immer die schwächsten Glieder der Kette?«
    »Denkst du dabei an dich?«
    Sie schaute mich an und lächelte. »Ob ich so schwach bin, weiß ich nicht, aber Saladin könnte es denken.«
    »Das glaube ich nicht.« Bill Conolly winkte ab. »Ich kenne ihn zwar nicht so gut, aber ich gehe immer davon aus, dass er noch ein Mensch ist. Und Menschen haben nun mal die Eigenschaft, menschlich zu sein. Das heißt, er empfindet nicht nur Freude und Triumph, sondern auch zumindest seelischen Schmerz und Ärger.«
    »Du meinst, dass er zunächst mal seine Wunden leckt«, fasste Suko zusammen.
    »Genau. Außerdem wird sein Ansehen in den Augen des Schwarzen Tods nicht eben gestiegen sein. Er hat schließlich in seinem Auftrag gehandelt, und jetzt muss er ihm eine Niederlage eingestehen. Die Frage ist, ob ihm der Spaß macht.«
    »Genau. So denke ich auch.«
    Ich hatte mich aus dem letzten Gespräch herausgehalten und die Beine etwas von mir gestreckt. Es war eine verdämmt harte und stressige Zeit gewesen, die hinter uns lag. Am liebsten wäre ich weit weg gefahren und hätte irgendwo Urlaub gemacht. Aber wie ich mich kannte, würde mir wieder etwas dazwischenkommen. Die Mächte der Finsternis ließen mich nicht los, und umgekehrt war es auch nicht der Fall. Da taten wir uns gegenseitig nichts.
    Außerdem fühlte ich jetzt eine Spur der Erholung in mir, obwohl sich das Gespräch über ein berufliches Thema gedreht hatte, aber es war mehr theoretisch gewesen.
    Bill, der ebenfalls Bier trank, füllte sein Glas wieder auf. Neben Sheila war auch er wahnsinnig froh darüber, dass sich letztendlich alles zum Guten gewendet hatte, doch er wusste auch, dass die Angriffe der anderen Seite nicht vorbei waren. Doch kleine Pausen wie diese hier, musste man genießen.
    Sheila lächelte. »Es ist toll, dass ihr gekommen seid, um mich aufzuheitern, aber ich habe es schon fast überstanden.« Sie holte tief Luft. »Ich weiß ja, wie mein Schicksal praktisch seit dem Tod meines Vaters aussieht. Ich habe zwar versucht, mich dagegen zu wehren und die Familie und mich aus allem herauszuhalten, doch inzwischen habe ich erfahren müssen, gerade auch durch Saladin, dass dies nicht möglich ist. Ich komme aus diesem Kreislauf nicht mehr heraus, wie wir alle wohl nicht. Da bringt es auch nichts, wenn man versucht, sich von gewissen Dingen fern zu halten, was sehr schade ist.«
    Keiner widersprach ihr. Wir wussten selbst, dass Sheila immer gegen diese harten Einsätze gewesen war. Und trotzdem hatte sie verdammt viel erleben müssen und es auch überstanden. Die Conollys hatten es sogar geschafft, nebenbei noch einen Sohn großzuziehen, der mein Patenkind war und am nächsten Tag aus einem Schweiz-Urlaub mit seinen Freunden zurückkehren würde.
    Ich hob mein Bierglas an. »Dann sollten wir darauf trinken, dass wir es gesund überstanden haben.«
    Alle waren dafür, und es spielte keine Rolle, mit welch einem Getränk angestoßen wurde.
    Mir fiel auf, dass Sheila verstohlen gähnte. Deshalb schlug ich vor, den Kreis aufzulösen.
    »Aber nicht meinetwegen«, sagte Sheila. »Bitte, ich habe da keine Probleme.«
    »Aber du bist müde«, sagte ich. »Dein Körper muss sich
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