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1362 - Der Sonnensucher

Titel: 1362 - Der Sonnensucher
Autoren: Unbekannt
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aus dem Schatten in die helle Zone. „Beodu", murmelte Perry Rhodan erstaunt. „Warum so heimlich?"
    „Nicht heimlich", antwortete Beodu, nachdem er ihn eingelassen und seine Frage wiederholt hatte. „Die Attavennok sind Nachtwesen. Ich war unterwegs auf einem Spaziergang, als mir einfiel, daß es dir vielleicht angenehm wäre, wenn ich dich besuchte."
    „Sehr angenehm", erklärte Perry Rhodan. „Du wolltest mich die Geschichte eures Volkes lehren."
    „Bist du immer noch daran interessiert?" fragte Beodu verwundert. „Natürlich. Überrascht dich das?"
    Beodu mußte darüber nachdenken. Seine zierliche Gestalt war in einen violetten Umhang gekleidet, der vom Ansatz des schlanken Halses bis hinab auf den Boden reichte. Was er darunter trug, war nicht zu sehen. Der Umhang war über der Hüfte durch einen Gürtel gerafft, der aussah wie ein aus goldenen Strängen gedrehtes Seil. Die Kleidung war einfach und doch geschmackvoll. „Ja, es überrascht mich", bekannte der Zwerg-Venno schließlich. „Niemand sonst interessiert sich für die Geschichte der Vennok. Sie sind ein Hilfsvolk der Kartanin. Wenn sie vor dem Feuer des sterbenden Universums bewahrt werden, haben sie es allein den Kartanin zu verdanken. Als Gegenleistung bieten sie Soldaten und Aufpasserdienste. Aber dafür, woher sie kommen und wie sie sich entwickelt haben, interessiert sich niemand. Außer natürlich den Vennok selbst."
    Die Worte stimmten Perry Rhodan nachdenklich. Er konnte sich nicht vorstellen, daß Liutalf oder seine Kommandeure so sprechen würden. Sie waren stolz und sich ihrer Würde bewußt. Besaß Beodu einen tieferen Einblick in die Dinge, oder war es einfach eine Eigenart des Zweigvolks der Attavennok, bescheiden zu tun und das eigene Licht unter den Scheffel zu stellen? „Magst du etwas zu essen oder zu trinken?" erkundigte sich Rhodan.
    Beodu lehnte ab. „Ich danke dir für deine Freundlichkeit", sagte er. „Ich habe einen eigenartigen Geschmack. Ich glaube nicht, daß mir dein Servierautomat etwas bieten könnte."
    „Warum nennen sie dich den Träumer?" fragte der Terraner unvermittelt. „Ganz einfach: Ich träume oft, und ich spreche gern über meine Träume. Sie enthalten nämlich, glaube ich, Hinweise für die Zukunft."
    „Willst du mir etwas über deine Träume erzählen?"
    „Gewiß doch. Ich schildere dir den, der am öftesten wiederkehrt. Er hat den Vorteil, kurz zu sein. Ich schwebe hoch in den Lüften. Unter mir breitet sich eine eintönige Ebene aus. Ich glaube, sie ist mit Sand bedeckt. Ich sehe zwei Wesen. Das eine hat vier Arme und vier Beine und ist von exotischer Gestalt. Das andere hat das Aussehen eines Baumbewohners. Ich senke mich auf die beiden Wesen hinab. Als ich ihnen bis auf wenige Meter nahe gekommen bin, gibt es einen Blitz. Die beiden Wesen fallen um und rühren sich nicht mehr. Offenbar bin ich es, der dies bewirkt hat. Sie sind tot. Ich habe sie getötet.
    Eigentlich sollte ich darüber Bedauern empfinden, aber ich bin statt dessen von Freude erfüllt. Ich glaube, einen wichtigen Auftrag erfolgreich erledigt zu haben." Er schwieg. „Ein seltsamer Traum", sagte Perry Rhodan. „Was hat er zu bedeuten?"
    „Ich weiß es nicht. Er verwirrt mich, weil ich den Tod der beiden Wesen nicht bedauere."
    „Hast du Wesen, wie sie dir im Traum erscheinen, in Wirklichkeit schon einmal gesehen?"
    Beodu musterte ihn mit aufmerksamem Blick. „Bist du ein Traumdeuter? Nein, ich kenne solche Geschöpfe nicht. Das metallene könnte natürlich ein Roboter sein. Aber ich habe nicht viel mit Robotern zu tun, außer mit den Autopiloten in den Fahrzeugen, die ich steuere." Der Traum war nichts sonderlich Beeindruckendes, und doch kehrten Perry Rhodans Gedanken im Lauf des Abends und auch später immer wieder zu Beodus Schilderung zurück. Irgendein Geheimnis schien sich darin zu verbergen, und wer es zu deuten verstand, dem würde sich ein Stück Zukunft offenbaren. So sagte es Beodu, und Perry Rhodan war ohne weiteres gewillt, ihm zu glauben.
    Inzwischen hatte der Attavennok sich an den eigentlichen Grund seines Besuchs erinnert und begann, die Geschichte seines Volkes zu erzählen. „Wie viele Jahre es her ist, weiß inzwischen niemand mehr", fing sein Bericht an. „Die ersten Jahrtausende der Laufbahn meines Volkes sind im Dunkel der Vergessenheit verschwunden; denn damals beherrschte noch niemand die Kunst des Schreibens, und es wurden keine Aufzeichnungen geführt..." Mit dem Zeitbegriff des Jahres, wie er
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