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1360 - Abschied der Vironauten

Titel: 1360 - Abschied der Vironauten
Autoren: Unbekannt
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geworden, und wir können nicht jedes Virenschiff einzeln suchen. Dabei würden Jahrhunderte vergehen. Ach, was sag' ich ... wohl eher Jahrtausende. Und dann hätten wir immer noch nicht mehr als zehntausend zusammen." .„Nur ,Mut, mein Lieber. Mir kommt gerade eine Idee. Du kennst doch das Schneeballsystem?"
     
    *
     
    Vergangenheit: Februar bis Juni 447 NGZ „Die Sache ist ganz einfach", erklärte Irmina. „Wir müssen die Vironauten bei ihrem Verantwortungsgefühl packen."
    „Das klappt nie! Die wollen sternenbummeln, sonst nichts."
    „Du täuschst dich, Bully. Inzwischen hat sich viel geändert. Sie alle sind seit gut achtzehn Jahren unterwegs - Zeit genug, der Sache überdrüssig zu werden. Schau dich selbst an, was ist aus dir geworden? Keine Spur mehr von dem Reginald Bull, der in seinem Virenschiff die Wunder ESTARTUS sehen wollte. Und so geht es vielen."
    „Also gut. Versuchen wir es."
    In der Tat war das Prinzip denkbar einfach. Er würde eine Botschaft aufzeichnen und jedesmal abspielen lassen, sobald sie mit der EXPLORER einem anderen Virenschiff nahe kamen. Darin mußte er die Sachlage klären und die Besatzungen der Schiffe bitten, die Botschaft weiterzutragen. „Und noch etwas", ergänzte Irmina. „Um die Sache effizienter zu gestalten, werden wir uns trennen.
    Meine ÄSKULAP und deine elf EXPLORER-Segmente - das macht zusammen zwölf. Ein Schiff für jede der estartischen Galaxien."
    „Natürlich. Du hast recht."
    Ihre neuerliche Trennung erfüllte ihn mit dumpfer Unzufriedenheit, aber er sagte sich, daß es wichtigere Dinge als seine potentielle Beziehung zu Irmina gab. Wichtigkeit, Priorität, Vorrang; er konnte diese Worte nicht mehr hören. Trotzdem räumte er ihnen grundsätzlich mehr Bedeutung ein als seinem Privatleben.
    Nur einmal war dies anders gewesen, nämlich vor achtzehn Jahren.
    Fernweh ist Sternweh, jener alte Slogan geisterte nur noch ab und zu durch seine Gedanken. Der Mensch ist ein Gewohnheitstier, dachte Bull. Er hatte so lange gelebt, daß die achtzehn Jahre kaum mehr besagten als ein am Ende vergebliches Aufbäumen.
    Noch am gleichen Tag machten sie sich auf. Jedes der Schiffe steuerte eine andere Galaxis an, und Bull konnte zu diesem Zeitpunkt nur hoffen, daß sie alle vom augenblicklichen Chaos verschont blieben.
    Irmina Kotschistowa nahm sich Syllagar vor, er selbst blieb mit der EXPLORER-Seg1 in Absantha-Shad.
    Sie machten einen neuerlichen Treffpunkt im Juni aus. Bis dahin mußte die Lawine rollen - oder ihre Mühe war vergebens.
    Schon nach ein paar Stunden erhielten sie, trotz der Störungen im psionischen Äther, Funkkontakt mit einem einzelnen Virenschiff, der EXPLORER-Seg1099. Bull erfuhr, daß die anderen bereits seit fünf Jahren in Absantha-Shad umhergekreuzt waren. Sie erklärten sich rasch bereit, an der Sammelaktion teilzunehmen. „Jetzt sind wir schon zwei", sagte Bull. „Zwei von ehemals 650.000."
    Am Ende der ersten Woche sah alles wesentlich besser aus. Die EXPLORER-Seg1 hatte fast fünfzig Virenschiffe erreichen können. Wenn jedes dieser Schiffe inzwischen eine ähnliche Marge beigetragen hatte ... Bull gab das Rechnen auf. Solche Dinge überließ er lieber Computern. Sie fuhren mit unverminderter Energie fort, Kontakte zu knüpfen, und Stronker Keen hatte unterdessen für den zentralen Steuerraum einen Schichtdienst eingerichtet.
    Nach Ablauf der festgesetzten Zeit trafen die EXPLORER-Segmente und Irmina Kotschistowa in Absantha-Shad zusammen. „Während der ersten Wochen ging alles gut", berichtete Irmina Kotschistowa. „Dann aber wurde es immer schwieriger, Virenschiffe aufzutun, die unsere Botschaft noch nicht gehört hatten. Trotzdem kommt die ÄSKULAP auf knapp dreihundert Kontakte."
    „Bei uns dasselbe", gab Bull zurück. „Statt dreihundert Kontakten sind es zwar vierhundert, aber das macht den Kohl auch nicht fett. Ich fürchte, es wird nicht reichen, Irmina. Nein ... Ganz bestimmt nicht.
    Nicht einmal dann, wenn man die Aktivitäten der übrigen Segmente und das ganze Schneeballprinzip einrechnet."
    Irmina Kotschistowa sah bedrückt zu Boden. „Zwölf Galaxien sind einfach zu groß. Und wer weiß, an welchen Orten außer Estartu sich noch Vironauten herumtreiben."
    „Hoffen wir das Beste." Bull schaute sie an. Er spürte, wie sie beide sich aneinander aufrichteten. „Setzen wir den Heimflug von Eden-Nova aus auf den 31. Juli fest. Und bis dahin ist Hoffnung."
     
    3.
     
    Die faktische Auflösung der Netzgängerorganisation
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