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1356 - Am Abgrund des Lebens

1356 - Am Abgrund des Lebens

Titel: 1356 - Am Abgrund des Lebens
Autoren: Jason Dark
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besaß den üblichen rechteckigen Ausschnitt, aber es war zugleich durch schwere Gitterstäbe gesichert, die kein Mensch aufbrechen konnte. Das Fenster ließ sich auch nicht öffnen. Panzerglas verhinderte ebenfalls ein Einschlagen, und so blieb nur der Blick nach draußen. Auch der war durch die Stäbe eingeschränkt.
    Van Akkeren liebte das Fenster. Oft genug stand er davor und schaute nach draußen. Er rechnete damit, dass er nicht allein gelassen wurde. Irgendwann würde jemand kommen und ihn befreien, das stand für ihn fest. Er hatte Freunde, mächtige Freunde. Im Gegensatz zu ihm waren sie noch aktiv.
    Van Akkeren stand auf, nahm den leeren blank geleckten Teller und stellte ihn wieder in das Fach. Er drehte einen Hebel um und schob die Klappe zur anderen Seite der Tür hin. Da konnte der Teller wieder eingesammelt werden.
    Seine Behausung lag an einem langen Gang. Wer dort noch alles untergebracht war, wusste er nicht.
    Er hatte nichts gesehen. Nur hin und wieder etwas gehört. Mal ein Schreien und Schluchzen oder einen wilden Fluch. Ansonsten war es um ihn herum still wie in einem Grab.
    Auch jetzt schaute er wieder hinaus. Man gab den Insassen ihr Abendessen früh. Draußen bereitete sich die Dämmerung auf ihr Kommen vor. Noch war sie nicht vorhanden. So sah er die Umrisse der kahlen Bäume, die erst in einigen Wochen Blätter bekommen würden.
    Darüber lag der Himmel an dem dicke Wollen hingen wie schwerer Ballast.
    Van Akkeren keuchte. Er spürte wieder den Wahnsinn, der in ihm hochstieg. Es war wie eine Welle die alles überschwemmte. Er merkte es. Er fing an zu zittern, aber es gab trotz allem noch die Hoffnung in ihm. Und die musste er hinausschreien.
    »Ich bin noch da!«, brüllte er. »Ich bin noch da, verdammt! Und ich werde immer da sein! Ich weiß, dass ihr mich nicht im Stich lassen werdet, denn ich bin der Grusel-Star. Ich und kein anderer, versteht ihr…?«
    Der Rest seiner Worte ging unter in gellendem Gelächter…
    ***
    Ich glaube, dass jeder das Gefühl kennt, wenn er am Morgen aufsteht und den Eindruck hat, überhaupt nicht richtig geschlafen zu haben. Er fühlt sich matt, kaputt und irgendwie weg vom Fenster.
    So erging es mir an diesem Morgen. Hinzu kam, dass ich mich erkältet hatte. Allerdings nicht so schlimm, denn Fieber hatte ich nicht. Ich fühlte mich eben nur zerschlagen, hockte auf der Bettkante und stierte vor mich hin.
    Mir fehlte einfach die Kraft, etwas zu unternehmen. Ich hatte keine Lust und brütete vor mich hin, ohne dass ich einen klaren Gedanken fassen konnte.
    Es konnte auch daran liegen, dass ich verdammt mies geträumt hatte. Wieder einmal. Es war schon eine Regel. In den Nächten kam wieder all das in mir hoch, was ich in der letzten Zeit erlebt hatte.
    Die lange Jagd nach dem Schatz der Templer, dann der Angriff von van Akkeren und auch dessen Ende.
    Ende?
    So richtig konnte ich mich damit nicht anfreunden, obwohl ich selbst erlebt hatte, was aus Vincent van Akkeren geworden war. Ein Nichts, ein menschliches Wrack, denn der Geist des Dämons Baphomet hatte ihn verlassen. Er wollte ihn nicht mehr. Er hatte ihn aufgegeben, und so war es für Godwin de Salier, den Templer-Führer, und mich, recht einfach gewesen, van Akkeren nach London zu schaffen und ihn in eine bestimmte Klinik zu stecken.
    Geschafft, vorbei, erledigt!
    Hätte man meinen können. Wäre auch normal gewesen. Auf der anderen Seite wusste ich, dass in meinem Leben nie alles glatt lief.
    Wenn ich glaubte, einen Sieg errungen zu haben, drehten sich die Dinge plötzlich und alles begann wieder von vorn.
    Es wäre am besten gewesen, wenn es den Grusel-Star nicht mehr gegeben hätte.
    Aber es gab ihn. Und ich hatte ihn auch nicht einfach erschießen können. Deshalb ging ich davon aus, dass wir uns auch weiterhin mit ihm auseinander setzen mussten.
    Zumindest ich, und das in meinen Träumen. In der vergangenen Nacht hatte er mich wieder »besucht«. Vielleicht hatte ich deshalb so unruhig geschlafen und fühlte mich dementsprechend.
    Ich hatte ihn als riesige Spinne mit seinem Kopf gesehen. Sie saß in der Mitte eines gewaltigen Netzes und hatte darin alles eingefangen, was ihr gefährlich werden konnte.
    Keine Insekten, dafür Menschen!
    Meine Freunde hingen im Netz fest. Sogar die verstorbene Sarah Goldwyn. Wir waren zu seiner Beute geworden, und über dem Netz stand die absolute Drohung, der Schwarze Tod.
    Das riesige dunkle Skelett mit seiner mächtigen Sense, die einsatzbereit nach unten wies, als
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