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1344 - Fluchtburg der Engel

1344 - Fluchtburg der Engel

Titel: 1344 - Fluchtburg der Engel
Autoren: Jason Dark
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Bahn rollte auf einem Gestell. Zwischen ihm und der Wand gab es allerdings genügend Platz für mich. So bewegte ich mich mit recht langen Schritten weiter und setzte darauf, die Flüchtende irgendwann einholen zu können.
    Ich hatte die Zähne zusammengebissen. In meinem Kopf tuckerte es. Jedes Aufsetzen des Fußes hörte sich an wie ein mächtiges Stampfen. Längst lief mir der Schweiß über das Gesicht und die Luft in diesem Stollen war auch nicht eben die frischeste.
    Es war ein Kampf gegen die Zeit und gegen die Tücken des Objekts.
    Aber ich kam durch, ich gab nicht auf und ich merkte trotz der widrigen Verhältnisse, dass es mir gelang, aufzuholen. Das gab mir Hoffnung. Ich würde Manon irgendwann zu fassen bekommen und setzte darauf, das Feuer zu löschen.
    Es kam uns kein Zug entgegen!
    Bei dieser Verkehrsdichte hätte es eigentlich schon so sein müssen. Das passierte zum Glück nicht, und so rannten wir weiter in die Finsternis. Es war ein Wettrennen, das an den Kräften zehrte.
    Noch immer tanzte das schleierartige Feuer vor mir. Auch Manon lief nicht normal und musste sich den Gegebenheiten des Untergrunds anpassen. Da huschte ihre Gestalt mal in die Höhe, dann wiederum kippte sie nach rechts oder links weg, aber sie hielt sich auf den Beinen und prallte nicht mal gegen die Tunnelwand.
    Ich schrie sie an.
    Es war eine vergebene Liebesmüh, denn meine Stimme war nicht mehr als ein Krächzen.
    Glück hatte ich trotzdem. Es war auch das Pech der Manon Lacre.
    Etwas hatte sie bei ihrer Flucht übersehen. Meiner Ansicht nach war es ein auf dem Boden liegendes Hindernis. Sehr schwer zudem, denn sie geriet nicht nur ins Stolpern, sie fiel plötzlich nach vorn und prallte zu Boden. Die Form des Feuers hatte sich verändert. Die Flammen brannten, doch jetzt befand sich die Frau in einer anderen Position. Für einen Moment bewegte sie sich nicht. Dann versuchte sie auf die Beine zu kommen. Auch das gelang Manon nicht sofort.
    Es musste etwas mit ihr passiert sein. Sie versuchte es dennoch. An der Wand bekam sie Halt. Sie quälte sich auf die Beine, und genau das nahm Zeit in Anspruch.
    An der Wand entlang lief sie weiter. Mit der Schulter glitt sie darüber hinweg. Die Flammen hielten ihren Körper noch immer umfasst. Ich war näher an Manon herangekommen und hatte den Eindruck, dass die Feuerzungen größer geworden waren.
    »Manon!«
    Ich musste jetzt nicht mal laut rufen, um von ihr gehört zu werden. Ich war nahe genug an sie herangekommen.
    Manon blieb stehen. Zuvor hatte sie sich nach links gegen die Wand fallen lassen. Sie brauchte wohl einen Halt. Die schnelle Flucht hatte sie verdammt angestrengt.
    Nicht nur sie, mich ebenfalls. Ich hatte schon meine Probleme mit der Atmung. Außerdem zitterte ich und musste mich erst mal zurechtfinden. Tief Luft holen, den Schwindel zurückdrücken und dabei Acht geben, dass mir Manon nicht entwischte.
    Eine »Waffe« hielt ich auch in der Hand. Es war nicht meine Pistole, sondern das Kreuz. Durch es hoffte ich, Manon retten zu können und das Feuer zu löschen.
    Schon einmal hatte das Kreuz mit ihr Kontakt bekommen. Da war das Zeichen durch den untersten Buchstaben gegeben worden, denn das U hatte eine rote Farbe gezeigt.
    Ich warf einen Blick darauf.
    Passiert war nichts. Nur die Wärme hatte sich in diesem Buchstaben festgesetzt. Ich wertete es als positives Zeichen und sah die Chancen auf Rettung steigen.
    »Manon – bitte…«
    Zuerst tat sie nichts. Noch drehte sie mir den Rücken zu. Die kleinen Flammen gaben weiterhin ihren Schein ab, der sich in der Dunkelheit allerdings recht schnell verlor und nicht mal die andere Tunnelseite richtig erreichte. Nur auf den höher liegenden Gleisen hinterließen sie einen zuckenden Glanz.
    Langsam drehte sie sich um, so dass wir uns gegenüberstanden und uns direkt anschauen konnten.
    Manon sagte nichts. Sie bohrte ihren Blick in meinen. In den Augen tanzten die Flammen nicht. Klar wie immer schauten sie mich an, aber ich sah auch etwas anderes darin.
    Angst!
    Ja, das Gefühl der Angst. Das Gefühl, dass alles in den nächsten Augenblicken vorbei sein konnte und die schreckliche Macht in ihr die Oberhand gewinnen würde.
    Ich wollte dies verhindern, aber ich wusste auch, dass ich nichts überstürzen durfte. Sehr vorsichtig und behutsam musste ich dabei zu Werke gehen.
    »Das Feuer wird dich nicht vernichten, Manon. Du bist stärker. Ich bin es. Gemeinsam sind wir es.«
    Sie hatte mich gehört, aber sie glaubte mir
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