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1339 - Der Blutengel

1339 - Der Blutengel

Titel: 1339 - Der Blutengel
Autoren: Jason Dark
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Dabei weiß ich nicht mal, wer oder was dahinter steckt. Wer will den Tod dieser Männer, die keiner Fliege etwas zu Leide tun können? Die wirklich geachtet waren. Jetzt haben wir fünf Leichen. Ein Kloster wurde fast in die Luft gesprengt. Das ist grauenhaft.«
    »Sie sagen es, Doktor.«
    Er schaute mich an. »Hinzu kommen noch die Mordanschläge hier im Krankenhaus. Das will alles nicht in meinen Kopf hinein. Das ist einfach nur verrückt.«
    »So muss man es leider sehen. Ich denke allerdings, dass die Anschläge jetzt hier im Krankenhaus zumindest vorbei sind.«
    »Meinen Sie?«
    »Ja. Diejenigen, die dahinter stecken, werden zwar nicht aufgeben, aber sie werden andere Wege gehen.« Ich winkte ab. »Das ist nicht Ihre Sache, sondern unser Problem.«
    »Zum Glück. Trotzdem hätte ich noch eine Frage. Was werden Sie unternehmen?«
    Ich schaute in die Augen des Arztes, die mich über den Rand der Tasse hinweg anschauten. »Das müssen wir uns noch erst überlegen, aber es wäre für uns schon von Vorteil, wenn wir mit Monsieur de Salier sprechen könnten. Was meinen Sie? Ist das möglich?«
    Der Mediziner ließ seine Tasse sinken und gab eine spontane Antwort. »Ja, das ist möglich. Ich habe ihn bei einer frühen Visite besucht. Er hat alles überstanden. Sie werden nur noch ein paar schwache Würgemale an seinem Hals finden.«
    Als Suko den letzten Satz hörte, zuckte er zusammen. Sicher stieg jetzt wieder alles in ihm hoch.
    »Das hört sich ja nicht schlecht an«, sagte ich lächelnd und nickte Suko zu, der sich erhob.
    »Sie haben noch weiterhin Dienst, Doktor?«
    »Nein, zum Glück nicht. Ich werde jetzt nach Hause gehen.«
    »Gut, tun Sie das. Wir sehen uns vielleicht noch.«
    »Unter anderen Umständen wäre mir lieber, Monsieur Sinclair.«
    »Mir auch.«
    Als wir die Tür hinter uns geschlossen hatten, flüsterte Suko mir zu: »Es brennt noch immer.«
    »Kein Wunder, Suko. Ich kann dir auch nicht raten, dies oder jenes zu tun. Damit musst du leider selbst fertig werden.«
    »Ich schaffe es schon.«
    Vor Godwins Zimmertür blieben wir stehen. Suko hatte sich hinter mich gestellt. Ich klopfte zweimal an die Tür und betrat dann das Krankenzimmer…
    ***
    Es war wie in der vergangenen Nacht, nur einiges war anders: Es gab keinen Killer mehr in diesem Zimmer. Es lag niemand am Boden. Ich sah auch keinen Blutflecken, und Godwin de Salier war wieder an seine Geräte angeschlossen.
    Wir versuchten beide, uns so leise wie möglich zu bewegen. Suko blieb noch immer etwas hinter mir. Er wollte wohl die Konfrontation mit dem Templerführer so lange wie möglich hinausschieben.
    Ob Godwin wach war oder noch schlief, das sahen wir nicht. Jedenfalls war er still. Er lag auf dem Rücken. Tageslicht drang noch nicht in den Raum, denn draußen musste die Helligkeit erst das Monster der Nacht zur Seite schieben, um sich endgültig freie Bahn zu verschaffen.
    Neben dem Bett blieben wir stehen.
    Der erste Blick auf das Gesicht – und in die halb geöffneten Augen. Unser Freund schlief nicht.
    Er schaute uns an. Seine Hände lagen auf der Decke. In meinem Hals spürte ich einen Kloß, und ich ging davon aus, dass es Suko kaum anders erging.
    Und dann bewegten sich die Lippen unseres Freundes. Man vergleicht oft ein Lächeln mit dem Aufgehen der Sonne im Gesicht eines Menschen, so war es auch hier.
    Godwin de Salier konnte wieder lächeln. Auch wenn es sich kitschig anhörte, es war für uns das beste Geschenk, das wir in den letzten Tagen bekommen hatten.
    »Ihr seid es«, sagte er mit leiser Stimme. »Mein Gott, wie froh ich bin, euch zu sehen.«
    »Wir auch«, sagte ich.
    »Kann ich etwas zu trinken haben?«
    »Sofort«, sagte Suko. Er kippte Wasser aus einer Flasche in ein Glas. Der Templer nahm es zwischen beide Hände und trank in kleinen Schlucken. Als er das Glas wieder absetzte, war es leer. Das Lächeln sahen wir auch nicht mehr auf seinem Gesicht. Stattdessen malte sich eine Ahnung von dem ab, mit dem sich seine Gedanken beschäftigten, und das konnte, so meinte ich, nicht gut sein.
    Er flüsterte etwas vor sich hin, und erst auf unsere Nachfrage hin sprach er lauter.
    »Ich weiß, was geschehen ist. Die Erinnerung ist zurückgekehrt. Ich weiß auch, dass ich Glück gehabt habe, sehr viel Glück. Ich bin zwar erst hier im Krankenhaus richtig wieder zu mir gekommen, aber auf der Fahrt hierher hatte ich einige lichte Momente, denn ich konnte Teile der Unterhaltungen verstehen. Die Sanitäter dachten, ich läge in
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