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1333 - Im Bann des Psichogons

Titel: 1333 - Im Bann des Psichogons
Autoren: Unbekannt
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aufgeschlagen sein, die man des Nachts mitunter quer über den Himmel schießen sah.
    Der Grund der Senke war morastig. Vexel ließ das Leitseil fahren und gab dem Kandar damit zu verstehen, daß er sich seinen eigenen Weg suchen solle. Kandare verstanden sich auf solche Dinge. Sie spürten, wo man sich auf die Festigkeit des Bodens verlassen durfte und wo nicht.
    Vierzig Schritte von dem grauen Stück Rohr entfernt lag eine kleine, flache Erhebung, die einen einigermaßen trockenen Eindruck machte. Dort ließ Vexel den Kandar anhalten.
    Er entlud das Tier, wofür es ihm mit einem freundlichen Schnauben dankte, um sich dann sofort über die Sumpfgräser herzumachen. Außer der Speerschleuder und den Speeren führte Vexel insgesamt fünf prall gefüllte Ledersäcke mit sich, die er sich nun zu leeren anschickte.
    Nur der geringste Teil der Vorräte, die er mitgebracht hatte, war für ihn selbst bestimmt.
    Dafür enthielten die Säcke Dinge, die man brauchte, um Kobolde und Gnomen freundlich zu stimmen: bunte Perlen aus Vulkanstein, getrocknetes Buschbeerenkraut, Schwanzfedern des Teri-Teri-Vogels, zermahlene Blaudornkäfer, eingetrocknete Froschkörper, zwei Kalebassen Wurzelschnaps, süße Graumehlfladen und viele Dinge mehr. Vexel holte sie vorsichtig aus den Säcken hervor und verbreitete sie kreisförmig um seinen Lagerplatz, so daß ein magischer Wall entstand, der, wie er hoffte, übelgesinnte Kobolde und Gnomen von ihm fernhalten würde.
    Die Lehre, mit den Geistern des Waldes umzugehen, war kompliziert. Eigentlich beherrschte nur Sarrex sie richtig. Aber in jenen Jahren, als Vexel - damals noch ein Ana-Zhuri, ein Geschöpf im Alter von weniger als 15 Jahren - zur Schule gegangen war, um von Sarrex die Dinge zu lernen, die man fürs Leben brauchte: bis zwölf zu zählen, den eigenen Namen und ein paar wichtige Worte zu schreiben, die richtigen Gebete zu sprechen, einen Speer zu schleudern, Ware zu wiegen und was der Dinge mehr sind - in jenen Jahren also hatte Vexel sich besonders für die Dämonenlehre interessiert, und von dem, was er hörte, war erstaunlich viel in seinem Gedächtnis hängengeblieben.
    Nachdem er die Gaben rings um sein Lager verteilt hatte, sprach er das Gebet an Shufu, die Beschützerin. Er legte viel Inbrunst in seine Worte; denn von allen Göttern, die Granjcars großen Himmel bevölkerten, war die Beschützerin ihm die liebste.
    Der Kandar hatte sich inzwischen einen Platz für die Nacht gesucht und sich niedergelegt, den kurzen, dicken Hals zur Seite gestreckt, die Augen geschlossen und die langen, löffelförmigen Ohren dicht an den Körper geschmiegt.
    Vexel hielt nach den Sträuchern der blauen Sumpfblume Ausschau. Sie spielten bei seinem Vorhaben eine wichtige Rolle. Ihre Blüte entfaltete sich am frühen Morgen, sobald sie das erste Licht des neuen Tages spürte, und schloß sich wieder, sobald die Sonne ihre rote Scheibe über den Horizont schob. Wenn Vexel am morgigen Tag eine offene blaue Sumpfblüte mit nach Hause brachte, dann bewies er damit, daß er vor Sonnenaufgang in sumpfigem Gebiet gewesen war, und da es außer dem Morast am Ort, den nur Granjcar sah, im Umkreis von zwei Tagesritten um Xamdon keinen anderen Sumpf gab, mußte er wohl an eben diesem Ort gewesen sein.
    Das sollte nicht sein einziger Beweis sein. Außerdem würde er, wenn die Gnomen gnädig mit ihm verfuhren, noch eines von den kleinen, grauen Metallstücken mitnehmen, die überall auf dem Boden verstreut lagen. Das Metall war ungewöhnlich leicht, und niemand wußte, wie es hergestellt wurde. Wer ein solches Metallstück besaß, der konnte es nur am Ort, den nur Granjcar sieht, gefunden haben.
    Nachdem er sich solchermaßen in Gedanken und durch die Tat auf die lange Nacht vorbereitet hatte, breitete Vexel die wollene Decke aus, die Kanxa für ihn gewebt hatte, und machte es sich bequem.
     
    *
     
    Er maß den Fluß der Zeit an der Wanderung der Sterne. Darin kannte er sich aus. Er wußte, daß es Mitternacht war, als der große, neblige Lichtfleck, den Sarrex Syllagar nannte, den Höhepunkt seiner Bahn erreichte. Also harrte er jetzt schon vier Stunden in der Finsternis aus, und noch hatte kein einziger Gnom sich sehen lassen. In weiteren vier Stunden würden die Blüten der blauen Sumpfblume sich öffnen, und in fünf Stunden konnte er aufbrechen - er, der Tapfere, der es gewagt hatte, eine ganze Nacht an dem Ort, den nur Granjcar sieht, zu verbringen.
    Von Zuversicht beseelt, legte er sich nieder und
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