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1320 - Wolfsmond

1320 - Wolfsmond

Titel: 1320 - Wolfsmond
Autoren: Jason Dark
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würde die Sauna nicht verlassen und zu den anderen Frauen gehen, an die sie einige Fragen hatte, die ihnen bestimmt nicht gefielen. Sie rechnete auch damit, dass alles bestritten wurde, aber damit konnte sie leben. Ihren eigenen Weg würde sie schon gehen.
    Der Weg, den sie zurückzulegen hatte, war nicht lang. In der Nähe des Eingangs gab es den Umkleideraum mit den hellen Schränken, in denen die Klamotten der Saunabesucherinnen hingen.
    Sie zog die Tür jetzt ganz auf und freute sich über die andere und auch frische Luft. Sie füllte ihre Lungen damit und konnte schon wieder lächeln. Nur sah es nicht sehr fröhlich und entspannt aus. So wie sie lächelte ein Rächer.
    Auf dem Weg zum Umkleideraum begegnete ihr niemand. Auch darin selbst war sie allein.
    Vor der Tür blieb sie stehen. Das Licht brannte und wurde von den kleinen bleichen Fliesen reflektiert. Es schmerzte fast in ihren Augen. Glenda wischte sich wieder den Schweiß von der Stirn, bevor sie auf ihren Schrank zuging, in dem die Kleidung hing.
    Sie öffnete die Tür, nachdem sie eine Codezahl eingetippt hatte.
    Noch nie hatte sie einen Saunagang ohne Abkühlung hinter sich gebracht. Das war ihr jetzt egal. Auch wenn die Haut noch so verschwitzt war, obwohl sie mit dem Badetuch darüber hinwegfuhr, hier lagen die Dinge anders.
    Slip, der halbe BH, der ihre Brüste stemmte, waren schnell übergestreift. Es folgte die helle Leinenhose, die weit geschnitten war und deren Beinenden an den Waden aufhörten. Das blassblaue Hemd im Männerschnitt zog sie ebenfalls über und ließ es über ihre Hüften hinweg hängen. Den dünnen Pullover zog sie nicht an. Den ließ sie in ihrer Saunatasche, aus der sie noch die flachen Treter nahm. Um die Haare kümmerte Glenda sich nicht. Es war ihr egal, ob sie verschwitzt und nass auf dem Kopf klebten. Äußerlichkeiten waren nicht mehr wichtig. Sie wollte so schnell wie möglich raus hier, aber nicht sofort, denn etwas hatte sie noch zu erledigen. Dass man sie eingeschlossen hatte, war nicht durch Zufall passiert. Das hatte seinen Grund gehabt.
    Sie schloss die Tür und wollte den Raum verlassen, als sie die leisen Schritte hörte.
    Sofort blieb Glenda stehen, hielt den Atem an und presste sich mit dem Rücken gegen die Schranktür.
    Die Schritte blieben. Sie hatten den Umkleideraum bereits erreicht, dann verstummten sie.
    Glenda ahnte, wo die Person stehen geblieben war. Entweder auf der Schwelle oder kurz dahinter.
    Aber wer war gekommen?
    Sie hörte das Räuspern einer Frau, als wollte diese sich durch das Geräusch selbst den nötigen Mut machen, den sie brauchte, um eine Frage zu stellen.
    »Ist hier jemand?«
    Glenda kannte die Stimme, und ihr fiel ein Stein vom Herzen. Sie gehörte Betty, dem Faktotum, dem Mädchen für alles in der Sauna.
    Betty sorgte für Nachschub an Handtüchern und dafür, dass alles normal lief. Sie stand schon dicht vor der Pensionsgrenze, aber sie war nicht zu ersetzen, und deshalb ließ man sie weiterhin arbeiten.
    »Ja, ich.«
    Glenda hörte den leicht erschreckten Ruf. Mit erstaunt klingender Stimme wurde ihr Name gerufen.
    »Glenda…?«
    »Genau.«
    »Gott sei Dank.«
    Die Antwort hatte erleichtert geklungen, doch Glenda war nicht in der Lage, den Grund zu begreifen. Er konnte natürlich mit ihr zusammenhängen, weil sie wieder frei war. Als sie später in Bettys Gesicht schaute, entdeckte sie auch den Ausdruck der Erleichterung.
    »Was ist denn, Betty?«
    Die Frau im weißen Kittel fasste sich an den Hals. »Es war ja furchtbar«, flüsterte sie. »Zum Glück bin ich noch mal durch den Flur gelaufen, und da stellte ich fest, dass die Tür zur Sauna verschlossen war. Ich habe es außen an der roten Lampe gesehen, die aufleuchtete. Himmel, wie konnte das passieren?«
    »Ich habe keine Ahnung.«
    Betty schaute sie aus großen Augen an. Im Vergleich zu ihrem Gesicht schienen sie nicht gealtert zu sein. Sie sahen noch immer aus wie die einer jungen Frau.
    »Dann weiß ich mir keinen Rat!« Betty ließ die halb angehobenen Arme wieder sinken.
    »Es kann ein Versehen gewesen sein?«
    »Glauben Sie daran?«
    Glenda hob die Schultern. »Wer weiß das schon, Betty. Ich jedenfalls bin froh, wieder hier im Umkleideraum zu sein.«
    »Ja, Glenda, das glaube ich Ihnen. Ich darf gar nicht daran denken, was passiert wäre, wenn ich nicht vorbeigekommen wäre. Das will mir noch jetzt nicht in den Kopf.«
    »Es ist ja noch mal gut gegangen.«
    »Das schon. Nur darf es nicht passieren. Sie waren doch
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