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1314 - Im Bann der schönen Nymphe

1314 - Im Bann der schönen Nymphe

Titel: 1314 - Im Bann der schönen Nymphe
Autoren: Jason Dark
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sagen, und sie wollte herausfinden, ob das Mädchen sprechen konnte.
    »Wer bist du?«
    Jenny ärgerte sich über den Klang ihrer Stimme. So hatte sie noch nie gesprochen, so ängstlich und kratzig und kaum verständlich.
    Deshalb konnte sie keine Antwort erwarten.
    Der neue Anlauf.
    »Wer bist du?« Diesmal hatte sie lauter gesprochen, und sie erhielt eine Antwort. Nur anders als sie es sich vorgestellt hatte.
    Wieder sah sie die kleinen Wellen, dabei hörte sie auch das Klatschen des Wassers, und wenig später erschien die Hand auf der Wasserfläche. Sie sah auch einen nackten Arm, doch sie konzentrierte sich einzig und allein auf die Hand, die ihr entgegengestreckt wurde. Die Finger lagen dabei zusammen. Sie waren sehr schmal und lang mit blassen Nägeln versehen, doch auch hier schimmerte die Haut in einem leicht grünlichen Ton.
    Wie bei einer Wasserleiche…
    Jenny Mason stöhnte leise auf. Plötzlich fühlte sie sich wie in einer Zwickmühle. Sie wusste weder vor noch zurück. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte, aber sie schaffte es auch nicht, den Blick von der Hand zu lösen.
    Gesprochen zu werden brauchte nicht. Eine Geste wie diese sagte eigentlich alles. Jenny spürte hinter der Stirn den Druck. Ihr Gesicht war schweißnass. Sie ärgerte sich darüber, dass sie zitterte und so etwas von ihren Gefühlen preisgab. Doch sie konnte sich einfach nicht zusammenreißen und cool bleiben.
    Langsam wanderte ihr Blick wieder zum Gesicht der unbekannten Person hoch. Noch waren die Lippen geschlossen. Das änderte sich bald, denn Jenny sah jetzt die Bewegungen.
    Die Person formte etwas. Einige Worte. Vielleicht eine Botschaft.
    So genau war es nicht herauszufinden.
    »Komm…?«
    Hatte sie das tatsächlich gesagt? Wollte sie, dass Jenny zu ihr ging und damit auch hinein ins Wasser?
    Über den Körper rann schon jetzt eine Gänsehaut, wenn sie daran dachte, dass das Wasser um diese Zeit recht kalt war. Da konnte sie sich den Tod holen und…
    Komm doch!
    Ja, jetzt hatte sie die Botschaft verstanden. Das fremde Mädchen wollte, dass sie zu ihm kam. Jenny versuchte es mit einem Lächeln.
    Es gelang ihr nicht so recht und wurde schief. Noch immer war sie sich unschlüssig.
    Abermals bewegten sich die Lippen. Man wollte ihr etwas sagen, aber sie verstand diesmal nichts. Es musste mit dem Wasser zu tun haben und mit dem darin verborgenen Geheimnis.
    Über ihren Rücken rannen winzige kalte Perlen. Ein Geheimnis war immer wichtig. Sie freute sich darüber, wenn sie so etwas hörte. Sie liebte Geheimnisse. Schon immer hatten sie Geschichten fasziniert, in denen Geheimnisse vorkamen. Und sie hatte auch versucht, sie zu ergründen und sich dabei in die Geschichten hineingegraben.
    Nur war das hier kein Buch. Das war das Leben. Alles echt. Wie auch die Person im Wasser.
    »Wer bist du?«, flüsterte sie.
    Das Wassermädchen hatte die Frage genau verstanden. Es gab auch eine Antwort. Wieder ohne dabei laut zu werden. Jenny versuchte, ihr die Worte von den Lippen abzulesen, was ihr nur unvollkommen gelang. Sie glaubte, so etwas wie ein Ja zu lesen, das war auch alles.
    »Nicht so leise. Kannst du nicht richtig sprechen…?«
    KOMM!
    Ja, das hatte sie verstanden. Es war sogar noch etwas hinzugefügt worden. Das hatte sie nicht begriffen. Da konnte sie nur raten.
    Soll ich? Soll ich nicht?
    In ihr bauten sich die großen Zweifel auf. Wieder schlug ihr Herz schneller. Die Aufregung nahm zu. Der Blick flackerte. Plötzlich dachte sie an ihre Eltern, die selten zu Hause waren und die Tochter die meiste Zeit über allein ließen. Vater und Mutter besaßen eine Stadtwohnung in London. Dort ging ihr Dad seinem Job als freier Architekt nach. Er war bekannt, und er verdiente viel Geld. Bei vielen Bauvorhaben fragte man ihn um Rat. Das Landhaus besuchten sie nur am Wochenende, wenn überhaupt. Manchmal wurde Jenny auch nach London geholt und musste dann shoppen gehen oder auf irgendwelche Partys, wenn andere Mütter ihre Kinder ebenfalls mitbrachten und damit angaben.
    Jenny hasste das. Sie blieb viel lieber zu Hause, wo Amelie auf sie Acht gab.
    Amelie war nett, aber auch ängstlich. Alles konnte und wollte ihr Jenny auch nicht sagen.
    Und die Bleiche? War sie eine Freundin? Auch danach sehnte sich das Mädchen. Aber es musste eine Freundin sein, welche die gleichen Interessen hatte wie sie. Genau das war schwer zu finden.
    Viele Mädchen in ihrem Alter gingen lieber zu den bekannten Boy Groups und schrien sich bei deren Auftritten die
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