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131 - Unternehmen 'Crow's Nest'

131 - Unternehmen 'Crow's Nest'

Titel: 131 - Unternehmen 'Crow's Nest'
Autoren: Ronald M. Hahn
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südwestlicher Richtung durch die Büsche. Im Vergleich mit den Nestern, durch die sie auf dem Weg von Amarillo gekommen waren, war Waashton riesig. Fünfhundert Jahre alte Hochhausruinen, die nach dem Schmelzen des Eises wieder zum Vorschein gekommen waren, warfen dunkle und kalte Schatten.
    Zum Glück kamen sie gut voran und stießen bald auf einen Pfad, den schon Dutzende von Menschen genommen hatten.
    Ihre Fußabdrücke gingen im Meer der anderen unter. Als sie in einen dichter besiedelten Stadtteil kamen, atmeten sie auf und betraten eine Taverne, um sich aufzuwärmen.
    Hacker bestellte eine Wakudabrühe mit Einlage – über die Natur der Einlage stellte er lieber keine Fragen. Honeybutt orderte eine Kanne Kafi und ein gerührtes Emlot-Ei. Hacker verabscheute das Gesöff, weil er vermutete, dass es aus Tannenzapfen hergestellt wurde.
    »Hör mal, Honeybutt«, sagte er, nachdem er seiner schweigend essenden Kampfgefährtin eine ganze Weile zugeschaut hatte. »Hast du irgendwas?«
    Honeybutt schaute verdutzt auf.
    »Bereust du es, dass du dich mir angeschlossen hast?« Mr. Hacker warf einen Blick in die verschneite Gasse hinaus.
    Irgendwo da draußen herrschte plötzlich Unruhe. Er hörte Flüche und Geschrei. Dann lief ein Weißer mit Glatze und einem langen Zopf vorbei. Zwei schwarze Polizeikräfte hingen an seinen Fersen. Sie schwangen wütend ihre Schlagstöcke und schienen entschlossen, den Flüchtenden einzufangen. »In Amarillo ist es nicht nur wärmer als hier… Ich könnte mir auch vorstellen, dass du lieber bei deinem Bräutigam wärst, diesem Aiko.«
    »Unsinn«, sagte Honeybutt, aber es klang wenig überzeugend. »Ist schon in Ordnung.«
    »Was ist in Ordnung?« Mr. Hacker schaute sie an, doch sein rechtes Ohr lauschte dem Tumult in der Gasse, der nicht enden wollte. Die Wirtin, eine pausbäckige weiße Matrone, beugte sich über den Tresen, nickte den einzigen Gästen zu und sagte:
    »Sie schikanieren wieder die Leute.« Sie schüttelte den Kopf.
    »Es wird immer schlimmer! Wie kann man vor nur einem Runner solche Angst haben?«
    »Versteh ich auch nicht«, erwiderte Hacker lässig, während sein Herz heftig anfing zu pochen.
    Darum also ging es da draußen! Ol’ Freddie hatte nicht übertrieben. Crow hatte mit seiner Rückkehr gerechnet!
    Mr. Hacker schaute noch einmal zum Fenster hinaus.
    Einerseits machte ihn der Aufwand, den der Weltrat seinetwegen trieb, irgendwie stolz, doch andererseits war es nicht gut, wenn an jeder Ecke Gardisten und WCA-Agenten patrouillierten und jeden Spaziergänger unter die Lupe nahmen.
    »Dieser Unterweltkönig«, rief die Wirtin und wandte sich dem Spülbecken zu, »hat die Belohnung für Hackers Leiche schon wieder verdoppelt.« Sie seufzte. »Einerseits zieht das ja wieder Heerscharen von ungehobelten Kopfgeldjägern an, aber andererseits lassen die ja auch ihre Bax hier…«
    Hacker und Honeybutt tauschten einen Blick.
    »Das gefällt mir aber gar nicht«, hauchte Miss Hardy.
    »Mir auch nicht.« Mr. Hacker griff sich ans Kinn. Wie war das noch mal mit dem Regen und der Traufe?
    Wie sollte er Doc Ryan aufstöbern, wenn alle Welt nach seinem Blut lechzte? Irgendein Unterweltkönig – ha! – verlangte seine Leiche! Hacker war klar, dass der Mann – wie immer er auch hieß – nicht aus eigenem Antrieb handelte, sondern eine Marionette Crows war. Vermutlich durchkämmten inzwischen nicht nur die Schergen des Fettsacks im Rathaus die Stadt, sondern auch das einheimische Gelichter.
    Honeybutt beugte sich vor. »Ich fürchte, wir sitzen in der Falle.«
    Aber zum Glück wurde es nun dunkel und das Lokal füllte sich mit Gästen.
    Mr. Hacker zog seine Pelzmütze in die Stirn, suchte die Örtlichkeit auf und schaute nach, ob es einen Ausgang gab, der in rückwärtige Gefilde führte. Er hatte Glück. Kurz darauf ging er an den Tresen zurück, beglich die Zeche mit einigen jener Bax, die sie tags zuvor aus einem alten Running Men-Depot geborgen hatten, und nickte Honeybutt zu.
    Schließlich traten sie durch den Hinterausgang ins Freie.
    Eine schreckliche Kälte nahm ihnen den Atem.
    ***
    Die Finsternis schützte sie, doch auf die Straßen und Gassen Waashtons wollten sie sich nicht wagen.
    Während sie sich einen Weg durch von allerlei Gerümpel bedeckte Hinterhöfe bahnten, fragte sich Hacker, ob er ganz bei Trost gewesen war, als er das behagliche Amarillo gegen diesen kalten Moloch eingetauscht hatte. Wie hoch war wohl die Wahrscheinlichkeit, dass Emmiem noch
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