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1301 - Kreuzzug des Bösen

1301 - Kreuzzug des Bösen

Titel: 1301 - Kreuzzug des Bösen
Autoren: Jason Dark
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sagte nichts.
    »Kannst du mich hören?«
    Aus seinem Mund drang ein zischendes Geräusch. Die Lippen zitterten. Er stöhnte wieder auf, und ich schlug ihm mit beiden Händen gegen die Wangen. Nicht sehr kräftig, mehr streichelnd.
    Ich flüsterte dabei auch seinen Namen und wünschte mir, dass er mich hörte.
    Seine Augen behielt ich ebenfalls im Blick. Immer wieder sah ich das Zucken, und dann klärte sich sein Blick plötzlich. Er hatte mich tatsächlich erkannt.
    »John…?«
    Mir fiel der berühmte Stein vom Herzen, als er meinen Namen aussprach. Ich nickte ihm zu.
    Godwin versuchte es mit einem Lächeln, das natürlich nicht stattfand. Er war einfach noch zu weit weggetreten, und ich fragte mich wieder, wie die beiden Frauen ihn in diesen Zustand versetzt hatten. Denn auch jetzt sah ich kein Zeichen irgendeiner äußerlichen Gewaltanwendung.
    Ich stellte ihm eine Frage, die ziemlich blöde klang, hoffte jedoch auf eine Antwort. »Wie geht es dir?«
    »Schlecht…«
    Er hatte mich verstanden. Beide Arme hob ich an und bemerkte kaum eine Hilfe seinerseits. Was immer man mit ihm gemacht hatte, man musste ihm die Kraft genommen haben.
    Ich legte die Arme auf seinen Oberkörper und wollte ihn etwas fragen, aber er kam mir zuvor.
    »Ich fühle mich so verdammt elend. Wie durch die Mangel gedreht, verstehst du?«
    »Man sieht es dir an.«
    »Danke.«
    »Aber du kannst nicht immer hier liegen bleiben.«
    »Ist auch unbequem.«
    »Okay, dann werde ich dich auf mein Zimmer bringen. Mal sehen, wie wir dann zurechtkommen.«
    »Verdammt, das ist…«
    »Keine Ausrede.«
    »Diese Weiber…«
    »Später…«
    Bevor ich mich um meinen Templer-Freund kümmerte, schaute ich mich noch mal um. Da war nichts zu sehen, nach wie vor blieben wir allein in diesem Raum. Und die Tür blieb ebenfalls geschlossen. Niemand wollte das Hotel betreten. Die Frauen hielten sich zurück. Ich konnte mir vorstellen, dass sie die Dunkelheit abwarteten, um ihren Kreuzzug zu starten.
    Godwin wollte mir helfen und versuchte, sich aufzurichten. Es war für ihn allein nicht zu schaffen. Ich musste ihm schon meine Hand in den Rücken legen, sodass er eine Stütze bekam. Da ging es einigermaßen, und ich hatte das Gefühl, eine Gliederpuppe in die Höhe zu schieben, deren Gesicht mit Öl eingerieben worden war und entsprechend glänzte. Stumm blieb er nicht. Aus seinem Mund wehten Keuchlaute hervor, und ich sah den Ausdruck des Ärgers und der Wut auf seinem Gesicht, als ich ihn drehte, um ihn so vom Tresen zu bekommen.
    Seine Beine kippten über den Rand hinweg. Mit den Füßen erreichte er den Boden, konnte jedoch aus eigener Kraft nicht stehen bleiben und wäre wie ein Faltkarton ineinandergesackt, hätte ich ihn nicht geschnappt und festgehalten.
    »Okay, okay, alter Junge, alles klar. Wir schaffen das. Du brauchst keine Angst zu haben.«
    »Es ist trotzdem verdammt beschissen.«
    »Reg dich nicht auf. Es gibt Menschen, denen es viel schlechter geht. Das musst du mir glauben.«
    »Trotzdem, es ist…«
    »Ruhig jetzt.«
    Ich legte ihn über meine Arme. Ich sah, dass er die Zähne zusammenbiss. Er war wütend. Es gefiel ihm nicht, so hilflos zu sein, und ich hoffte darauf, dass diese Phase vorbei ging.
    Ein Leichtgewicht war mein Freund aus Südfrankreich nicht eben, aber ich trug ihn trotzdem die Stufen der Treppe hoch, auch wenn ich dabei leicht schwankte.
    Der Gang oben war eng. Wir schleiften an den beiden Wänden entlang, weil keiner von uns normal ging. Doch ich schaffte es und erreichte mit ihm meine Zimmertür.
    Den altmodischen Schlüssel mit den Verzierungen hatte ich in die rechte Hosentasche gesteckt. Es war ein Problem, ihn hervorzuholen, und wenig später stellte ich fest, dass die Tür gar nicht abgeschlossen war. Dabei hatte ich das getan, daran erinnerte ich mich deutlich. Jemand musste sie während meiner Abwesenheit geöffnet haben.
    Die Tür trat ich mit dem Fuß auf.
    So heftig, dass sie mit der Klinke bis an die Wand schlug, davon zurückprallte und mit dem Fuß gestoppt werden musste.
    Der Blick in das kleine Zimmer!
    Meine Aufregung verschwand, als ich feststellte, dass sich niemand darin aufhielt. Aber es war jemand im Raum gewesen. Der fremde Besucher hatte meine Reisetasche geöffnet und sie durchsucht. Meine Sachen hatte er einfach auf das Bett gekippt, wo sie verstreut lagen.
    Ich ging auf das Bett zu und war froh, meine Last loszuwerden.
    Godwin blieb auf dem Rücken liegen, aber jetzt lag er nicht mehr auf einer harten
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