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13 - Geheimagent Lennet in der Schlangenfestung

13 - Geheimagent Lennet in der Schlangenfestung

Titel: 13 - Geheimagent Lennet in der Schlangenfestung
Autoren: Vladimir Volkoff
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zurückversetzt. Dieser Duft von Meer und Kaffee!
    Damals hatten ihn seine Eltern nach San Sebastian mitgenommen. Drei lange Monate Ferien, und wieviel Freude hatte er erlebt...
    Seine Eltern waren tot, bei einem Flugzeugunglück ums Leben gekommen. Er selbst war jetzt erwachsen, und seine Ferien dauerten leider nur zehn Tage. Aber der Kaffeeduft war der gleiche, und der Kellner lächelte ebenso liebenswürdig wie jener damals in San Sebastian.
    Nachdem er sich rasiert und geduscht hatte, ging der junge Geheimagent hinunter, um sich ein wenig umzusehen. Dann fuhr er mit dem Midget zu einer Reparaturwerkstatt.
    »Guten Morgen!« begrüßte er den Mechaniker. »Können Sie mir die Benzinuhr in Ordnung bringen? Sie zeigt voll, obwohl der Tank leer ist.«
    »Das läßt sich schon machen", erwiderte der Mechaniker.
    »Wann?«
    »Manana.«
    Lennet wußte, was »manana" bedeutete. Wenn man Glück hatte, übermorgen, oder vielleicht auch überübermorgen. Und wenn man nicht daran dachte, mehrmals daran zu erinnern, konnte es auch nächste Woche bedeuten. Er beschloß deshalb, jeden Tag einmal hier vorbeizugehen und an die Reparatur zu erinnern. Im Augenblick brauchte er den Wagen ja nicht.
    Als er die Werkstatt verließ, bemerkte er einen Citroen-Maserati, dem der linke vordere Kotflügel fehlte.
    »Den hat's ja ganz schön erwischt!« bemerkte er.
    »Ja, sehr!« bestätigte der Mechaniker, »der Schaden läßt sich nicht bis morgen reparieren. Da kommt übrigens gerade der Besitzer. Denkt der vielleicht, ich hätte die Ersatzteile über Nacht herbeizaubern können?«
    Ein gepflegt gekleideter Herr mit einem Schnurrbärtchen im runden Puppengesicht kam herein und stieß in der Tür fast mit Lennet zusammen. Der Geheimagent hörte gerade noch, wie der Dicke fragte: »Ist mein Wagen fertig?«
    Nach einem kurzen Spaziergang durch den Ort - sofern man Marbella mit seinen Hotels, Nachtlokalen und Boutiquen überhaupt einen Ort nennen konnte - ging Lennet zum Essen.
    Der Speisesaal des Hotels, vollklimatisiert natürlich und mit Orangenbäumen und Palmen in Kübeln dekoriert, ging aufs Meer hinaus. Ein Gewirr aus spanischen, französischen, englischen, deutschen und holländischen Lauten füllte den Raum.
    »Sind Sie allein, Senor?« fragte der Oberkellner im korrekten schwarzen Anzug.
    Lennet nickte. »Die nächsten zwei bis drei Tage", erwiderte er.
    Der Mann führte Lennet zu einem kleinen Tisch neben einer Palme. Auf der anderen Seite des Baumes saßen vier Franzosen, und Lennet mußte ihre Unterhaltung mithören, ob er es wollte oder nicht.
    »Papa, wann kaufst du mir ein eigenes Auto?« sagte der junge Mann mit den blonden Haaren.
    »Wenn du gelernt hast, darauf aufzupassen! Wenn ich daran denke, wie du mein Auto zugerichtet hast...«
    »Ich habe halt Pech gehabt!«
    »Er hat Pech gehabt, hörst du das, Germaine?« entrüstete sich der Vater. »Der Herr hat Pech gehabt! Da fährt er in einer Wüste, in der absolut nichts steht, aber den einzigen Baum in zehn Kilometer Umkreis, den fährt er an. Und so was nennt man dann Pech gehabt!«
    »Du hast schon genug geschimpft, und er hat sich ja auch entschuldigt. Was willst du noch mehr?« mischte sich nun die Frau ins Gespräch.
    »Ich will nichts! Aber der Mechaniker will sechstausend Franc.«
    »Du bist doch versichert.«
    »Versichert! Natürlich bin ich versichert dagegen, daß ich einen Sohn habe, der nicht Auto fahren kann. Mira wäre das sicher nicht passiert.«
    »Aber ich kann doch gar nicht fahren, Onkel Georges!« ertönte eine wohlklingende Mädchenstimme.
    »Ich weiß, daß du keinen Führerschein hast. Ich meinte nur, wenn du einen hättest!«
    Die Streiterei ging noch eine ganze Weile weiter, wobei die Stimme des jungen Mannes immer gereizter klang, wenn er mit dem Mädchen sprach.
    Als die Familie schließlich aufstand und ging, erkannte Lennet in dem Vater des Jungen den Dicken, den er in der Werkstatt gesehen hatte. Der Junge war schlank und zierlich.
    Etwa achtzehn Jahre alt. Das Mädchen, ebenfalls zierlich und blond, mochte zwei Jahre jünger sein.
    Wie die beiden sich wohl vertragen, wenn die Erwachsenen nicht dabei sind? überlegte Lennet, denn er hatte noch gehört, daß die Eltern des Jungen nach Madrid fahren mußten, und daß die beiden Jugendlichen allein blieben. Aber er vergaß sie rasch.
    Nach dem Essen machte er, so wie es in Spanien Sitte ist, Siesta, und ging erst danach an den Strand. Eine Gruppe junger Leute aus verschiedenen Ländern lud ihn
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