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1299 - Zeit der Bestie

1299 - Zeit der Bestie

Titel: 1299 - Zeit der Bestie
Autoren: Jason Dark
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überrascht. Ich dachte, es hätte noch eine Chance gegeben.«
    Die gab es nicht mehr. Das sagte uns auch der behandelnde Arzt wenig später. Wir standen neben der Leiche, die bereits mit einem Laken zugedeckt worden war.
    »Wir konnten nichts mehr tun. Auch unsere ärztliche Kunst hat Grenzen. Tut mir Leid, dass ich Ihnen das sagen muss, Gentlemen.«
    Damit wollte sich Tanner nicht zufrieden geben. »Woran ist er denn letztendlich gestorben?«
    Der Arzt fuhr mit der linken Hand die breite Seite seines Scheitels nach. »Es klingt banal, wenn ich Ihnen sage, dass er letztendlich an seinen Verletzungen und am hohen Blutverlust gestorben ist. So muss man das einfach sehen. Die Bisse waren zu schlimm, zu tief. Mehr kann ich Ihnen auch nicht sagen.«
    Ich wollte die Leiche noch einmal anschauen und fragte den Arzt danach.
    Er war etwas irritiert. »Ja, ja, das können Sie gern. Aber glauben Sie mir, ich habe mich nicht geirrt. Er lebt nicht mehr.«
    »Ich will Ihre Kenntnisse nicht anzweifeln. Ich habe andere Gründe, Doktor.«
    »Gut, wie Sie meinen.«
    Wir befanden uns allein in diesem abgeteilten Notraum, dessen Wände gefliest waren, deren gelbe Farbe bereits eingedunkelt war.
    Der Arzt zog das Tuch zurück. Vier Augenpaare schauten auf einen Toten, der noch immer auf dem Rücken lag und sich auch im Tod nicht verändert hatte. Nur war sein Gesicht so starr geworden.
    Ebenso wie der Ausdruck seiner Augen. Er schaute gegen die Decke, ohne dort etwas erkennen zu können. Sein Mund stand ebenfalls offen.
    Das mächtige Gebiss hatte tiefe Fleischwunden hinterlassen. Der Uniformstoff war zerfetzt worden, und Blut klebte sogar in den dunklen Haaren. Der Mann war tot, daran gab es nichts zu rütteln. Aber wir standen nicht grundlos hier. Es gab einen bestimmten Verdacht. Vielleicht auch nur den Hauch eines Verdachts, und dem wollte ich nachgehen. Es konnte sein, dass der Keim des Werwolfs auch jetzt in ihm steckte, und genau das wollte ich herausfinden.
    Ich holte das Kreuz hervor. Es gab keine andere Wärme ab. Mit dem silbernen Talisman näherte ich mich dem Gesicht des Toten und legte es dann auf die Stirn der Leiche.
    Nichts passierte! Hätte der Keim in ihm gesteckt, wäre es womöglich zu einem Erwachen gekommen.
    Das war nicht der Fall. Er blieb still in seiner Position liegen.
    Einerseits war ich zufrieden, andererseits war ich es nicht, als ich mir das Kreuz wieder umhängte.
    Der Arzt schaute mich verständnislos an und schüttelte den Kopf. »Darf ich fragen, Mr. Sinclair, was Sie da getan haben?«
    »Es war nur ein Test.«
    »Mit einem Kreuz?«
    »Ja.«
    Er lachte leise auf. »Komisch. Das erinnert mich an die Methoden eines Schamanen oder Medizinmannes.«
    »Möglicherweise bin ich so etwas Ähnliches auch.«
    »Ach, das glaube ich Ihnen nicht.«
    »Wie Sie meinen, Doktor. Sie brauchen keine Angst zu haben. Ich habe hier meinen Job getan.«
    »Gut, da bin ich zufrieden.« Er wandte sich an Tanner. »Und was ist mit Ihnen?«
    »Wir werden den Toten obduzieren lassen. Ich sorge dafür, dass er abgeholt wird.«
    »Gut, dann werde ich noch einiges in die Wege leiten.« Der Mann war froh, dass wir ihn verließen. Für uns gab es hier auch wirklich nichts mehr zu tun. Wir nahmen einen Seitenflur und näherten uns dem normalen Ausgang. In dessen Bereich blieben wir stehen, um uns zu verabschieden. Tanner wollte noch bleiben und mit den Kollegen reden.
    Er hob die Schultern. »Es tut mir Leid für euch, dass es ein Schuss in den Ofen gewesen ist.«
    »War es das denn?«, fragte Suko.
    »Klar. Wir haben doch alle erwartet, dass Gordon Moore uns auch im Tod einen Hinweis gegeben hätte. Das ist nicht passiert. Ich stehe ziemlich dumm da.«
    Ich widersprach ihm. »Das glaube ich nicht, Tanner. Du hast getan, was getan werden musste. Es hätte auch anders sein können, und ich denke nicht, dass der Fall damit erledigt ist.«
    »Wie kommst du darauf?«
    »Es gibt ja noch das ungewöhnliche Verhalten einiger Polizisten. Ich denke, dass wir dem nachgehen müssen. Außerdem läuft der Killer noch immer frei herum. Das kann ein entlaufener Kampfhund sein oder was immer auch. Jedenfalls muss er gefasst werden, bevor noch weitere Menschen angefallen und gebissen werden.«
    »Dann hast du dich von der Werwolf-Theorie gelöst, John?«
    »Nein, das habe ich nicht.«
    »Aber sahen die Verletzungen denn nach dem Angriff eines Werwolfs aus?«, fragte Tanner.
    »Möglich. Es kann sein, dass er in einen wahren Blutrausch hineingeriet. Man
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