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1295 - Feuerfluch

1295 - Feuerfluch

Titel: 1295 - Feuerfluch
Autoren: Jason Dark
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zu sein.
    »Können Sie es uns bitte erzählen, was Sie erlebt haben? Ich weiß, dass es nicht leicht sein wird, aber für uns ist es enorm wichtig, Einzelheiten zu erfahren. Wir wollen den Fall schließlich aufklären.«
    »Ja, das weiß ich.«
    »Danke.«
    Man hatte ihr etwas zu trinken gegeben. Das Glas mit dem Wasser stand auf dem Fotokopierer. Sie griff mit einer Hand danach und trank einige Schlucke. Dann lockerte sie ihren Schal noch weiter, als bekäme sie so mehr Platz zum Reden.
    Als sie dann sprach, klang ihre Stimme wieder tonlos. Der Blick war ins Leere gerichtet, und wir hörten gespannt zu. So erfuhren wir von einem Vorgang, der tatsächlich passiert war, uns jedoch im Nachhinein unbegreiflich und unfassbar erschien. Innerhalb weniger als einer halben Minute war der Mann innerlich verbrannt. Aber Patsy Wilde hatte auch das Feuer gesehen. Aus den Nasenlöchern war es gedrungen und ebenfalls aus den Ohren. Als hätte es bewusst den Weg durch bestimmte Stellen nach draußen gesucht.
    Sie berichtete uns noch, dass der Mann zusammengebrochen war, weitere Kommentare konnte sie auch nicht geben und presste schließlich die Lippen zusammen.
    »Danke«, sagte ich. Sie nickte nur.
    Suko stellte eine Frage. »Haben Sie eine andere Person gesehen? Eine dritte, meine ich.«
    »Nein.«
    »Auch nicht als Erscheinung?«
    Diese Frage verwirrte Patsy Wilde. Sie blickte Suko fragend an. »Was meinen Sie?«
    »Dass jemand plötzlich wie ein Geist bei Ihnen in der Kabine erschienen ist.«
    »Nein, das habe ich nicht gesehen. Das ist nicht der Fall gewesen. Wirklich nicht.«
    »Hast du an Mason Denning aus dem letzten Fall gedacht?«, fragte ich ihn.
    »Ja.«
    »Das hier läuft anders.« Ich wandte mich wieder an die Zeugin. »Haben Sie denn mit dem Mann gesprochen?«
    »Nein, kein Wort.«
    »Aber Sie kannten ihn?«
    »Nur vom Sehen. Wir arbeiteten ja auf dem gleichen Flur. Ich mochte ihn nicht. Er war immer überheblich, schon arrogant. Wer bin ich, und wer seid ihr?«
    »Verstehe«, sagte ich leise. »Es gab also keinen Kontakt zwischen Ihnen beiden?«
    »Nein.« Sie löste jetzt den Schal und ließ die beiden Hälften lang über ihren Schultern hängen. »Kann ich jetzt gehen? Ich will ins Büro.«
    »Wollen Sie arbeiten?«, fragte Murphy.
    »Das muss ich doch.«
    »Nein, nein, wohl nicht in Ihrem Zustand. Ich werde dafür sorgen, dass Sie nach Hause kommen. Sie sollten auch in ärztliche Behandlung bleiben.«
    »Ich will nicht allein bleiben.«
    »Haben Sie einen Freund oder Partner?«
    »Einen Freund.«
    »Dann rufen Sie ihn an.«
    Damit war Patsy einverstanden. Suko und mir war klar, dass wir nichts mehr aus ihr herausbekommen würden. Sie hatte gesagt, was sie wusste, aber einen Schritt weiter hatte es uns nicht gebracht.
    »Wie sieht es mit den anderen Befragungen aus?«, wandte ich mich an Suko. »Ist schon jemand in der PR-Agentur gewesen?«
    »Noch nicht!« Murphy antwortete. »Ich habe nur darum gebeten, dass jeder Mitarbeiter im Büro bleibt.«
    »Gut.«
    Murphy schaute auf die Uhr. »Sie wissen selbst, wie gern ich bei Ihnen geblieben wäre. Aber ich muss mich um andere Dinge kümmern. Außerdem haben wir am Mittag eine Besprechung. Alle Chefs der Mordkommission kommen zusammen.«
    »Dann grüßen Sie Tanner von uns.«
    »Werde ich machen.«
    Es war Murphy anzusehen, dass er sich ärgerte, aber das war jetzt unser Fall geworden, und dem musste er Rechnung tragen.
    Als er Patsy Wilde seine Hand entgegenstreckte, stand sie von allein auf. Zusammen mit dem Kollegen verließ sie das Zimmer. Den Kopf hielt sie dabei gesenkt. Ich wusste, dass es noch einige Zeit dauern würde, bis sie den Schrecken überwunden hatte.
    »Kennst du den Namen der Firma, die wir jetzt besuchen wollen?«, fragte ich meinen Freund.
    »Ja. City PR. Was immer man darunter zu verstehen hat.«
    »Wir werden es bald wissen…«
    ***
    Der Mann hieß Serge Poliac und trug Schwarz. Eine Farbe, die darauf hinweisen sollte, dass er zu den Kreativen gehörte. Schwarze Tuchhose, schwarzes Hemd und eine schwarze Weste. Die allerdings war mit hellen Knöpfen bestückt, deren Farbe wiederum sich perfekt dem hell gefärbten Haar anglich, das der Mann straff nach hinten gekämmt hatte. Seine schlanken Hände spielten mit einem Bleistift, ein Zeichen, dass er nervös war. Von seinem Platz hinter dem großen Schreibtisch hatte er sich nicht erhoben. Auf der dunklen Platte war so gut wie nichts zu sehen. Keine Papiere, keine Hefter, nur eine Telefonanlage
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