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1289 - Sterntagebuch

Titel: 1289 - Sterntagebuch
Autoren: Unbekannt
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statten wir Syllagar einen Besuch ab", fiel ich ihr ins Wort, bevor sie den ganzen Werbespruch herunterleiern konnte.
    „Na gut, suchen wir die Tanzmodule auf", stimmte Leo zu.
     
    *
     
    Zwar hatte der Flug entlang der psionischen Feldlinien auch für mich den Reiz des Neuen verloren, aber als Mentorin sah ich die psionischen Strukturen und das Umfeld wiederum mit ganz anderen Augen. Für mich, die ich geistig mit dem Virenschiff verschmolz, war es manchmal so, als durchreise ich diese Dimension aus eigener Kraft.
    Als könne ich mich von meinem Körper loslösen und mit meinem Geist in die psionischen Kraftfeldlinien eintauchen.
    Das Virenschiff hatte mir einiges über die psionischen Ströme erklärt. So auch, daß es innerhalb dieses relativ dichten Netzwerks auch sogenannte Kalmenzonen gab. Diese ließen sich orten und zeigten sich optisch als farblose Flecken. Diese Leerzonen stellten die größte Gefahr für den Enerpsi-Flug dar. Im günstigsten Fall wurde man in den Normalraum zurückgeschleudert. Natürlich konnte man sich nicht aussuchen, wo man dann herauskam.
    Bisher waren wir aber noch auf keine Kalmenzone gestoßen.
    Im Anflug auf Syllagar zeigten sich zuerst keine Besonderheiten. Die Spiralgalaxis erschien mir wie jede andere aus der Sicht des psionischen Netzwerks: als mächtiges flammendes, pulsierendes Spiralrad, dessen Struktur ständigen Veränderungen unterworfen war, als ein in allen Farben des Spektrums glühender Atomofen, als ein in allen Farben des Spektrums schillernder Organismus.
    Ich steuerte das Virenschiff auf einen charakteristischen Spiralarm zu, der hakenförmig ins Nichts hinausgriff. Dort brannten Lichter, als würden in rascher Folge Hunderte von Supernova abgebrannt.
    „Ich orte eine Senkung der Psi-Konstante", meldete das Virenschiff. „Es wäre ratsam, den Kurs zu ändern."
    „Was bedeutet eine Senkung der Psi-Konstante?" erkundigte ich mich, ohne an eine Kursänderung zu denken.
    „Normalerweise deuten solche Schwankungen auf eine Kalmenzone hin", antwortete Vi.
    „Aber das trifft hier nicht zu. Das Psi-Netz ist geschlossen, an dieser Stelle sogar besonders dicht. Es weist keine Lücken auf. Wir sollten dennoch abdrehen."
    „Ich möchte mir das ansehen", beschloß ich. „Es genügt, wenn du die Geschwindigkeit drosselst. Bleibe weiterhin auf Ortung und melde mir jede Veränderung."
    Der Spiralarm weitete sich vor uns aus, zerfiel in ein Meer aus Lichtern, in dem Inseln aus roten Wolken trieben. Sonnen platzten scheinbar wie Seifenblasen und schrumpften zu winzigen Lichtpünktchen zusammen, blähten sich wieder auf... Ich hatte mir angewöhnt, durch solche Phänomene hindurchzusehen und mich auf die psionischen Ströme zu konzentrieren, die in diesem fünfdimensionalen Bereich die einzigen realen Bezugspunkte waren.
    Das Virenschiff bremste auf einmal abrupt ab, ich merkte das an dem fast zum Stillstand gekommenen „Fluß" der psionischen Ströme. Die grüne Netzstruktur erstarrte sozusagen zur Bewegungslosigkeit, obwohl wir uns immer noch mit mehrfacher Lichtgeschwindigkeit fortbewegten.
    Da sah ich irgendwo vor uns eine kristalline Struktur innerhalb des Psi-Stroms, in den wir uns eingefädelt hatten.
    „Was ist das, Vi?" fragte ich aufgeregt. „Kann ich eine Vergrößerung haben?"
    „Das ist die Störquelle, von der ich gesprochen habe", sagte das Schiff mit Vishnas Stimme. „Von dort geht die kontinuierliche Veränderung der Psi-Konstante aus. Die Schwankungen werden immer stärker und greifen in Wellen um sich."
    „Können wir in diese Störquelle hineinfliegen?" fragte ich.
    „Das ist theoretisch möglich, aber nicht sinnvoll", antwortete das Virenschiff. „Obwohl dieses Gebiet keine Kalmenzone ist, könnten sich die Phänomene ebenso wie die einer solchen auf den Enerpsi-Antrieb auswirken. Ich wäre dann nicht mehr manövrierfähig.
    Besser wir kehren in den Normalraum zurück und untersuchen das Phänomen von dort."
    „Wie viel beträgt die Entfernung im Normalraum?"
    „Rund siebzehn Lichtjahre."
    „Dann überbrücken wir diese Distanz!"
    „Sri..."
    „Keine Einwände!" verlangte ich. „Du hast mich als Mentorin akzeptiert, also gehorche mir."
    Das Virenschiff legte die siebzehn Lichtjahre in zehn Minuten zurück, jedoch nicht, ohne mich in Lichtjahrabständen zu warnen.
    Ich ignorierte das, hatte nur Augen für das gigantische kristalline Gebilde, das bald mein ganzes Blickfeld einnahm. Es mußte aus Milliarden und Abermilliarden einzelner
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