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1280 - Der Engel und sein Henker

1280 - Der Engel und sein Henker

Titel: 1280 - Der Engel und sein Henker
Autoren: Jason Dark
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gehört und musste davon ausgehen, dass sie von den beiden Kugeln getroffen worden war.
    Sie sah meinen Gesichtsausdruck und musste lachen. »Es ist alles in Ordnung, John.«
    Ich schluckte. Und das nicht nur einmal. Was hier passierte, das konnte ich mit dem normalen Verstand nicht richtig fassen: Ich hatte das Gefühl, von einer fremden Kraft geleitet zu werden.
    Lavinia Kent lächelte. In ihren Augen sah ich ein Blitzen, und mein Blick glitt an ihrem Körper entlang nach unten.
    Zwei Löcher sah ich innerhalb ihres Hosenanzugs. Aber es quoll kein Blut daraus hervor. Die Löcher sahen aus, als wären sie in den Stoff hineingeschnitten worden.
    Ich räusperte mich, weil ich nicht in der Lage war, zu sprechen. Dann hob ich hilflos die Schultern, aber mir dämmerte etwas, auch wenn ich noch keine Lösung wusste.
    Mir wurde klar, dass mich meine Freundin Purdy Prentiss nicht grundlos herbestellt hatte.
    Ich fand die Sprache wieder, störte mich jedoch an meinen eigenen Worten. »Äh… was… was ist?«
    »Später, John, sollten wir uns zusammensetzen. Hier muss noch einiges geregelt werden, aber ich denke, wir sollten uns heute Abend treffen.«
    Ich nickte. »Ja, das… aber wo?«
    »Kommen Sie zu mir in die Wohnung.«
    Ihre schlanken Finger reichten mir die Visitenkarte. Ich steckte sie unbesehen ein, und als ich mich bewegte, da hatte ich noch immer das Gefühl, über Watte zu gehen.
    Welches Rätsel verbarg sich hinter einer Lavinia Kent? Die Antwort würde ich hoffentlich am Abend bekommen…
    ***
    Die Wohnung der Psychologin lag im Stadtteil Chelsea in einem Haus, das schon Queen Victoria gesehen hatte. Es stand auf einem Grundstück, zu dem auch Garagen zählten, die vom Aussehen her nicht zu dem Haus passten, was mich nicht störte. Ich war froh, eine freie, mit Gras bewachsene Fläche gefunden zu haben, auf der ich meinen Rover abstellen konnte.
    Erst hatte ich daran gedacht, Blumen zu kaufen. Davon allerdings hatte ich Abstand genommen, denn dieser Besuch war rein dienstlich und nicht privat.
    Ich bin natürlich von Beruf aus ein neugieriger Mensch und hatte in der Zwischenzeit versucht, Purdy Prentiss anzurufen. Es war mir nicht gelungen, sie zu erreichen, und so hatte sich eben meine Spannung immer mehr verdichtet. Ich würde die Auflösung bekommen, das stand fest und wollte mir auch keine weiteren Gedanken über Lavinia Kent machen, was allerdings nicht so einfach war.
    Es waren nur ein paar Schritte bis zur Haustür. Nach Sommer sah dieser Abend nicht aus. In den ersten Augusttagen hatte es geregnet, aber jetzt fielen keine Tropfen mehr aus den tief hängenden Wolken. Es wehte ein leichter und warmer Wind, der den Geruch von frisch geschnittenem Gras mitbrachte. Wo die Wiese lag, sah ich nicht, aber der Geruch gefiel mir, weil er mich an Urlaub in den Bergen erinnerte.
    Ich ging die zwei Stufen zur Tür hoch, die in der oberen Hälfte einen Glaseinsatz besaß, und entdeckte auch vier Klingelknöpfe an einem Messingschild.
    Der Name Kent stand auf dem unteren Schild der Klingel. Ich meldete mich, und es dauerte nicht mal drei Sekunden, da erklang der Türsummer. Mich empfing ein kühles Treppenhaus mit grünlich gestrichenen Wänden, wobei die Farbe fast wie Lack aussah, weil sie so glänzte.
    Vier breite Stufen musste ich hochgehen, um zur Wohnungstür zu gelangen. Sie war bereits geöffnet worden. Lavinia stand auf der Schwelle und erwartete mich lächelnd.
    Sie hatte sich umgezogen und das berufliche Outfit abgelegt. Sie trug jetzt einen dünnen, hellen Sommerpullover mit viereckigem Ausschnitt und dazu einen engen, schwarzen Rock aus feinem Cordsamt. Das war topmodisch.
    »Es freut mich, dass Sie Wort gehalten haben. Treten Sie doch näher, bitte.«
    »Danke. Sie wissen ja, versprochen ist versprochen. Jetzt haben Sie den Ärger.«
    »Das wird sich noch herausstellen«, erwiderte sie lachend und trat zur Seite, um mich einzulassen.
    Der Flur hinter der Tür war geräumig. Man hatte die hohen Decken so gelassen wie sie waren, so wirkten die hellen Möbel noch unauffälliger. Die Bilder an den Wänden, Lithographien und Aquarelle, waren in hellen Farben gemalt und wirkten sehr fröhlich. Von der geräumigen Diele zweigten verschiedene Türen ab, aber auch ein kleiner Flur, in den mich die Psychologin führte. Am Ende stand die Tür offen, und wir betraten ein kleines Kaminzimmer, zu dem ein Erker mit hohem Fenster gehörte. Dort stand der Schreibtisch mit dem Computer.
    »Ich habe hier meinen Arbeits-
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