Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1271 - Die Geister, die sie rief

1271 - Die Geister, die sie rief

Titel: 1271 - Die Geister, die sie rief
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
dabei in eine andere Richtung. Es war nicht damit getan, dass sie den Stab in ihren Besitz gebracht hatte, sie musste damit auch umgehen können, und dazu benötigte sie ein Wissen.
    Es gab alte Formeln und Beschwörungen, die nur Eingeweihten bekannt waren. Darauf zielten ihre Gedanken hin. Justine konnte sich vorstellen, dass dies auch hier der Fall war. Es würde nicht einfach sein, den Stab richtig einzusetzen, um ihre Helfer zu beschwören, und wie von selbst drehte sie den Kopf nach links, um auf den Körper der alten Camilla zu schauen.
    Die Frau hockte regungslos im Sessel. Sie würde nie wieder etwas sagen, und Justine gestand sich ein, einen Fehler begangen zu haben. Sie hätte sie noch fragen sollen, wie sie den Stab aktivierte, aber dazu war es zu spät.
    Ein wilder Fluch drang über ihre Lippen. Ihre rechte Hand zuckte, in der sie den Zauberstab hielt.
    Sie umklammerte ihn noch fester und sprach ihn an.
    »Keine Sorge, ich werde die Nuss schon knacken. Ich schaffe immer alles, was ich mir vorgenommen habe.« Sie drehte sich um und wollte den Stab wieder zurück in den Kasten legen.
    Da fiel ihr etwas auf.
    Der schmale Deckel lag neben dem Unterteil, und zwar mit seiner Innenseite nach oben. Es war der bestimmte Blickwinkel und auch das Licht, das dafür sorgte, dass sie etwas erkannte. Das Holz war glatt, aber es kam noch etwas anderes hinzu.
    Auf ihm malten sich einige Buchstaben ab, die sich zu wenigen Wörtern zusammensetzten. Das Licht war leider zu schlecht, als dass sie etwas hätte lesen können, aber der Instinkt sagte ihr, dass sie nicht mehr lange suchen musste.
    Sie hatte den Dreh gefunden!
    Noch einmal lachte sie auf. Dann legte sie das wertvolle Fundstück wieder zurück in den Kasten, verschloss ihn und nahm ihn an sich. Er war so schmal, dass er in die Innentasche ihrer Jacke passte.
    Der toten Camilla warf sie keinen Blick mehr zu, als sie sich herumdrehte und die kleine Baracke verließ. Draußen erwartete sie wieder die tiefe Dunkelheit. Dass dort zwei junge Männer lagen, störte sie nicht. Justine Cavallo hatte erreicht, was sie wollte, und das machte die Blutsaugerin sehr zufrieden…
    ***
    Schmerzen!
    Wahnsinnige Schmerzen, die wie ein peinigender Schleim waren, der sich von den Fingerspitzen her bis hoch in die rechte Schulter wühlte.
    Sliggy glaubte, an den Schmerzen ersticken zu müssen. Er wünschte sich, bewusstlos zu werden, doch diese Gnade erlaubte ihm das Schicksal nicht. Er erlebte alles so klar und deutlich mit.
    Noch immer begriff er nicht richtig, was mit ihm überhaupt geschehen war. Nicht, dass er sich für unbesiegbar gehalten hätte, das nicht, aber sich von einer Frau so fertig machen zu lassen, das bekam er nicht in den Griff.
    Immer wieder sah er diese Blonde vor sich, die ihn zu ihrem Spielball gemacht hatte. Er lag am Boden, der rechte Arm war nicht mehr zu bewegen, die Hand gebrochen, die Knochen vielleicht zertrümmert. Sie hing wie eine Hühnerklaue nach unten und wurde von der gesunden etwas gestützt, was jedoch nicht die Schmerzen linderte.
    Sliggy war nicht bewusstlos geworden. Er hatte die Blonde in der Baracke verschwinden sehen.
    Genau dort wohnte Camilla, und um sie hatte er Angst. Dieses blonde Weib würde keine Gnade kennen.
    Er mochte sein wie er wollte. Abgebrüht, brutal, auf seinen Vorteil bedacht, doch auch er hatte einen schwachen Punkt. Und der hieß Camilla. Er mochte die alte Frau. Sie war für ihn so etwas wie ein seelisches Auffangbecken gewesen. Sie hatte ihm oft geholfen, wenn er ganz unten war. Sie hatte ihn unterstützt und mit Worten wieder aufgerichtet. Sie hatte ihn auch vor einem Leben am Rande der Gesellschaft gewarnt. Leider hatte er nicht auf sie gehört, aber sie hatte ihn auch nicht fallen gelassen, wenn er mal wieder richtig ausgeflippt war, und genau deshalb hatte er sich zu ihr weiterhin hingezogen gefühlt, und gewissermaßen die Rolle eines Aufpassers übernommen. Wenn sie etwas gebraucht hatte, dann hatte er es ihr besorgt. Lebensmittel und andere Dinge des normalen Lebens. Und er hatte darauf geachtet, welche Besucher zu ihr kamen, wenn auch nicht ganz uneigennützig, denn er hatte dabei schon bestimmte Pläne verfolgt.
    Auch jetzt hätte Sliggy ihr gern geholfen. Nur fühlte er sich zu schwach, und die verdammten Schmerzen brannten ihn leer. Jedes Kind hätte ihn fertig machen können, denn der rechte Arm war nicht mehr zu gebrauchen. Aus, vorbei.
    Er musste weg. Hier liegen zu bleiben brachte nichts. Eigentlich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher