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1271 - Die Geister, die sie rief

1271 - Die Geister, die sie rief

Titel: 1271 - Die Geister, die sie rief
Autoren: Jason Dark
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Schatten, aber nicht die Person, die sie suchte, obwohl sie davon überzeugt war, dass sie sich in der Hütte aufhielt.
    Es gab eine Tür. Justine fand sie, als sie zwei Schritte zur Seite ging.
    Klar, dass sie verschlossen war, aber man hatte sie nicht von innen abgeschlossen.
    Die blonde Bestie zögerte keine Sekunde. Sie zerrte die Tür auf - und hörte das leise Kichern. Es verstummte, und sofort danach war die Stimme einer alten Frau zu hören.
    »Komm ruhig rein, wir werden bestimmt Spaß miteinander haben…«
    ***
    So hatte sich die Cavallo den Empfang nicht vorgestellt. Es zeigte sich, dass selbst sie als Blutsaugerin noch überrascht werden konnte. Sie ging noch nicht weiter und zerrte nur die Tür hinter sich zu. Dicht davor blieb sie stehen, um sich einen Überblick zu verschaffen, denn sie wollte nicht einfach in diese fremde Welt hineintreten, in der es nur eine Lichtquelle gab.
    Sie stand auf einem kleinen Tisch. Es war eine Lampe, die aussah, als wäre sie schon einige Jahrhunderte alt. Ein Eisengestell, das wie ein Körper das Innere der Lampe umschwang. Dort schützte ein Glaszylinder die drei Kerzenflammen, die eben dieses gelbliche, aber auch natürliche Licht abgaben.
    Der Raum war nicht groß. Es verteilte sich alles darin, was die Frau brauchte. Da gab es ein Bett, einen Tisch, einen alten Sessel, einen Schrank aus dunklem Holz an der Wand, ein Regal und eine Truhe. Auch ein Radio sah Justine. Es war nicht eingestellt, stand aber in der Nähe der Frau, die in einem Sessel hockte und dabei die Beine hoch gelegt hatte. Sie saß gerade so weit von der Lampe entfernt, um nicht im Dunkeln zu hocken. So streifte das gelbe Licht der Kerzen ihr Gesicht, das glatt und hell war, als hätte man es gepudert.
    Schwarze Haare. Geschnitten zu einer Pagenfrisur. Geschminkte Lippen, die deutlich von der hellen Puderhaut abstachen. So wie sie hatten Frauen in den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts ausgesehen. Und deshalb sah sie aus wie ein Relikt aus alter Zeit.
    Sie trug einen langen Rock. Über die Schulter hatte sie eine Stola gehängt, die so weit geschnitten war, dass sie vor dem Bauch von bleichen, knotigen Fingern zusammengehalten wurde. Neben dem Sessel stand eine Truhe, deren Deckel geschlossen war.
    Justines Augen bewegten sich. Sie suchte nach Dingen, die ihr gefährlich werden konnten, aber da hatte sie nichts zu befürchten. Sie war mit Camilla allein, und über ihre vollen Lippen huschte ein zufriedenes Lächeln.
    Keine Kreuze, keine Fetische, keine Masken oder irgendwelche alten Bücher und Tinkturen, wie sie es eigentlich hätte erwarten können. Es schimmerten auch keine Spinnweben im Licht, und es standen auch keine künstlichen Skelette in der Ecke.
    »Du bist spät!« Camilla überraschte Justine mit dieser Begrüßung. Die Stimme der alten Frau klang ungewöhnlich klar. Sie passte nicht zu ihrem Alter.
    »Hast du mich erwartet?«
    »Ja!«
    »Ich hatte mich nicht angemeldet.«
    Nach dieser Bemerkung winkte Camilla müde ab. Sie lachte sogar. »Das musst du auch nicht, denn so etwas spüre ich. Ich merke genau, dass du keine normale Frau bist. In dir steckt mehr, und auch meine beiden Freunde draußen haben dich nicht aufhalten können.«
    »Das stimmt. Sie waren zu schwach. Sie können froh sein, noch am Leben zu sein.«
    Camilla kicherte. Sie hatte sich nicht weiter bewegt und hockte in ihrem Sessel wie eine fette Kröte.
    Bei ihr passte irgendwie nicht alles zusammen. Die Haare hätten einer jungen Frau besser gestanden. Das Gesicht sah auch glatt aus. Zumindest waren im Licht der Kerze keine Falten zu erkennen.
    Wieder bewegte sie ihre Hände und strich damit über ihre Stola. »So, warum bist du gekommen, und wie heißt du eigentlich? Ich spreche nicht gern mit Namenlosen.«
    »Du kannst mich Justine nennen.«
    »Oh, ein ungewöhnlicher Name.«
    »Ich weiß. Aber das bin ich auch.«
    »Gut gesagt, gut - ja.« Camilla hatte die Worte genuschelt. Dann beugte sie ihren Kopf nach vorn.
    »Warum bist du gekommen? Doch nicht nur, um mir einen guten Tag zu wünschen. Oder eine gute Nacht…«
    »Nein, das nicht. Ich möchte von deinem Wissen profitieren, verstehst du das?«
    »Nicht richtig.« Camilla lächelte breit und zeigte Justine an, dass sie gelogen hatte. Sie machte sich auf ein Spiel zwischen den beiden gefasst, bei dem Camilla versuchen würde, als Siegerin dazustehen. Da legte die blonde Bestie ihr Veto ein.
    »Dein Wissen hat sich herumgesprochen, Camilla. Es war alles sehr
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