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1265 - Die heilende Gottin

Titel: 1265 - Die heilende Gottin
Autoren: Unbekannt
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hat ein Wunder vollbracht."
    „Ihr habt Kido alles zu verdanken", unterstrich der Hohepriester. „Kido verläßt euch nicht. Dankt ihm!"
    Die Arbeiter fielen auf die Knie und ballten die Fäuste, während Ksoundoksä zu predigen begann und Kido pries. Der Kidowhtar-Darhan scheute sich nicht, den Arbeitern damit zu drohen, daß Kido jeden von ihnen mit Hilfe einer Krankheit vernichten werde, der sich ihm widersetzte.
    Und alle wußten, daß diese Drohung ernst genommen werden mußte. Sie alle fürchteten den Hohenpriester, denn wohl jeder von ihnen erinnerte sich an jemanden, der es gewagt hatte, ihn herauszufordern, und der dafür von Kido mit schrecklichen Krankheiten bestraft worden war. Oft genug war es bitterste Not oder pure Verzweiflung gewesen, die zur Konfrontation mit dem Hohenpriester geführt hatte, doch das war für diesen unwesentlich gewesen. Er duldete keinen Widerstand.
    Auch Ghrou-Thar war sich dessen bewußt, wie mächtig Ksoundoksä war. Und er ahnte, daß sein Dank ihm gegenüber mit einem Essen noch nicht abgegolten war. Der Kidowhtar-Darhan würde irgendwann mehr verlangen, und er würde es ihm geben müssen.
    Die Tür öffnete sich, und Ghrou wankte herein. Sie hielt sich den Leib mit beiden Händen. „Was ist mit dir?" wisperte ihr Mann erschrocken. Er wollte die Predigt des Hohenpriesters nicht stören. „Jetzt habe ich es", stammelte sie. „Ich! Kido hat den tödlichen Fluch zu mir geschickt. Er hat unseren Sohn gerettet und will mich dafür ins Verderben schicken."
    Haßerfüllt blickte sie den Kidowhtar-Darhan an. Sie machte ihn dafür verantwortlich, daß die schreckliche Krankheit sie nun befallen hatte.
    Ghrou-Thar preßte die Fäuste an den Kopf. Gequält stöhnte er auf. „Dieser Satan", flüsterte er in ohnmächtigem Zorn. „Er macht sich über uns lustig, indem er uns an der Nase herumführt. Die Hölle soll ihn verschlingen."
    „Ich hasse Kido", fügte seine Frau hinzu. „Er ist nicht Gott, sondern Satan!"
    In diesem Moment, als Ghrou-Thar sich auf den Hohenpriester werfen wollte, um ihn mit bloßen Händen zu erwürgen, ertönte ein ohrenbetäubendes Krachen. Zugleich erbebte das ganze Haus, als werde es von einer Riesenfaust angehoben und durchgeschüttelt. Schreiend sprangen Ghrou-Thar, seine Frau und die Arbeiter auf. Ksoundoksä streckte hilfesuchend seine Arme in die Höhe. Schwere Gegenstände stürzten polternd auf das Dach des Hauses und rutschten lärmend daran herunter. Durch die Fenster strömte blendend helles Licht herein.
    Und es wurde plötzlich kalt. „Das Dach", schrie einer der Arbeiter. „Das Dach ist eingestürzt."
    Der Kidowhtar-Darhan rannte zu einem Fenster. Dabei stieß er mehrere Arbeiter zur Seite, die ihm im Weg standen. Fassungslos blickte er hinaus. „Ist es wahr?" rief Ghrou-Thar. Er dachte an die Konsequenzen, die ein Einsturz des Daches haben mußte. Der Winter war noch nicht gewichen. Die Temperaturen lagen noch immer in der Nähe des Gefrierpunkts. Wenn die Kälte in Thaema-Thahar einbrach, mußte das Leben erlöschen. Die Arbeiter konnten sich in der Kälte nicht bewegen. Sie würden erstarren und in eine Art Winterschlaf verfallen, in dem sie so lange verharren würden, bis es wieder wärmer wurde. Die wirtschaftlichen Schäden würden außerordentlich sein, da die Produktion für viele Tage stilliegen würde.
    Er lief zu dem Hohenpriester hin und blickte ebenfalls durch das Fenster hinaus. „Es ist etwas vom Himmel gefallen", stammelte Ksoundoksä. „Sieh es dir an. Es hat sich durch das Dach gebohrt und liegt jetzt vor deinem Haus."
    Ghrou-Thar fuhr sich mit den Händen über die Augen. Er wollte nicht glauben, was er sah. Ein riesiger Spitzkegel war durch das Dach herabgekommen. Er war etwa dreißig Meter hoch und hatte oben an seiner breitesten Stelle einen Durchmesser von ebenfalls dreißig Metern. Er war mattsilbrig und fugenlos, als bestünde er aus einem einzigen Stück Metall Die untere Spitze hatte sich in den Boden gebohrt. Drei silbrig schimmernde Metallbeine stützten den Kegel ab, so daß es nicht umkippen konnte. „Was ist das?" fragte Ghrou-Thar mit bebender Stimme. „Ich weiß es nicht", entgegnete der Hohepriester. „Es sieht so aus, als hätte es versucht, oben auf dem Dach zu landen. Aber das Dach konnte es nicht tragen. Es ist eingebrochen, so daß das Ding heruntergefallen ist."
    Er zeigte nach oben, wo sich ein gewaltiges Loch im Dach befand. Durch dieses kam nicht nur schneidende Kälte herein, es
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