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1241 - Der Mördermönch von Keitum

1241 - Der Mördermönch von Keitum

Titel: 1241 - Der Mördermönch von Keitum
Autoren: Jason Dark
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Zigarren in die Höhe stand und seine Blätter verloren hatte. Nur die Reste der Rosen hingen noch von ihnen herab, auch sie hatten eine braune Farbtönung und schimmerten zugleich feucht.
    Nelly Becker öffnete den Mund, ohne ein Wort zu sagen. Sie hörte nur, dass sie ein- und ausatmete und ihren Blick über die Mauer hinweg durch den Garten warf, wo es nur ein Ziel gab.
    Das zum Grundstück gehörende Friesenhaus interessierte sie nicht. Es war einzig und allein der rote Fleck, den sie als so schaurig empfand. Er vermittelte ihr eine fürchterliche Botschaft, obwohl nichts mit ihm passierte.
    Er stand in der Dunkelheit.
    Er bewegte sich nicht.
    Nelly versuchte ihre Gedanken zu ordnen. Es musste eine Erklärung geben. Es hätte eine Laterne mit rotem Licht sein können. Seltsamerweise wollte sie daran nicht glauben, aber sie konnte auch nicht weitergehen, um das Hotel zu erreichen.
    Das Oval bannte sie auf der Stelle.
    Wie lange sie unbeweglich und einsam vor der Mauer gestanden hatte, wusste sie selbst nicht zu sagen. Irgendwann riss die innere Sperre auf, und sie setzte sich wieder in Bewegung.
    Nicht in die normale Richtung. Nicht zum Hotel hin. Nelly ging an der Mauer entlang, als würde sie von unsichtbaren Händen geschoben. Kleine Schritte, und bei jedem Aufsetzen eines Fußes merkte sie ihren Herzschlag.
    Dann stand sie vor einer kleinen Pforte. Sie war mehr zur Zierde angebracht worden, denn sie hielt niemand davon ab, das Grundstück zu betreten, wenn er es wirklich wollte.
    Mit der rechten Hand fasste sie die Pforte an. Die Finger glitten daran nach unten und fanden einen Riegel, der nur zur Seite geschoben werden musste.
    Auch das war für sie kein Problem. Mit dem Knie stieß sie die Pforte auf, die nach innen schwang und dabei leise Kratzgeräusche von sich gab. Laub wurde zur Seite gedrückt und knirschte unter ihren Sohlen, als sie das fremde Grundstück betrat.
    Sie ging noch immer wie von einer Leine gezogen. Es gab nur ein Ziel für Nelly Becker.
    Das rote Oval leuchtete ihr entgegen. Es war wie ein Magnet für sie.
    Die Schuhe schleiften durch das Laub, das mit leichtem Rascheln in die Höhe flog. Auf Sträucher und Bäume achtete sie nicht. Wichtig war der rote Fleck, und je näher sie an ihn herankam, um so deutlicher nahm sie noch etwas anderes wahr.
    Es war nicht nur der Fleck, der sich dort befand. Dazu gehörte noch etwas. Nelly nahm es als eine Umgebung wahr, die sich von der allgemeinen abhob. Das rote Oval war ein Teil einer bestimmten Umgebung, sogar einer Gestalt.
    Sie sagte nichts. Sie dachte nicht, sie ging einfach nur auf dieses unheimliche Phänomen zu. Und sie spürte die Veränderung in der Nähe. Es wurde plötzlich kalt. Etwas drang durch ihre Kleidung und ließ sich erst recht nicht von der Haut stoppen. Aber es war eine andere Kälte als die, die sie kannte.
    Sie hatte nichts mit der Umgebung zu tun. Hier lief etwas ab, das ihr nicht gefallen konnte, aber sie wehrte sich auch nicht dagegen und schritt noch näher an das rote Oval heran.
    Zum Greifen nahe war es jetzt. Sie hätte nur den Arm lang machen müssen und alles war…
    »Komm her!«
    Nelly erschrak. Die dumpfe Stimme hätte auch aus einem Grab kommen können, aber sie war aus dem roten Zentrum erklungen. Nelly starrte hinein. Sie glaubte sogar, die Umrisse eines uralten Gesichtes zu erkennen, war sich jedoch nicht sicher.
    Dafür sah sie etwas anderes, das sie wie nebenbei registrierte.
    Das rote Oval war das Zentrum. Doch um es herum baute sich eine Gestalt auf. Ein Kuttenmann, einsitzender Mönch.
    Deutlich war der Umriss der Kapuze zu sehen und ebenso der Verlauf seines Gewandes. Sogar die Falten darin erkannte sie.
    Eine Figur, in der etwas vor sich ging. Die vielleicht ausgehöhlt war, aber trotzdem…
    Ihre Gedanken stockten, denn Nelly sah etwas, das sie an ihrem Verstand zweifeln ließ. Zuerst hörte sie das Knirschen.
    So ein Geräusch entsteht, wenn Stein über Stein reibt, und hier konnte es nur einen Grund haben.
    Die Figur vor ihr hatte sich bewegt. Sie bestand nicht mehr aus Stein. Er musste sich verwandelt haben, und plötzlich löste sich ein Schrei aus ihrer Kehle.
    Zugleich erwischte sie eine fast schon unbeschreibliche Kraft, die gegen sie prallte und sie durchschüttelte. Sie schaffte es nicht mehr, sich dagegen zu wehren. Sie konnte nicht zurück, denn plötzlich war sie mit dem Boden wie verwachsen.
    Vor ihr erschien der Mönch. Sie sah das Gesicht, sie starrte in den roten Schein, in dem sich
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