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124 - Die weisse Frau vom Gespensterturm

124 - Die weisse Frau vom Gespensterturm

Titel: 124 - Die weisse Frau vom Gespensterturm
Autoren: Larry Brent
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der
Spritze, die er bekommen hatte, schien sich ein starkes Belebungsmittel
befunden zu haben, nicht nur ein Vitamin-Traubenzuck er-Präparat. Dass er
imstande war, seine Glieder so geschmeidig zu bewegen, versetzte ihn in
Erstaunen. Er fühlte sich wie neu geboren und war voller Tatendrang. Wortlos
führte die Krankenschwester ihn bis zur Tür und spähte hinaus auf den Gang. Der
ganze Korridor war fünfzehn Meter lang. Von der Tür des Zimmers, in dem der
Privatforscher mehr oder weniger die letzten fünfzehn Monate seines Lebens
verbracht hatte, war der Gang bis zum Abknicken noch etwa acht Meter lang. Von
beiden Wandseiten mündeten glatte, braune Türen auf ihn. Alles war totenstill.
    „Hören Sie
mir gut zu“, raunte Jane und sah ihn an.
    Er erwiderte
ihren Blick. Sie hatte dunkle, unergründliche Augen, einen sanftgeschwungenen
Mund, helle Haut und seidige Wimpern. Das dunkle Haar war unter der
enganliegenden weißen Haube zusammengefasst und an den Seiten hochgesteckt, was
die Vermutung zuließ, dass die Schwester ihre Haare zu anderen Gelegenheiten
lang trug. „Der Fluchtweg führt über den Hof. Ich habe mir einen Nachschlüssel
beschafft. Außerhalb der Mauer steht ein Triumph Vitesse, kein großes Auto,
aber ein gutes. Es ist vollgetankt, der Wagen ist absolut zuverlässig. Der
Zündschlüssel steckt. Sie können Auto fahren?“
    „Ja. Sie
kommen nicht mit?“ Im gleichen Augenblick, als er das sagte, merkte er, dass er
sich dumm benommen hatte. Natürlich konnte sie nicht mitkommen. Schließlich
musste sie weiterhin ihren Dienst versehen, und niemand durfte sie mit seinem
Verschwinden in Zusammenhang bringen.
    „Ich komme
nach. Ich muss mich mit Ihnen über diverse Dinge unterhalten. Mein Dienst
verläuft heute Abend anders als normal. Punkt zehn Uhr kommt meine Ablösung.
Ich habe mit einer Kollegin getauscht. Sobald Sie im Auto sind, starten Sie!
Fahren Sie immer geradeaus! Die erste Abzweigung überfahren Sie... Ungefähr
zwei Meilen von hier folgt dann die nächste Kreuzung. Dort steht ein
verwittertes Schild, das auf einen Gasthof namens Berry 's Camfortable Inn
hinweist.“
    „Wo ist denn
das? Noch nie gehört.“
    „Rund
fünfzehn Meilen nördlich von Pembroke.“
    „Pembroke in
- Wales?“
    „Ja.“
    Parker-Johnson
schluckte hart, und seine Lippen bildeten einen dunklen Strich in dem blassen
Gesicht. „Dann bin ich ja. .. mehr als. .. fünfzig
Meilen von meinem ... Haus entfernt. Ich habe nie erfahren, wo ich festgehalten
wurde. Als ich eines Morgens erwachte, lag ich im Privatsanatorium eines
gewissen Dr. Brennan. Auf meine Frage, wie ich hierher komme, wurde mir
geantwortet, dass ich sehr krank sei. Ich erklärte, dass es sich um einen
Irrtum handeln müsse. .. Da trat meine Tochter vor mich hin mit einem seltsam
rätselhaften Lächeln auf den Lippen, das ich nie vergessen werde. Nimm mich mit
nach Hause, Harriet !, rief ich meiner Tochter zu. Sie
schüttelte den Kopf und sagte, dass dies nicht gehe. Ich hätte zu Hause einen
Tobsuchtsanfall erlitten, alles kurz und klein geschlagen und wäre auf sie und
ihren Mann mit dem Messer losgegangen. Ich konnte mich an nichts erinnern. Nur
- ihren Mann Tony, diesen schrecklichen Kerl, kann ich nicht ausstehen. Als ich
ihn das erste Mal sah, trug er einen karierten Schottenrock. Ich habe fast
einen Lachanfall bekommen. Aber danach gab’s bei uns auch nicht mehr viel zu
lachen, Jane, das können Sie mir glauben. Ich ..."
    „Psst“, sie
legte den Zeigefinger auf ihre Lippen und gebot ihm, still zu sein. „Alle diese
Dinge können Sie mir nachher in Ruhe erzählen.“
    „Gut, ja...
Ich will endlich wissen, welche Rolle Harriet in dem Spiel hatte. Sie ließ es
zu, dass man ihren Vater für verrückt erklärte und in eine Nervenheilanstalt
steckte. Dieser Typ mit dem Schottenrock scheint ihr entweder den Kopf total
verdreht zu haben - oder er ist ein Hexer und hat ihr was ins Essen gegeben,
dass ihre Sinne sich verwirrten ..."
    „Wir werden
es klären ... Und ich werde Ihnen helfen. Aber nun wird es langsam kritisch“,
flüsterte die charmante Krankenschwester. In ihrer weißen Tracht sah sie aus
wie ein Engel. „Meine Ablösung kann jede Minute eintreffen. Wir sind viel zu
spät dran. Ich wurde von meiner Kollegin leider zu lange aufgehalten, das hat
unnötig Zeit gekostet, die uns jetzt fehlt. Schnell..."
    Sie packte
ihn bei der Hand, und sie liefen beide durch den Korridor und an den
schmucklosen, hässlich aussehenden Türen entlang,
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