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124 - Die weisse Frau vom Gespensterturm

124 - Die weisse Frau vom Gespensterturm

Titel: 124 - Die weisse Frau vom Gespensterturm
Autoren: Larry Brent
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seiner Krankheit.
    Er glaubte,
der Boden unter seinen Füßen würde sich öffnen, als Schwester Jane davon
anfing. Die ersten Worte, die sie in dieser Richtung äußerte, würden ihm
unvergesslich bleiben.
    „Sie möchten
gern raus hier, nicht wahr?“
    Er hatte sie
betrachtet wie das siebte Weltwunder. „Ja“, hatte er dann geflüstert. „Wie
kommen Sie darauf?“
    „Ich sehe es
Ihnen an, Mister Parker-Johnson. Ich hatte außerdem Gelegenheit, einen Blick in
ihre Krankenakte zu werfen. Sie sind nicht verrückt! Es ist ein schlimmes
Spiel, das man hier mit Ihnen treibt.“
    „Was wissen
Sie darüber?“
    „Über die
Hintergründe - nichts. Noch nichts. Aber deshalb bin ich hier. Ich habe den
Auftrag, einige Fälle des Dr. Brennan unter die Lupe zu nehmen ...“
    „Dann sind
Sie ... von der Polizei?“
    „Ja, so
ähnlich“, hatte sie ausweichend erwidert.
    „Das heißt -
ich könnte Ihnen vertrauen?“
    „Sie sollten
es sogar, Mister Parker-Johnson.“
    „Meinen Sie
es wirklich ernst, oder gehört das Ganze nur zu einer neuen Therapie, die sich
Brennan hat einfallen lassen?“
    „Sie müssen
schon Vertrauen zu mir haben.“
    „Und wer gibt
mir die Gewissheit, Schwester, dass ich das kann?“ „Lassen Sie mich eine
Gegenfrage stellen, Mister Parker-Johnson: Was haben Sie zu verlieren?“
    Er sah sie
daraufhin lange und eingehend an. „Okay“, hatte er gesagt, „Sie haben recht. Im
Prinzip habe ich nichts zu verlieren. Sie könnten mich - wenn alles ein Spiel
ist - nur in eine neue Enttäuschung stürzen. Aber diese würde wohl kaum mehr so
schmerzhaft sein wie die anderen, die ich davor erlebt habe.“
    „Sie werden
nicht enttäuscht sein. Das verspreche ich Ihnen. Sie können sich auf mich
verlassen. Ich bin morgen Abend wieder da und habe den Auftrag, Ihnen Ihre
Gutenachtspritze zu geben. Ich werde die Ampulle austauschen und Ihnen
stattdessen ein harmloses Vitamin-Traubenzucker-Präparat injizieren. Sie werden
sich sehr frisch danach fühlen.“
    Bis jetzt
hatte sie Wort gehalten. Pünktlich zur angegebenen Zeit war sie ins Zimmer
gekommen und hatte ihm die Spritze gegeben. Da war’s gerade dunkel geworden.
    Spätestens um
zehn Uhr wollte sie kommen. Dann war Stille im ganzen Haus, und die Flucht, die
er so lange herbeigesehnt hatte und an die er schon nicht mehr glauben wollte,
sollte endlich stattfinden. Mit jeder Minute, die nach der allgemeinen
Stromsperre verging, fieberte der Mann in dem kleinen, schmucklosen Raum dem
Augenblick seiner Befreiung entgegen. Er war hellwach und fühlte sich, als
könne er Bäume ausreißen. Lauschend lag er im Dunkeln und verhielt sich völlig
still. Zweifel stiegen in ihm auf und vergifteten sein Denken. Hoffentlich ging
nichts schief. Wenn Schwester Janes Plan entdeckt wurde, bedeutete dies Gefahr.
Für ihr - und für sein Leben! In dem alten, muffig riechenden Haus hielten sich
noch andere auf, die nicht so dachten wie Schwester Jane.
    Seine
Gedanken wurden abrupt unterbrochen, als er Schritte hörte, die laut durch den
langen, mit Fliesen belegten Korridor hallten. Schwester Jane!
    Parker-Johnson
schluckte trocken und hielt unwillkürlich den Atem an. War das wirklich Janes
Schritt? Plötzlich hatte er panische Angst, dass der Plan vorzeitig entdeckt
und vereitelt würde. Der Mann spürte Schmerzen in der Brust und ein Gefühl von
Beklemmung. Knarrend drehte sich der Schlüssel von außen, dann wurde die Tür
geöffnet. Ein fahler Lichtstreifen fiel in das stockdunkle Zimmer. Der Gang
jenseits der Tür war schwach beleuchtet. In dem erleuchteten Viereck zeigte
sich die dunkle Silhouette einer schlanken Frau. Sie ließ einen Moment
verstreichen, als wolle sie die Reaktion des Mannes prüfen. Henry
Parker-Johnson öffnete schon den Mund, hielt aber im letzten Augenblick inne.
Er war sich nicht ganz sicher, ob es sich wirklich um Schwester Jane handelte,
die in der Tür stand - oder um eine andere Pflegeperson.
    „Hallo,
Mister Parker-Johnson“, flüsterte da eine vertraute Stimme, und der
Angesprochene hätte jubeln können.
    „Ja!“, sagte
er aufgeregt, und sein Puls pochte schneller. „Ist die Luft rein?“ Er starrte
auf die dunkle Silhouette, die auf ihn zuhuschte.
    „Niemand
außer mir in der Nähe“, raunte ihm Schwester Jane zu. „Die Patienten in der
Abteilung sind alle ruhiggestellt. Die Kollegin hält sich im unteren Stockwerk
auf. Es kann losgehen ..."
    Sie gab ihm
ein Zeichen, sich zu erheben, und er war erstaunt, wie flott das ging. In
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