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124 - Die weisse Frau vom Gespensterturm

124 - Die weisse Frau vom Gespensterturm

Titel: 124 - Die weisse Frau vom Gespensterturm
Autoren: Larry Brent
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ein
zweites Wasserbecken. Danach füllte sie das frisch gesäuberte kühle Glas wieder
auf.
    „Ja. Ganz
gewiss.“
    „Aber an den
erhängten und heute noch spukenden Wilderer glauben Sie nicht?“
    „Noch nicht.
Die Figur hört sich irgendwie erfunden an ..."
    Die Wirtin
zuckte die Achseln. Sie wollte etwas sagen, als sich eine etwa dreißigjährige
Frau, die an der Theke saß, in Richtung Martin Bernauer wandte und sich in das
Gespräch einschaltete. „Mary hat recht mit allem, was sie sagt. Bei mir hat’s
Tim schon mal versucht! Ich denke, ich fall vom Hocker, als der Kerl mir unter
den Rock greift. Sie sollten’s glauben, Mister ... Und Sie sollten auch Marys
Warnungen ernst nehmen. Das mit dem Turm ist nichts für Sie. Wäre schade um Sie
..." Das klang bitterernst.
    Die Wirtin
hatte anderweitig zu tun, und die beiden Deutschen hatten nun Gelegenheit, sich
einander bekannt zu machen. Rolf Salwin erfuhr von dem Studenten, dass dieses
Material für eine Artikelserie sammelte, die in einer bekannten deutschen
Zeitschrift erscheinen sollte. Bernauer wollte Orte, an denen es angeblich
spukte, aufsuchen und aus eigenem Erleben kennenlernen. Der dunkelhaarige junge
Mann aus Stuttgart, der eine randlose Brille trug, glaubte an übersinnliche
Erscheinungen und daran, dass es die Weiße Frau wirklich gab.
    An dieser
Stelle zeigte sich auch Rolf Salwin überrascht, dass er dann von der Geschichte
des erhängten Wilderers nichts wissen wollte.
    ..Ich finde
es selbst merkwürdig“, gestand ihm Bernauer nach einer Weile und hatte seine
Stimme gesenkt, da er nicht wollte, dass seine unmittelbaren Nachbarn an der
Bar Zeuge seines Geständnisses wurden. Aber es hätte des leisen Sprechens nicht
bedurft. Hier war sowieso sonst niemand, der Deutsch verstand. Martin Bernauer
fuhr sich mit der Rechten durch das leicht gewellte Haar. „Es ist so, als wären
all die anderen Besuche, die ich inzwischen hinter mich gebracht habe, völlig
bedeutungslos. Ich habe das Gefühl. überhaupt nichts gesehen zu haben. Dabei
war ich bestimmt in mehr als hundert Ruinen, Schlössern, alten Häusern, habe
darin geschlafen und gelauscht und auf einen besonderen Zwischenfall gewartet.
Ich habe auch manches gehört. Knarrende Türen ... Klopfen in den Wänden ...
Schritte, die sich in leeren Räumen bewegten. . . Ich habe Tonbandaufnahmen
gemacht und alles genau notiert, aber je näher ich nach Pembroke komme, desto
mehr verblassen die Bilder, die Geräusche, die Erlebnisse, ja, selbst meine
Erinnerung ... Und hier - nur noch runde fünfzehn Meilen von der Turmruine
entfernt - will ich andere Spukerscheinungen schon gar nicht mehr für möglich
halten. Dabei ist die Geschichte von Tim Cooley doch recht plausibel ... Ich
weiß nicht... Ich werde das dumme Gefühl nicht los, als würde mit mir etwas
nicht mehr stimmen. Ich kann es kaum erwarten, den Turm aufzusuchen. Gerade so,
als empfinge ich von dort einen geheimnisvollen Ruf...“
     
    ●
     
    Der Mann lag
mit geschlossenen Augen im dunklen Raum. Die Kammer war klein, nur mit dem
Notwendigsten möbliert: ein kleiner quadratischer Tisch, zwei alte Stühle, ein
Wandschrank. Es gab nicht mal eine Tisch- oder Stehlampe, nur eine
Deckenleuchte. Die ließ sich mit dem Schalter neben der Tür jedoch nur bis halb
zehn ein- oder ausschalten. Danach wurde der Strom für alle Zellen zentral
gesperrt.
    Es war halb
zehn und der Mann hatte keine Möglichkeit mehr, das Licht anzuknipsen. An
manchen Abenden hätte er es gern noch getan. Aber heute war ihm die Finsternis
geradezu angenehm. Nur in der Dunkelheit konnte er sein Vorhaben durchfuhren.
Vorausgesetzt, dass die Neue, die seit einer Woche in diesem Trakt Nachtdienst
hatte, zuverlässig war und sich von dem Gerede der anderen nicht irre machen
ließ.
    Henry
Parker-Johnson war seit eineinhalb Jahren in dem Sanatorium. Der hagere Mann
mit den kleinen dunklen Augen und dem schütteren grauen Haar war in dieser Zeit
um Jahrzehnte gealtert. Seine eigene Tochter hatte es fertiggebracht, ihn
entmündigen zu lassen und wegen angeblich geistiger Umnachtung in die Anstalt
zu bringen. Aber er war nicht verrückt! Alle seine Beteuerungen hatten jedoch
nicht geflüchtet. Die untersuchenden Ärzte schienen anderer Meinung zu sein und
behielten ihn da. Aber nicht, weil er geistesgestört war, sondern weil sie
gutes Geld an ihm verdienten. Sie waren bestochen worden - mit seinem eigenen
Geld!
    Ihm stieg die
Galle hoch, und er hätte alle, die ihn hier gegen seinen
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